Zurückgetretener Bischof wird des Missbrauchs angeklagt

Saunders unter Hausarrest

Die Missbrauchskrise der katholischen Kirche Australiens geht weiter. Kardinal George Pell war 2020 freigesprochen worden. Doch nun steht der zurückgetretene Bischof Christopher Saunders unter Hausarrest und ab Juni vor Gericht.

Ein Pileolus: Kopfbedeckung eines Bischofs / © N.N. (KNA)
Ein Pileolus: Kopfbedeckung eines Bischofs / © N.N. ( KNA )

Der emeritierte australische Bischof Christopher Saunders (74) wird wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs indigener Jugendlicher und Kinder angeklagt. Wie der australische Sender ABC am Donnerstag berichtete, wurde der frühere katholische Bischof von Broome am Mittwochabend in seinem Haus in Westaustralien festgenommen. 

Nach einer Vernehmung wurde er gegen eine Kaution von umgerechnet rund 6.000 Euro auf freien Fuß gesetzt, steht jedoch bis zum Prozessbeginn im Juni unter Hausarrest. In einer Mitteilung bestätigte die Australische Bischofskonferenz am Donnerstag den Vorgang und versicherte, sie werde "uneingeschränkt mit der Polizei zusammenarbeiten".

Schwerwiegende Vorwürfe

Der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Timothy Costelloe, betonte, die Vorwürfe gegen Saunders seien "sehr schwerwiegend und zutiefst beunruhigend". Es sei "richtig und angemessen und sogar notwendig, dass alle derartigen Vorwürfe gründlich untersucht werden", so der Erzbischof von Perth.

Sacred Heart Church in Beagle Bay, Broome, Australien / © alybaba (shutterstock)
Sacred Heart Church in Beagle Bay, Broome, Australien / © alybaba ( shutterstock )

Saunders wird demnach in 14 Fällen sexuelle Nötigung und in zwei Fällen Vergewaltigung vorgeworfen. Zudem soll er in drei Fällen "unsittlichen Umgang mit Minderjährigen" zwischen 16 und 18 Jahren gehabt haben. Die Taten ereigneten sich Gerichtsakten zufolge zwischen 2008 und 2014. Saunders' Anwalt erklärte, er werde vor Gericht auf "nicht schuldig" plädieren.

Eigene Ermittlungen des Vatikans

Im September 2023 war Saunders in einem Untersuchungsbericht des Vatikans "sehr schweres" Fehlverhalten vorgeworfen worden. Der an australische Medien durchgesickerte 200-seitige Bericht kam zu dem Schluss, Saunders habe während seiner mehr als ein halbes Jahrhundert währenden Tätigkeit als Priester in Broome wahrscheinlich vier indigene Jugendliche sexuell missbraucht und sich möglicherweise an 67 weiteren vergangen.

Der Vatikan hatte im Fall Saunders eigene Ermittlungen aufgenommen, nachdem die Polizei von Westaustralien im Mai 2021 wegen "unzureichender Beweislage" Ermittlungen gegen Saunders eingestellt hatte.

Der Sender ABC hatte 2020 als erster über die Vorwürfe gegen Saunders berichtet. Im August 2021 trat Saunders zurück, behielt aber den Titel emeritierter Bischof von Broome. Das dünn besiedelte Bistum in Westaustralien umfasst 773.000 Quadratkilometer und ist damit mehr als doppelt so groß wie Deutschland.

10.000 der rund 50.000 Bewohner sind Katholiken. Die Region Kimberley innerhalb des Bistums hat eine der größten Aboriginal-Populationen. Saunders, der das Küstenbistum mehr als 20 Jahre leitete, hatte sich einen Namen als Streiter für die Rechte der Aboriginals gemacht.

Quelle:
KNA