Caritaspräsidentin gegen Altersgrenze bei Impfpflicht

Kein Argument für eine Pflicht ab 18 Jahren

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva-Maria Welskop-Deffaa, hält eine Corona-Impfpflicht für Menschen ab 18 Jahren nicht für sinnvoll. Kriterien sollten vielmehr die Impfstoffzulassung oder der Gefährdungsgrad sein.

Impfung / © Matthias Balk (dpa)
Impfung / © Matthias Balk ( dpa )
Eva Maria Welskop-Deffaa, Caritaspräsidentin / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Eva Maria Welskop-Deffaa, Caritaspräsidentin / © Philipp von Ditfurth ( dpa )

"Entweder man orientiert sich an der Impfstoffzulassung, also ab fünf Jahren, oder an der Gefährdung der jeweiligen Gruppe. Dann landet man wie Italien bei einer Impfpflicht ab 50", sagte Welskop-Deffaa der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Mir fällt kein Argument ein, das für 18 spricht."

Impfpflicht für Pflegekräfte ab März

Durch die Ankündigung der Impfpflicht für Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen ab Mitte März sei es bislang zwar nicht zu einer Kündigungswelle gekommen, allerdings orientierten sich viele Mitarbeiter zu anderen Arbeitsstellen hin, so Welskop-Deffaa.

"Da kommen viele Frustrationen zusammen: die Impfskepsis, die Verärgerung, dass die Pflicht nur für Beschäftigte in bestimmten Einrichtungen gilt, und auch die allgemeine Enttäuschung über den Arbeitsalltag, in dem immer neue Löcher gestopft werden müssen", erklärte die Caritaspräsidentin.

Unverständnis und Aggression

Zwar sei es durchweg gelungen, durch die angekündigte Impfpflicht die Impfbereitschaft zu steigern, allerdings werde dieser positive Effekt durch eine Verschärfung des Arbeitsklimas zum Teil sogar aufgehoben. "In Einrichtungen lassen sich vielleicht fünf Leute zusätzlich impfen, aber bei zehn steigt das Aggressionspotenzial", sagte Welskop-Deffaa.

Eva-Maria Welskop-Deffaa

"In Einrichtungen lassen sich vielleicht fünf Leute zusätzlich impfen, aber bei zehn steigt das Aggressionspotenzial."

Bonuszahlung sorgt für Streit

Kritisch sieht die Caritaspräsidentin auch die von der Politik neuerlich angeregte Pflegeprämie als einmalige Bonuszahlung. Diese führe aber zu Unfrieden in und auch zwischen den Einrichtungen. "Die einen bekommen den Bonus, die anderen nicht", bemängelt Welskop-Deffaa. "Statt als Anerkennung empfinden viele Mitarbeitende das Verfahren als Belastung." 

Den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Auszahlung eines weiteren Coronabonus in der Pflege kritisierte sie: "Ein Füllhorn, das eher zufällig ausgegossen wird, ist der falsche Weg".

Zudem sei problematisch, dass bei der Prämie nur die Pflegekräfte berücksichtigt würden. "Das verkennt meines Erachtens, wie stark auch Hilfskräfte gefordert sind oder dass auf Corona-Stationen inzwischen auch Ärztinnen und Ärzte einspringen, um Pflegeaufgaben wahrzunehmen", so Welskop-Deffaa. Stattdessen regte sie tarifvertragliche Regelungen an, etwa in Form von Pandemiezuschlägen.

Debatte um Impfpflicht in Deutschland

Am Mittwoch hatte der Bundestag erstmals in einer Orientierungsdebatte über eine mögliche Impfpflicht beraten. Im Parlament gibt es die Vorschläge, sie entweder für alle Erwachsenen ab 18 Jahre oder nur für Ältere auszuweiten. Eine weitere Gruppe lehnt eine allgemeine Corona-Impfpflicht ab. Bislang liegen allerdings noch keine konkreten Anträge vor, bis Ende März soll eine Entscheidung fallen.

Zahlen und Daten zur Situation der Pflege

Die große Mehrheit der Pflegekräfte ist weiblich: Vier von fünf Erwerbstätige in der Alten- und Krankenpflege sind Frauen.

57 Prozent der Erwerbstätigen in diesem Bereich arbeiten in Teilzeit oder sind geringfügig beschäftigt. 

Es gibt einen wachsenden Anteil ausländischer Pflegekräfte.

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Beschäftigten, die über ein Leiharbeitsunternehmen in der Pflege tätig sind, zugenommen.

Symbolbild Pflege / © Halfpoint (shutterstock)
Quelle:
epd , KNA