Theologe Bogner warnt vor Weg der Kirche in die Irrelevanz

Zeitgeist "nicht mit Beliebigkeit verwechseln"

Der NS-Vergleich den Kardinal Kurt Koch in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Tagespost" mit Hinblick auf den Synodalen Weg in Deutschland gezogen hat, wurde von Bogner als "grundfalsch, takt- und gefühllos" bezeichnet.

Wie sieht die Kirche der Zukunft aus?  (shutterstock)

Der Schweizer Theologe Daniel Bogner hat den Äußerungen von Kurienkardinal Kurt Koch zum Synodalen Weg in Deutschland widersprochen. Die "grundsätzliche Ablehnung", die der Kardinal zuletzt gezeigt habe, sei "der Weg von der Kirche in die Irrelevanz und die Bedeutungslosigkeit", sagte der Theologe aus Fribourg im Interview dem Schweizer Rundfunksender SRF (Dienstag). 

Der Moraltheologe Daniel Bogner am 13. Juni 2019. / © Privat (KNA)
Der Moraltheologe Daniel Bogner am 13. Juni 2019. / © Privat ( KNA )

Der von Koch als negativ bezeichnete Zeitgeist "darf nicht einfach mit Beliebigkeit verwechselt werden", betonte Bogner. "Zeitgeist beinhaltet all das, was in einer gewissen Zeit passiert. Etwa, dass Männer und Frauen gesellschaftlich gleichwertig zu behandeln sind. Dass Kinder Rechte haben oder dass sexuelle Orientierung etwas höchst Persönliches ist, das wir zu respektieren haben."

Synodaler Weg sei Vermittlungsversuch

Der Synodale Weg sei auch ein Versuch, hier zwischen progressiven und konservativen Stimmen in der Kirche zu vermitteln, erklärte Bogner. Auch die konservativen Bischöfe seien "gezwungen, sich einzubringen und Farbe zu bekennen". Dadurch habe der Synodale Weg bereits deutlich gemacht, dass eine Mehrheit der Bischöfe für Reformen eintrete, so Bogner. "Jetzt merkt man in Rom, dass es für den konservativen Flügel gefährlich werden könnte. Es gibt die Chance für wirkliche Veränderungen."

Der Theologe bezog sich auf ein Interview Kardinal Kochs in der Wochenzeitung "Die Tagespost". Darin hatte er über Parallelen zwischen aktuellen kirchlichen Diskussionen und solchen aus der NS-Zeit gesprochen. Es irritiere ihn, dass in einem Text des Synodalen Wegs "neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies - wieder - in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten Deutschen Christen Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben."

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, forderte daraufhin eine öffentliche Entschuldigung. Koch wehrte sich danach gegen den Vorwurf, er habe das Reformprojekt mit den den Nationalsozialisten nahe stehenden evangelischen "Deutschen Christen" verglichen. Kochs Äußerungen bezeichnete Bogner generell als "grundfalsch, takt- und gefühllos gegenüber Jüdinnen und Juden sowie gegenüber reformierten Christinnen und Christen".

Antisemitismusbeauftragter kritisiert Aussage von Kardinal Koch

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat den Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch für dessen Aussage zum katholischen Refromprojekt Synodaler Weg und zu den "Deutschen Christen" im Dritten Reich kritisiert. "Dass der Vergleich mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte herhalten muss, um zu einem innerkirchlichen Konflikt Stellung zu beziehen, ist irritierend", sagte Klein dem Schweizer Pressedienst kath.ch (Freitag).

Kurt Kardinal Koch / © Francesco Pistilli (KNA)
Kurt Kardinal Koch / © Francesco Pistilli ( KNA )
Quelle:
KNA
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