Papst Pius XII. †

Bischof von Rom und Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche (März 1939 - Oktober 1958)

"Der nächste Papst muss ein Heiliger sein oder ein Held." Das soll der damalige Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli nach dem Tod von Pius XI. (1922-1939) ausgerufen haben. Ob die Überlieferung stimmt oder nicht, muss offen bleiben. Fest steht: Drei Wochen später, am 2. März 1939, wählten die 63 im Konklave versammelten Kardinäle Pacelli als Pius XII. (1939-1958) zum Nachfolger seines Landsmanns.

Ein Heiliger kann er nach dem Urteil der katholischen Kirche auch offiziell noch werden - ein Verfahren zur Seligsprechung läuft seit längerem; 2009 wurde als Vorstufe der sogenannte heroische Tugendgrad festgestellt. Als Held ist er nicht in die Geschichtsbücher eingegangen. Unter Historikern wird das Verhalten Pius XII. im Zweiten Weltkrieg bis heute kontrovers diskutiert - ebenso wie zuletzt die Praxis der Päpste des 20. und 21. Jahrhunderts, sich gegenseitig selig- und heilig zu sprechen.

Geboren wurde Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli am 2. März 1876 in Rom. Nach seinem Studium an der Päpstlichen Universität Gregoriana und dem Athenäum Apollinare wurde er in Theologie und in utroque iure promoviert. Nach seiner Priesterweihe am 2. April 1899 begann er seine Tätigkeit im Staatssekretariat des Heiligen Stuhls. Unter anderem mitwirkte er bei der Herstellung des Codex Iuris Canonici mit, der im 1917 promulgiert wurde. Dasselbe Jahr wurde er zum Titularerzbischof von Sardes und zum Nuntius in Bayern ernannt, und erhielt die Bischofsweihe am 13. Mai 1917.

Als Nuntius in Bayern hat er sich für die Kriegsgefangenen und für die Bevölkerung, die unter den Konsequenzen des Ersten Weltkrieges litt, eingesetzt.

Im Jahre 1920 wurde durch Übereinkunft mit dem Deutschen Reich in Berlin eine Apostolische Nuntiatur eingerichtet und Eugenio Pacelli zum ersten Nuntius ernannt. Bis zum Abschluss des Konkordats mit Bayern (Ratifizierung am 24. 1. 1925) residierte er aber weiter in München, da er auch weiterhin als päpstlicher Vertreter bei der bayerischen Regierung amtierte. Im Jahr 1925 zog Pacelli nach Berlin in das Nuntiaturgebäude in der Rauchstraße. Von 1925 bis 1929 war er in Personalunion mit seiner Funktion beim Deutschen Reich auch Apostolischer Nuntius in Preußen. In diesem Amt wirkte er am Preußenkonkordat, das am 19. August 1929 ratifiziert wurde, wesentlich mit.

Am 16. Dezember 1929 hat ihn Papst Pius XI nach Rom gerufen und ihm die Kardinalehre gewährt. Am 7. Februar 1930 wurde er zum Staatssekretär ernannt. In diesem Amt hat er sich weiter um die Katholische Kirche in Deutschland und um die Beziehungen zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl gekümmert, wie es auch das Badische Konkordat (1932) und das Reichskonkordat (1933) bezeugen.

Im Konklave nach dem Tode Pius XI. wurde Eugenio Pacelli am 2. März 1939 zum Papst gewählt und nahm den Namen Pius XII. an.

So schnell war seit rund 400 Jahren kein Papst mehr gewählt worden: Schon im dritten Wahlgang erhielt Pius XII. die erforderliche Mehrheit. Pacelli war zudem seit 1667 der erste Staatssekretär, der zum Papst gewählt wurde. Den Namen Pius wählte er, um die Verbundenheit mit seinem Vorgänger zu verdeutlichen.

Von diesem unterschied ihn allerdings nicht nur seine feingliedrige Statur, sondern auch sein vorsichtig-abwägendes Naturell. Das machte sich auch im Verhalten gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland bemerkbar - wenngleich beide Hitlers Kriegspolitik und Rassenwahn zutiefst ablehnten. Pius XI. habe man bisweilen bremsen, Pius XII. drängen müssen, sagte ein Berater beider einmal.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs war oberste Maxime Pius' XII. die Überparteilichkeit. Hierbei dürfte nicht zuletzt das Scheitern der Friedensinitiative von Benedikt XV. 1917 eine Rolle gespielt haben - an der Pacelli als Nuntius in München mitgewirkt hatte. Daher enthielt sich dieser Papst strikt eines öffentlichen und ausdrücklichen Protests gegen das NS-Regime. 

Das brachte ihm bei Kritikern den Vorwurf ein, zum Holocaust geschwiegen oder zumindest nicht genug protestiert zu haben. Unbestritten ist jedoch, dass Pius XII. durch seine Hilfe im Verborgenen Tausenden Juden das Leben rettete.

Pacelli entstammte einer römischen Juristenfamilie, die eng mit dem Vatikan verbunden war. Sein Großvater war Stellvertreter des päpstlichen Innenministers und sein Vater Anwalt am päpstlichen Ehegericht, der sogenannten Rota. 1904 trat Pacelli in den Dienst des Heiligen Stuhls und wurde 1917 zum Nuntius in München berufen. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde er 1920 zusätzlich erster päpstlicher Botschafter beim Deutschen Reich. 1930 wurde er nach Rom berufen und trat das Amt des Staatssekretärs an.

Über das angebliche Schweigen des Papstes wird viel gesprochen, über seine verbrieften Äußerungen sehr viel weniger. Pius XII. verfasste 40 Enzykliken. Viele dieser Schreiben sind heute für den Alltag der Gläubigen nicht mehr von unmittelbarer Bedeutung. Bis heute geblieben ist aber die Liturgie der Karwoche, die auf eine Reform der 1950er Jahre zurückgeht. Bis dahin wurde etwa die Feier der "Osternacht" bereits am Vormittag des Karsamstags gefeiert.

Im Seligsprechungsverfahren erkannte der Vatikan Pius XII. 2009 den sogenannten heroischen Tugendgrad zu. Dieser Papst habe die christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung in einer für seine Zeit vorbildlichen Weise gelebt, stellte der Vatikan dazu klar. Das kirchliche Urteil über Pius XII. ist somit endgültig, auch wenn er noch nicht selig- oder heiliggesprochen ist. Das historische Urteil hingegen bleibt bislang kontrovers. 

Stand:
Quelle:
KNA

Mehr zu