Papst Franziskus ist nach zehn Jahren noch nicht amtsmüde

"Allen einen Platz in der Kirche geben"

Papst Franziskus hat nach zehn Jahren im Amt noch Pläne und Träume. Starke Kniebeschwerden nährten zuletzt Spekulationen über einen Rücktritt, den Franziskus grundsätzlich nicht ausschließt.

Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Er wolle "Türen öffnen und Wege gehen", sagte er der argentinischen Zeitung "La Nacion" (Onlineausgabe Freitag). In der Leitungszentrale der Kirche spüre er den "Wind der Reform". Aber es gebe "noch immer viel zu tun", so der Argentinier, der am 13. März 2013 zum Papst gewählt worden war.

Wie soll die Kirche in 20 Jahren aussehen?

Was ihn in der bisherigen Amtszeit froh gemacht habe, sei alles, was mit Vergebung und Verständnis für die Menschen zu tun habe. Er wolle "allen einen Platz in der Kirche geben", sagte Franziskus. Als persönlichen Fehler nannte er "ein bisschen Ungeduld". "Wenn man die Ruhe verliert, rutscht man aus und macht Fehler", sagte der Papst – dies sei ihm "mehr als einmal" passiert, auch wenn es nicht in der Zeitung gestanden habe.

Die katholische Kirche in zwanzig Jahren stelle er sich "pastoraler, gerechter, offener" vor. Die Geschichte verändere Situationen und die Wege der christlichen Verkündigung, sagte der Papst. "Mir geht es darum, immer einen offenen Horizont zu haben und das Heute zu leben." Die zehn Jahre an der Spitze der Kirche seien "schnell vergangen, wie mein ganzes Leben". Seine eigene Schulzeit komme ihm vor "wie gestern".

"Der Papst gehorcht dem Konklave"

Zum Vorhaben der Kurienreform, mit dem er 2013 vor dem Hintergrund von Misswirtschaft und Netzwerken im Vatikan angetreten war, sagte Franziskus, er habe Veränderungen "in Gang gesetzt". Dabei erinnerte er an den im Januar verstorbenen Kardinal George Pell, der das Finanzwesen aufräumte. Die Umgestaltung des Papsttums habe nicht mit ihm selbst begonnen, sondern schon mit Paul VI. (1963-1978), sagte Franziskus. Auch seinen Vorgänger Benedikt XVI. (2005-2013) würdigte er als Mann der klaren Linie und als ersten Papst, der sich mit dem Thema Missbrauch auseinandersetzte.

Den "Wind der Reform" brachte Franziskus mit der Papstwahl vom März 2013 in Verbindung. "Er ist im Konklave entstanden, nicht durch den Papst; der Papst gehorcht dem Konklave", sagte er. Wirtschaftlich habe sich der Vatikan konsolidiert von " schmutzigen Investments" getrennt.

Auf den Umstand, dass in seinem engsten Beratergremium von neun Kardinälen nach dem Tod Pells und dem Ausscheiden des Münchener Kardinals Reinhard Marx kein Wirtschaftsexperte mehr vertreten ist, ging der Papst nicht ein.

Widerstand gegen Veränderungen

Zur Frage nach internen Gegnern sagte Franziskus, Widerstand werde es "immer und überall geben – gegen jeden Fortschritt, jede Veränderung". Auch Jesus habe Widerstand erlebt. "Denn er hatte diese Botschaft: Hier muss man keiner politischen oder kirchlichen Partei angehören", sagte der Papst.

Quelle:
KNA