Papst besorgt über finanzielles Defizit im Vatikan

"Niemals zum Komplizen zu werden"

Papst Franziskus ist besorgt wegen des anhaltenden finanziellen Defizits im Vatikan und will dort weitere Wirtschaftsreformen durchsetzen. "Ich weiß, dass der Heilige Stuhl jedes Jahr ein großes Defizit verzeichnet."

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das schreib der Papst in einem Brief an die Mitarbeiter des Wirtschafts-Sekretariats der Römischen Kurie. Tatsächlich dient der gesamte Apparat der Mission, und die finanziellen Ressourcen sind begrenzt. Aber wir wissen: Ein Defizit bedeutet, dass ein Teil des Vermögens vernichtet wird, und das schränkt die Zukunft ein. Und deshalb müssen wir den Trend umkehren."

Das Bewusstsein dafür müsse auf allen Ebenen wachsen, alle seien dafür verantwortlich, den Erhalt der nötigen Ressourcen zu garantieren, "damit auch diejenigen, die nach uns kommen, den Weg fortsetzen können", so die Mahnung des Papstes. 

Neue Kompetenzen, neue Köpfe erforderlich

Um das zu erreichen, seien neue Kompetenzen, neue Köpfe und Menschen mit erneuertem Geist und erneuerter Professionalität erforderlich. Der Brief des Papstes trägt das Datum vom 24. November, wurde aber erst am Dienstag vom Wirtschaftssekretariat veröffentlicht.

In dem Schreiben dankte der Papst den Mitarbeitern für die "vielen Fortschritte, die gemacht worden sind." Insbesondere dankte er dem verstorbenen australischen Kardinal George Pell (1941 - 2023) und dessen Nachfolger Pater Juan Antonio Guerrero. Zugleich mahnte: "Was getan wurde, sollte uns nicht zu der Annahme verleiten, dass der Weg der Wirtschaftsreform abgeschlossen ist. Im Gegenteil, er hat gerade erst begonnen."

Loyalität bedeute, "niemals zum Komplizen zu werden"

Nachdrücklich rief er die Mitarbeiter zu Loyalität in ihrem Dienst auf. Sie müssten "nein sagen, wenn das, was man euch darstellt oder was ihr in den Kontrollen findet, die Mission verrät, wenn das Einzelinteresse einiger über das kollektive überwiegt, wenn die Regeln verletzt oder kunstvoll umgangen werden, um Ziele zu verfolgen, die denen des Heiligen Stuhls und der Kirche fremd sind." Loyalität bedeute, "niemals zum Komplizen zu werden, und sei es nur, indem man so tut, als ob man es nicht sähe."

Als ein Mittel zur Steigerung der wirtschaftlichen Effizienz deutete der Papst in seinem Schreiben an, dass künftig auch im Vatikan die Entlohnung stärker an die Leistungen der einzelnen Mitarbeiter gekoppelt werden solle. Alle müssten einen gerechten Lohn erhalten, und Karrieredenken müsse vermieden werden, so Franziskus. Doch auch eine Prämierung besonderer Verdienste könne ein Zeichen von Gerechtigkeit sein. 

Finanzen im Vatikan

Als zentrale Leitungsbehörde einer weltweiten Organisation sowie als Träger karitativer Einrichtungen hat der Heilige Stuhl hohe laufende Kosten, die meisten davon für Personal. Die Einnahmen kommen aus sehr unterschiedlichen Quellen.

Dazu zählen im Vatikan die Gewinne der Vatikanbank IOR aus Gebühren und Zinsen sowie die an den Heiligen Stuhl abgeführten Gewinne des Vatikanstaates, etwa aus Eintrittsgeldern oder dem Verkauf von Briefmarken.

Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms.  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms. / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA