Vatikan versucht Schadensbegrenzung in Richtung Israel

"Keine moralische Gleichsetzung"

Wenige Tage vor der Waffenruhe für Gaza bezeichnete der Top-Diplomat des Papstes, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, Israels Militäraktionen dort als "Gemetzel". Seither ist Israel verstimmt. Parolin liefert nun eine Klarstellung.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin mit Journalisten  / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin mit Journalisten / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Nach dem Waffenstillstand zwischen der Terror-Armee Hamas und dem Staat Israel bemüht sich der Vatikan um Klarstellungen seiner Haltung zum Gaza-Krieg. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin begrüßte das unter Vermittlung der USA und anderer Länder zustande gekommene Abkommen am Freitagabend in Rom vor Journalisten als einen "Schritt nach vorn - einen Schritt auf dem Weg zur Lösung des Gaza-Konflikts".

Zugleich ging Parolin auf die Kritik Israels an einem umstrittenen Interview ein, das er am Montag den vatikaneigenen Medien gegeben hatte. Darin hatte er den blutigen Terror-Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 als "Massaker" bezeichnet und den militärischen Gegenschlag Israels im Gazastreifen mit vielen getöteten Zivilisten als "Gemetzel". Dies hatte Israels Botschaft am Vatikan scharf kritisiert und ihm eine unverantwortliche moralische Gleichsetzung von Terror und legitimer Selbstverteidigung vorgeworfen.

"Wunsch nach Frieden, Ende der Gewalt"

Nun erklärte Parolin laut Vatican News: "Vor allem wollte das Interview ein Aufruf zum Frieden sein. Ich glaube nicht, dass es eine moralische Gleichsetzung zwischen den beiden Seiten gibt. Wo es Gewalt gibt, ist sie immer zu verurteilen." Ihm sei es mit dem Interview um den "Wunsch nach Frieden, das Ende der Gewalt und den Beginn eines Weges der Versöhnung und des Friedens" gegangen.

Papst Leo XIV. hatte sich am Dienstagabend in Castel Gandolfo hinter seinen Kardinalstaatssekretär gestellt und auf eine Journalistenfrage geantwortet: "Der Kardinal hat die Meinung des Heiligen Stuhls in dieser Hinsicht sehr gut zum Ausdruck gebracht."

Vatikandiplomatie

Der Heilige Stuhl unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu 183 Staaten weltweit. Hinzu kommen die EU und der Souveräne Malteserorden. 88 Staaten sowie die EU und der Malteserorden lassen ihre Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom residieren. Ferner sind die Arabische Liga, die Internationale Organisation für Migration und das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR mit eigenen Gesandten beim Vatikan vertreten.

Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds (dpa)
Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds ( dpa )
Quelle:
KNA