Malteser fordern klare Kommunikation bei Impfpflicht

"Das kann massive persönliche Auswirkungen haben"

Mitte März kommt die Impfpflicht für die Pflege und Medizin. Auch wenn die Pflicht nicht sofort überall umgesetzt werden soll: Was kommt auf die Pflegekräfte zu? Kai Vogelmann von den Maltesern NRW wünscht sich hier mehr Aufklärung.

Junge Frau wird geimpft / © Studio Romantic (shutterstock)
Junge Frau wird geimpft / © Studio Romantic ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft sind ungefähr 90 Prozent der Menschen, die in Kliniken arbeiten, schon geimpft. Wie ist das bei Ihnen in der aktuellen Situation?

Der Malteser Landesverband NRW

Die Malteser in Nordrhein-Westfalen sind ein Bund aus fünf Diözesen: Köln, Aachen, Essen, Münster und Paderborn. Rund 26.500 ehrenamtliche Mitglieder, 1800 Mitglieder in der Malteser Jugend, 1900 Schulsanitäter sowie rund 3.000 hauptamtliche Mitarbeiter in Vollzeit und Teilzeit an 208 Standorten leisten in NRW Dienst am Nächsten. Im Rettungs- und Sanitätsdienst, in der Jugendarbeit, im Katastrophenschutz, bei Besuchs- und Begleitdiensten, bei Menü- oder Fahrdiensten, oder bei den rund 30.000 Hausnotruf-Kunden. Dabei werden sie von 232.000 Fördermitgliedern unterstützt.

Krankenwagen des Malteser Rettungsdienstes / © Harald Oppitz (KNA)
Krankenwagen des Malteser Rettungsdienstes / © Harald Oppitz ( KNA )

Kai Vogelmann (Leiter der Presse und Kommunikation NRW bei den Maltesern): Das ist eine erfreulich hohe Quote, wenn man das mal mit der Gesamtgesellschaft betrachtet. Ich kann als Malteser hier noch einmal einen drauflegen: Wir sind jetzt mehr im Bereich Rettungsdienst und Soziale Dienste unterwegs. Wir reden bei uns von einer Quote, die im Augenblick höher als 95 Prozent ist.

Wir haben die Impfung ja auch letztes Jahr schon begrüßt. Gerade unsere Kolleginnen und Kollegen im Rettungsdienst - das ist ja die Dienstleistung, die als erstes am Patienten ist, was man in der öffentlichen Wahrnehmung vielleicht so gar nicht sieht - haben das sehr ernst genommen für sich, gehen da sehr verantwortungsvoll mit um. Und ich denke, den Kolleginnen und Kollegen kann man hier an dieser Stelle auch mal ein ganz großes Dankeschön aussprechen, dass sie das Wohl und Wehe der Bevölkerung nicht aus den Augen verloren hat.

DOMRADIO.DE: Es gibt Leute, die sich aus irgendwelchen Gründen nicht impfen lassen wollen. Ich vermute mal, wer jetzt noch nicht geimpft ist - obwohl er es könnte -, der ist schwer zu kriegen. Wie gehen Sie auf diese Menschen zu?

Vogelmann: Ich sehe das Problem nicht bei meinen Kollegen im Rettungsdienst oder Pflegedienst, wo sowieso ein sehr hohes Berufsethos damit verbunden ist. Aber wir haben natürlich bei uns ganz andere Gruppen, die diese Impfpflicht auch trifft. Nämlich die, die in Liegenschaften und Gebäuden tätig sind, wo sich unsere Rettungsdienste aufhalten zum eigenen Schutz. Und das sind dann zum Beispiel auch Fahrer vom Menü-Service oder Kolleginnen und Kollegen vom Hausnotruf-Hintergrund-Dienst. Und die müssen jetzt auch im Prinzip alle noch mal erfasst werden, darauf angesprochen werden, falls sie es noch nicht sind.

Ich muss dazu sagen, wir Malteser sind von Beginn an Befürworter der Impfkampagne, haben da auch intern immer massiv Werbung gemacht. Auch da ist, dürfte oder müsste der Anteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr gering sein. Dennoch haben wir vergangene Woche noch mal alle angeschrieben und darauf hingewiesen, was da passiert. Wir haben auch darauf hingewiesen, welche Konsequenzen das haben kann, wenn man dieser Impfpflicht nicht nachkommt - nämlich die Meldung an das jeweilige Gesundheitsamt. Das Gesundheitsamt würde im schlimmsten Fall ein Berufsverbot aussprechen für diejenigen, die die Nachweise nicht erbringen können. Das hätte dann für den jeweiligen Betroffenen auch massive persönliche Auswirkungen.

