Bischof Bätzing reagiert auf Kurienkardinal Koch

"Antwort kann ich nicht als zufriedenstellend akzeptieren"

Es ist ein munteres Hin- und Her: Der Vorsitzende der Bischofskonferenz Bischof Bätzing und Kurienkardinal Koch schicken sich Botschaften. Es geht um die deutschen Reformanstrengungen. Jetzt ist wieder der Limburger Bischof am Zug.

Bischof Bätzing und Kardinal Koch 2019 in Limburg (KNA)
Bischof Bätzing und Kardinal Koch 2019 in Limburg / ( KNA )

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, verschärft seine Kritik am Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch. Dieser hatte sich gegen den Vorwurf gewehrt, er habe das Reformprojekt Synodaler Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland mit der Nazi-Ideologie verglichen.

Kochs mit einer Bitte um Entschuldigung verbundene Antwort auf die erste Empörung "kann ich nicht als zufriedenstellend akzeptieren", sagte Bätzing am Freitag in Bonn, "da Kardinal Koch sich im Kern nicht für die unhaltbaren Äußerungen entschuldigt, sondern sie - im Gegenteil - noch verschlimmert". Er erwarte "nach wie vor von Kardinal Koch eine eindeutige Distanzierung zu diesen Aussagen".

Weitere Verletzung

Teile der Antwort des Kardinals empfinde er als weitere Verletzung, so Bätzing. So suggeriere Koch etwa mit der Aussage, "dass Erinnerungen an Erscheinungen und Phänomene in der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland offensichtlich tabu" seien, dass sich die Bundesrepublik nicht "dem schrecklichen Erbe des Nationalsozialismus stellen" würde.

Der Bischof ergänzte wörtlich: "Nicht wir errichten ein Tabu, vielmehr ist es angesichts der Opfer des Nationalsozialismus ein Tabu, Vergleiche mit nationalsozialistischem Denken, das zu eben diesen Opfern geführt hat, mit irgendeinem heutigen Denken anzustellen."

Bätzing schrieb weiter, Koch müsse den Vergleich zur Nazi-Zeit "bewusst gewählt haben". Die Art und Weise, wie er "von den 'Deutschen Christen' (und ihrem irrigen Versuch, den christlichen Glauben mit der nationalsozialistischen Ideologie als vereinbar zu erklären)" spreche, lasse "keine andere Lesart zu, als dass er die Synodalversammlung, die den Orientierungstext mit einer klaren Mehrheit angenommen hat, den 'Deutschen Christen' gleichstellt".

Absurder Vergleich

Damit stelle Koch die Synodalen "in den Horizont des Regimes, das unvorstellbares Leid, insbesondere über das Jüdische Volk, gebracht hat". Die wiederholte Behauptung eines "absurden Vergleichs", der dem theologisch ausdifferenzierten Anliegen des Synodalen Weges im Orientierungstext - "über den man durchaus sachlich debattieren kann" - nicht gerecht werde, sei für ihn keine Entschuldigung, ergänzte Bätzing: Im Gegenteil muteten Kochs Formulierungen "in ihrer Arglosigkeit für einen international anerkannten und tätigen Kardinal der Weltkirche mit vielfältigen dienstlichen und persönlichen Kontakten nach Deutschland befremdlich an."

Bereits am Donnerstag hatte Bätzing zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda den "inakzeptablen" NS-Vergleich scharf kritisiert und eine sofortige Entschuldigung Kochs gefordert. Geschehe dies nicht, "werde ich eine offizielle Beschwerde beim Heiligen Vater einreichen".

Koch hatte zuvor in einem Interview gesagt, es irritiere ihn dass beim Synodalen Weg "neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies - wieder - in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten Deutschen Christen Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben."

Antisemitismusbeauftragter kritisiert Aussage von Kardinal Koch

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat den Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch für dessen Aussage zum katholischen Refromprojekt Synodaler Weg und zu den "Deutschen Christen" im Dritten Reich kritisiert. "Dass der Vergleich mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte herhalten muss, um zu einem innerkirchlichen Konflikt Stellung zu beziehen, ist irritierend", sagte Klein dem Schweizer Pressedienst kath.ch (Freitag).

Kurt Kardinal Koch / © Francesco Pistilli (KNA)
Kurt Kardinal Koch / © Francesco Pistilli ( KNA )

 

Quelle:
KNA