Österreich schickt Reformwünsche nach Rom

Synodaler Weg auch für die Alpenrepublik?

Nun haben auch die österreichischen Katholiken ihre Wünsche an die Kirche in den Vatikan geschickt. Vieles deckt sich mit den deutschen Vorstellungen, deutlich wird, dass in einigen Diözesen Frauenförderung wohl noch Neuland ist.

Katholiken in Österreich wünschen sich Reformen / © BalkansCat (shutterstock)
Katholiken in Österreich wünschen sich Reformen / © BalkansCat ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie die Vorstellung der Ergebnisse erlebt?

Prömpers: Auf der einen Seite ganz interessant insofern, als Erzbischof von Salzburg, Franz Lackner, der der Vorsitzende der Bischofskonferenz ist, sich begleiten ließ von einer praktischen Theologie-Professorin Regina Pollak, und von der Leiterin des Innsbrucker Katholischen Pädagogischen Hochschulinstitutes, Professorin Petra Steinmair-Pösl. Die beiden Damen hatten auch mitgewirkt an der Zusammenfassung dessen, was aus Diözesen, Verbänden, Orden, anderen Gemeinschaften alles hochgekommen ist. Und das wurde heute präsentiert.

Wiener Pastoraltheologin Prof.in Regina Polak, Erzbischof Franz Lackner, Innsbrucker KPH-Rektorin Petra Steinmair-Pösel / © Michael Greil (Kathpress)
Wiener Pastoraltheologin Prof.in Regina Polak, Erzbischof Franz Lackner, Innsbrucker KPH-Rektorin Petra Steinmair-Pösel / © Michael Greil ( Kathpress )

DOMRADIO.DE: Was fordern die Österreicherinnen und Österreicher von ihrer katholischen Kirche?

Klaus Prömpers (österreichischer Kirchenexperte): Es ist nicht so überraschend, denn es sind Fragen, die auch bei uns im Synodalen Weg behandelt werden, teilweise positiv, teilweise negativ, wie wir am vorletzten Wochenende gesehen haben. Ganz im Mittelpunkt steht natürlich die Frauenfrage. Das geht hin bis zur Befürwortung des Diakonats für Frauen. Die Priesterweihe wird eher skeptisch gesehen für Frauen. Es geht um das Zölibat, ob das wirklich zwingend ist. Es geht um Mitbestimmung auf allen Ebenen und natürlich auch um eine neue Sexualmoral. Und summa summarum heißt es: Der Prozess, der jetzt angestoßen worden ist von Papst Franziskus, der solle fortgesetzt werden in den Diözesen und möglicherweise auch national. Auf die Frage, ob man in Österreich so etwas wie den deutschen Synodalen Wege wolle, sagte Lackner, er schließe das nicht aus. Regina Pollack, sagte, soweit seien sie in Österreich noch nicht.

DOMRADIO.DE: Wie war denn die Teilnahme an der Umfrage, haben viele Leute mitgemacht?

Prömpers: Das ist eine relative Größe. Wenn man sagt, es gibt 4,83 Millionen Katholiken in Österreich, haben 55.000 sich beteiligt. Das ist knapp über ein Prozent. Aber das muss man sehr differenziert sehen. Es gibt neun Diözesen; sicher ist, Sankt Pölten in der Nähe von Wien und Eisenstadt, Burgenland in der Nähe zu Ungarn, haben sich kaum beteiligt. Andere haben sehr effizient gearbeitet mit Fragebogen, wo sich im Grunde jeder Katholik, der über Internet verfügt, hätte beteiligen können. Manche haben das getan.

Also, die Beteiligung ist sehr unterschiedlich ausgefallen, auch in den Gemeinschaften, in den Orten, von denen dann natürlich auch Zulauf gekommen ist. Das Problem ist, man hat natürlich manche Gruppen nicht erreicht. Und man hat auch festgestellt in den Konklusionen, dass man diese kirchenfernen Gruppen in der Zukunft besser erreichen muss. Beispielsweise die geschiedenen Katholikinnen und Katholiken, die ganzen queeren Katholikinnen und Katholiken, die sich nicht wohl aufgehoben fühlen in der Kirche, die aber gerne dabei wären, denen sollte man besser gegenübertreten. Auch das ist eine Forderung, die umzusetzen nicht ganz einfach sein wird.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn große thematische Unterschiede im Vergleich zu den Rückmeldungen, die es bisher aus der ganzen Welt gab?

Prömpers: Im Grunde nicht. Australien, USA, Deutschland, Österreich. Viele ähnliche Forderungen werden gestellt in unterschiedlicher Intensität.

Klaus Prömpers

"Es gibt sogar die Forderung nach einer Frauenquote bei Leistungsträgern, das ist in der Kirche eine verwegene Forderung."

DOMRADIO.DE: Kommen wir noch einmal auf die Frauenfrage zurück. Was wird da gefordert?

Prömpers: Wenn es um die Frauenförderung geht und die Frage, was baldmöglichst umgesetzt werden könne, dann antwortet Frau Pollak, das sei eine Sache, die könne ja jetzt schon in Diözesen stattfinden. Das ist nämlich leider noch nicht in allen Diözesen Österreichs üblich. Und nun gibt es sogar die Forderung, es müsse eine Frauenquote bei Leistungsträgern geben, das ist in der Kirche eine verwegene Forderung. Ob die sich durchsetzen wird, weiß man nicht.

DOMRADIO.DE: Das Papier liegt nun im Vatikan. Wie geht es weiter?

Prömpers: Nun orientieren sich die österreichischen Bischöfe auf ihren Ad-limina-Besuch im Dezember in Rom, wo sie erstmals dem Papst ihre Ergebnisse erläutern wollen. Und sie arbeiten jetzt auch in einem gemischten Team mit den beiden genannten Frauen und noch einem Bildungsbeauftragten daran, sich vorzubereiten auf die kontinentale synodale Versammlung, die im Februar 2023 in Prag stattfinden wird.

Das Interview führte Elena Hong.

Synodaler Prozess: Österreich-Bericht veröffentlicht

Ein vielfältiges und vielschichtiges Bild von Kirche und den zentralen Herausforderungen zeichnet die "Nationale Synthese zum synodalen Prozess", die von der Österreichischen Bischofskonferenz Mitte August nach Rom weitergeleitet wurde. Gemeinsam mit Erzbischof Franz Lackner, dem Vorsitzenden der österreichischen Bischofskonferenz, haben die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak und die Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) in Innsbruck, Petra Steinmair-Pösel, am Mittwoch in Wien den Österreich-Bericht nun im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt.

Erzbischof Franz Lackner / © Henning Klingen (KNA)
Erzbischof Franz Lackner / © Henning Klingen ( KNA )
Quelle:
DR
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