DOMRADIO.DE: Was haben Sie den Leuten gesagt? Wie treten Sie mit den Menschen ansonsten in Kontakt, wie begegnen Sie denen?

Vogelmann: Das Schöne ist, die Malteser wirken immer so groß, aber eigentlich sind wir doch ein relativ überschaubarer Arbeitgeber und wir haben sehr kurze Wege bis an die Basis. Allein dieser permanente Kontakt, den man sowieso schon hat über die Führungskräfte zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, hat dazu beigetragen, dass der Dialog nie abgerissen ist. Und dieses Schreiben der Geschäftsführung nach unten hat im Prinzip noch mal ganz offiziell zusammengefasst: Worum geht es? Was müsst ihr erbringen? Was sind die Voraussetzungen, um weiter bei uns ein- und ausgehen zu können? Was kann euch im schlimmsten Fall drohen?

Aber letzten Endes hat die Geschäftsführung hier keinen Hehl daraus gemacht, dass wir hier von einer kleinen Minderheit sprechen. Der überwiegende Großteil unserer Malteser Nordrhein-Westfalen ist sehr diszipliniert und sehr verantwortungsvoll - auch in dem Bereich.

Kai Vogelmann

"Eine einheitliche Kommunikation im Sinne des Bürgers würde uns allen guttun."

DOMRADIO.DE: Vielleicht können Sie uns noch einen kleinen Einblick geben. Die Impfstoffe sind gut erforscht. Viele Mythen, die es gab, konnten wissenschaftlich aus dem Weg geräumt werden. Wovor haben die Menschen Angst oder was ist ihr Grund gegen eine Impfung?

Vogelmann: Durch diese Homeoffice-Situation ist es für mich als Pressesprecher, der nicht permanent vor Ort in der Dienststelle ist, schwierig den Kontakt aufrecht zu halten. Aber ich habe natürlich auch Kontakt mit Kollegen. Einige sagen, dass ihnen dieser mRNA-Impfstoff noch zu wenig erforscht wäre, warten auf neue Alternativen, die ja angekündigt werden. Mittlerweile haben sie aber für sich beschlossen, dass dadurch, dass die Einführung neuer Impfstoffe noch auf sich warten lässt und man auf der anderen Seite aber auch mitbekommt - wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht-, dass diese Impfdurchbrüche oder diese Impfnebenwirkungen ja doch überschaubar sind bei der Masse, die schon geimpft worden ist. Dass es besser ist, sich jetzt Boostern zu lassen oder fertig impfen zu lassen und nicht weiter zu warten.

DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie versuchen auf jeden Fall auf die Leute zuzugehen, alle ins Boot zu holen. Und noch wäre es ja auch nicht zu spät, bis zum 15. März ist noch ein bisschen Zeit. Was passiert aber mit denen, die bis dahin immer noch keine Impfung erhalten haben, weil sie es nicht wollen?

Vogelmann: Da greift dann im Prinzip das Prozedere, was der Gesetzgeber vorsieht. Das heißt, wir sind dann verpflichtet, wenn die Nachweise nicht eingereicht werden, das dem Gesundheitsamt zu melden. Das Gesundheitsamt wird dann entsprechend im Zweifelsfall noch mal Fristen setzen oder dann auch direkt ein Tätigkeitsverbot aussprechen. Tätigkeitsverbot heißt, dass der oder diejenige nicht mehr eingesetzt werden darf bei uns. Und dadurch verlieren natürlich auch Angestellte, wenn sie keine Leistung erbringen, im Zweifelsfall einen Anspruch auf Vergütung.

Aber auch hier: Ich rede jetzt hier Stand letzte Woche/Ende der Woche. Am Wochenende haben sich hier auch wieder Politiker darüber gezofft: Ist das überhaupt statthaft? Darf man das überhaupt? In der Debatte stand auch: Mitarbeiter, die gekündigt werden, verlieren dann auch ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld und Ähnliches. Und da kann ich eigentlich nur einsteigen in die Forderung, die Generalmajor Breuer, der ja den Krisenstab auf Bundesebene leitet, heute getroffen hat, der gesagt hat: Leute, fangt doch endlich mal an so zu kommunizieren, dass jeder versteht, worum es geht. Egal ob es jetzt um den Impfstoff, das Impfen oder die Konsequenzen geht. Ich denke, es ist viel zu viel Unklarheit immer noch da draußen, was eigentlich momentan Sachstand ist. Und eine einheitliche Kommunikation im Sinne des Bürgers würde uns allen guttun.

Das Interview führte Michelle Olion.

Quelle:
DR
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