Die italienische PR-Beraterin Francesca Chaouqui war 2016 in einem vatikanischen Strafprozess um unerlaubte Informationsweitergabe zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Im aktuellen Verfahren rund um eine verlustreiche Investition in eine Londoner Immobilie und mögliche damit verbundene Straftaten, trat Chaouqui als Zeugin auf.
Widerstand gegen Wirtschaftskontrollen
Sie war 2013 von Papst Franziskus zum Mitglied der vatikanischen Wirtschaftskommission Cosea berufen worden. Laut der Zeitung "La Stampa" (Samstag) berichtete sie vor Gericht nun über Schwierigkeiten, den Widerstand des Staatssekretariats gegen Wirtschaftskontrollen zu überwinden. Sie habe weder Erfolg mit Cosea gehabt noch mit dem seinerzeit vom australischen Kardinal George Pell geleiteten Wirtschaftssekretariat. Darum habe sie sich an die Justiz gewandt und sei dabei stets in Kontakt mit dem Papst gewesen.
Den neben neun anderen Personen angeklagten Kardinal Becciu beschuldigte sie, maßgeblich an ihrer damaligen Verhaftung wegen des Vatileaks-II-Skandals beteiligt gewesen zu sein. Dies wies der ehemalige zweite Mann im vatikanischen Staatssekretariat in einer spontanen Erklärung zurück. Stattdessen beschuldigte er wiederum Chaouqui, sich an ihm rächen zu wollen.
Papst: "Vergesse schlechte Dinge"
Der Sarde verlas einen Brief, den er Franziskus nach dessen Treffen mit Chaouqui im August 2022 zukommen ließ. Der Papst hatte nach einer Generalaudienz kurz mit der Italienerin gesprochen. In dem Schreiben, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt, beschuldigte der Kardinal Franziskus, seine "vielbeschworene Verpflichtung zur Neutralität in diesem Prozess" gebrochen zu haben. Mit dem Treffen habe er sich "mit ihr solidarisch gezeigt und ihre anklagenden Thesen gegen mich indirekt unterstützt". Jetzt werde sie "noch mehr Kraft gewinnen, um mich mit allen satanischen Mitteln, zu denen sie fähig ist, weiter zu demontieren".
Das Kirchenoberhaupt entschuldigte sich in seiner Antwort für den Fall, dass Becciu diese "Geste der Begrüßung" verletzt haben könnte. Das "Abenteuer" dieser Dame habe er fast vergessen. Er habe nicht einmal gewusst, dass sie an dem Verfahren beteiligt sei und werde darauf auch nicht näher eingehen. Er habe die Angewohnheit, "schlechte Dinge" zu vergessen, so der Papst.
Die nächste Prozess-Anhörung ist für den 26. Januar angesetzt.