Warum Prominenz im Vatikan gerne gesehen ist

"Das war etwas ganz Besonderes"

Papst Leo XIV. hat Vertreter der Filmbranche zu einer Sonderaudienz empfangen. Hollywood-Glamour im Vatikan ist nicht neu. Vatikan-Experte Ulrich Nersinger erinnert an die Beginne dieser Besuche und erklärt, welchen Zweck sie haben.

Autor/in:
Bernd Hamer
Papst Leo XIV. begrüßt die Schauspielerin Cate Blanchett während einer Sonderaudienz mit der Welt des Films im Apostolischen Palast / © Vatican Media/IPA via ZUMA Press (dpa)
Papst Leo XIV. begrüßt die Schauspielerin Cate Blanchett während einer Sonderaudienz mit der Welt des Films im Apostolischen Palast / © Vatican Media/IPA via ZUMA Press ( dpa )

DOMRADIO.DE: Los ging es mit Alec Guinness. Der britische Schauspieler ist einer der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts. Was können Sie mir über ihn berichten? 

Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )

Ulrich Nersinger (Journalist und Vatikan-Experte): Sir Alec Guinness war 1956 zum Katholizismus übergetreten und nahm das sehr ernst. Er hat Rom immer wieder aufgesucht und 1958, kurz vor dem Tod von Pius XII., eine Audienz bekommen. Und das war für beide, glaube ich, ein Erlebnis. Pius XII. war sehr offen, was die Filmwelt anging.

DOMRADIO.DE: Wissenswertes gibt es auch zum Schauspieler und Regisseur Luis Trenker aus Südtirol.

Nersinger: In der Kriegszeit gab es einen biografischen Film über Pius XII.: "Pastor Angelicus". Einer der Regisseure war Luis Trenker. Das muss eine seiner ersten wirklich großen Aufgaben gewesen sein, die er mit Bravour gelöst hat, wenn auch der Film natürlich vom Zeitgeist geprägt ist.

DOMRADIO.DE: Gerne gesehen waren auch Stars damals aus dem Sport, zum Beispiel auch der deutsche Boxweltmeister Max Schmeling.

Ulrich Nersinger

"Das war für beide ein Erlebnis."

Nersinger: Max Schmeling war ja auf Kreta als Fallschirmspringer stationiert. Auf der Fahrt in die Heimat hatte er in Rom Station gemacht und wurde dann vom Papst empfangen. Es gibt einen Bericht des Nobelgardisten, der vor den päpstlichen Appartements Wache hielt. Der berichtete, dass die Begegnung sehr lange gedauert hätte. Und beide seien mit begeistertem Gesicht wieder herausgekommen.

DOMRADIO.DE: Papst Johannes Paul II. empfing einen Superstar aus der Popmusik. Bono von U2, denn die hatten da ein besonderes Projekt. Was war das für ein Besuch und was war der Anlass?

Nersinger: Der Papst empfing Bono in Castel Gandolfo und die beiden haben ein besonderes Projekt initiiert, eine Entschuldigungskampagne zum Heiligen Jahr 2000, die sehr erfolgreich war.

Bei dieser Begegnung gab es auch eine kleine Nebengeschichte, denn der Papst ließ sich die Brille von Bono geben und setzte sie auf. Was aber nicht zur Freude der vatikanischen Presseleute geschah. Man versuchte, dieses Bild dann doch zu verhindern, aber Gott sei Dank gibt es dieses Bild, auf dem man den Papst mit einer dunklen Brille sieht. Er hat also solche Begegnungen auch genossen.

DOMRADIO.DE: Auch bei Franziskus war die Taktrate an Prominenz-Besuchen hoch. Leonardo DiCaprio, Angelina Jolie, Robert De Niro, Whoopi Goldberg oder Martin Scorsese. Welcher Besuch ist Ihnen da besonders in Erinnerung geblieben?

Ulrich Nersinger

"Da war der Papst mit Leib und Seele dabei."

Nersinger: Ich war fasziniert vom Besuch der Comedians, den es ja auch gab. Man merkte, wie erfreut der Papst war, trotz seiner Erkrankung. Da war er doch mit Leib und Seele dabei. 

Papst Franziskus bei einem Treffen mit Comedians am 14. Juni 2024 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus bei einem Treffen mit Comedians am 14. Juni 2024 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Jetzt setzt Papst Leo XIV. Die Tradition fort und man kann sich denken, dass sich die Päpste durch die Nähe zu den Stars teilweise vielleicht auch mehr Strahlkraft für ihre eigenen Anliegen erwarten. Ist das nicht auch eine Gratwanderung, kratzt das nicht auch etwas an der Seriosität des Papstamtes?

Nersinger: Das ist bei jeder Audienz der Fall. Audienzen werden von beiden Seiten irgendwie genutzt. Ich hatte eher andere Bedenken am Samstag. Sie haben zu Beginn von Hollywood Glamour im Vatikan gesprochen. Ich war überrascht – das ist jetzt meine subjektive Einschätzung – , dass gar nicht so bekannte Gesichter zu sehen waren. Abgesehen von Cate Blanchett, Monica Bellucci, Viggo Mortensen und Spike Lee.

Ich bemerkte auch, dass die Kommentatoren von Vatican News Schwierigkeiten hatten, die einzelnen Besucher zu kommentieren. Ich weiß nicht, woran das lag, vielleicht an der Organisation durch das Kulturdikasterium. Aber ich denke, es werden noch genug Gäste beim Papst auftauchen. Der Papst hat ja auch seine Lieblingsfilme genannt. Was eine sehr interessante Sache ist, denn die Filme, die er genannt hat, gehören eher zu den gefühlvollen Filmen. Man könnte auch sagen, zu rührseligen Filmen.

DOMRADIO.DE: Welche Filme waren das?

Nersinger: Das war zum Beispiel "Meine Lieder, meine Träume" mit Julie Andrews, eine österreichische Romanze. Dann natürlich "Ist das Leben nicht schön" mit Jimmy Stewart. Das sind Filme, die doch sehr ans Herz gehen, und da hätte ich doch andere Filme erwartet.

Das Interview führte Bernd Hamer.

Quelle:
DR

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