Australischer Kurienkardinal George Pell

Der australische Kardinal George Pell ist im Alter von 81 Jahren gestorben / © Gregorio Borgia/AP (dpa)

Der australische Kurienkardinal George Pell war überraschend am 10. Januar 2023 in Rom im Alter von 81 Jahren gestorben.

Im Jahr 2018 war Pell weltweit in die Schlagzeilen geraten, als er von einem Strafgericht in Melbourne wegen angeblichen sexuellen Missbrauchs zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Im März 2019 war er zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Er war der ranghöchste katholische Geistliche, der jemals wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde. Der australische Kurienkardinal George Pell war Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates und damit eine Art "Finanzminister des Papstes". Wegen der mit einem Schuldspruch geendeten Strafrechtsprozesse gegen ihn war er bereits seit Juni 2017 von Papst Franziskus als Finanzchef beurlaubt. 

2020 wurde er vom Obersten Gerichtshof aus Mangel an Beweisen freigesprochen und nach 405 Tagen aus dem Gefängnis entlassen. Danach kehrte er nach Rom zurück.

Derzeit ist in Australien in Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen noch ein zivilrechtliches Verfahren gegen ihn anhängig. Es soll laut australischen Medien auch nach seinem Tod weitergehen.

David Pell nannte die Vorwürfe gegen seinen Bruder George eine "Schmierenkampagne". Auch Berichte über mangelndes Mitgefühl seines Bruders gegenüber Missbrauchsbetroffenen seien "einfach nicht wahr".

Pell wurde am 8. Juni 1941 in Ballarat im australischen Bundesstaat Victoria geboren und mit 25 Jahren zum Priester geweiht. Mit der geistlichen Laufbahn entschied er sich gegen eine mögliche Karriere als Rugby-Spieler. Sein Weiterstudium in Rom und Oxford führte ihn zur Promotion im Fach Kirchengeschichte.

Nach mehreren Stationen in Seelsorge und Hochschule ernannte ihn 1987 Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zum Weihbischof und 1996 zum Erzbischof von Melbourne. 2001 wurde Pell nochmals befördert, nach Sydney, der Hauptstadt des australischen Libertinismus. Von hier aus meldete er sich immer wieder mit kernig-konservativen Statements über Themen wie Homosexualität, Bioethik und Umwelt zu Wort.

Ins weltkirchliche Rampenlicht trat er als Gastgeber des Weltjugendtags in Sydney 2008. Im Februar 2014 machte ihn Papst Franziskus zum Leiter des neugegründeten vatikanischen Wirtschaftssekretariates.

Als Mitglied der Römischen Glaubenskongregation (1990-2000) gehörte Pell zu den engsten Beratern des damaligen Präfekten Joseph Ratzinger, später Papst Benedikt XVI. (2005-2013). Unter den Kandidaten für dessen Nachfolge im Amt des Präfekten wurde 2005 auch sein Name genannt. (KNA)

Quelle:
KNA

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