Pietro Kardinal Parolin, der zwölf Jahre lang oberster Unterhändler des Papstes war, kennen fast alle im weiten Kardinalsuniversum. Und seine Qualitäten im Umgang mit Problemen in Kirche und Welt sind Gold wert. Der Norditaliener ist diplomatisch mit allen Wassern gewaschen und in vielen Themen zu Hause.
Er hat zwar kaum pastorale Erfahrung als Bischof oder Seelsorger, doch hat er deshalb wohl kaum Leichen im Keller, was den Umgang mit Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch angeht. Durch den Finanzskandal im Staatssekretariat um seinen Vertreter Giovanni Becciu und den folgenden vatikanischen Strafprozess kam er weitgehend ungeschoren hindurch. Parolin war enger Mitarbeiter von Franziskus und gilt als eher langweiliger Bürokrat, der aber versteht, die Fäden zusammenzuhalten.
Gewiefter Verhandler
Schon früh trat der Doktor des Kirchenrechts in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. Nigeria, Mexiko, Spanien, Andorra, San Marino, Venezuela: Vielfältig sind die Stationen des Mannes, der neben Italienisch auch Spanisch, Französisch und Englisch spricht. Über die Jahre erzielte er für den Papst diplomatische Erfolge in Vietnam, Israel oder China. Entsendungen zum G-20- oder UN-Klimagipfel, in die Ukraine oder den Libanon weisen ihn als gewieften Verhandler aus.
2002 wurde er Vize-Außenminister des Vatikans, 2009 Bischof. Franziskus ernannte ihn kurz nach seiner Papstwahl 2013 zu seinem Staatssekretär und holte ihn 2014 in die Kardinalskommission, die ihn bei der Kurienreform unterstützen sollte.
Während des Klinikaufenthalts von Franziskus durfte Parolin als einer der wenigen ans Krankenbett des Papstes. Und als Nummer zwei des Vatikans kam es ihm zu, Staatsgäste zu empfangen und wichtige Gespräche zu führen.