15 Männer waren es, die am 14. Juni 1985 durch den Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner die Priesterweihe empfingen. Eine Zahl, die für deutsche Bistümer heute ein Glücksfall wäre. Unter den 15 war ein junger Mann, der zuvor als Praktikant und Diakon in einer Gemeinde in Düsseldorf gewirkt hat. Aufgewachsen in einer Arbeitersiedlung im Kölner Osten, war der Weg zum Priester für Rainer Woelki schon früh ein Wunsch. Dass auf diesem Weg auch die Weihe zum Bischof und die Ernennung zum Kardinal folgen würden, hätten er, die 14 anderen Weihekandidaten und sicher auch Kardinal Höffner schwer vorhersehen können.
Seine persönliche Spiritualität macht Woelki damals wie heute immer wieder deutlich, gerade in seinem Amt als Erzbischof und Kardinal. In einer immer säkularer werdenden Gesellschaft sei es die Ausrichtung auf Christus und das Evangelium, die den Menschen in Zeiten der Krisen die einzige Hoffnung sein könne. So erläuterte der Kölner Erzbischof am Tag nach der Wahl des neuen Papstes Leo XIV. im DOMRADIO.DE-Interview: "Dort, wo Menschen anfangen, sich an Gott zu orientieren und auszurichten, sind sie nicht mehr des Menschen Wolf. Dann haben Kriege keine Basis und kein Fundament mehr. Dann wird miteinander gesprochen. Dann entscheiden der Dialog und das Miteinander. Dann entscheiden der Bruder und die Schwester, die Ebenbild Gottes sind. Und dann werden Völker nicht mehr ausgebeutet. Es werden keine Deals mehr gemacht. Es wird nicht mehr auf Kosten anderer gelebt, sondern wir leben in der einen großen Menschheitsfamilie miteinander. "Der Friede sei mit euch": das ist die Botschaft, für die wir als Christen stehen."
Die Eucharistie ist für Kardinal Woelki das Zentrum der katholischen Spiritualität und das Herzstück des Glaubens an den lebendigen Gott. In seinem Wirken als Erzbischof von Köln hat er immer wieder eucharistische Initiativen unterstützt, wie etwa die rogamus-Gebetsgemeinschaft und die Gründung der rogamus-Stiftung. Beide Projekte fördern geistliche Berufungen, besonders bei jungen Menschen, und stellen die eucharistische Anbetung in den Mittelpunkt.
Unmittelbar nach dem Fronleichnamsfest lädt Kardinal Woelki in diesem Jahr zu einem eucharistischen Glaubensfestival nach Köln ein, das unter dem Leitwort "Kommt und seht" vom 19. bis 22. Juni 2025 stattfinden wird. Auch Bischof Stefan Oster wird als Gast erwartet. Die Konferenz will Gläubige jeden Alters zur Begegnung mit Christus im Sakrament der Eucharistie ermutigen. Woelki zeigt sich sicher, dass diese Begegnung "viele neue Impulse für Menschen bringt, die sich nach Stärkung und Orientierung im Glauben sehnen".
Das sei eine Überzeugung, die Woelki auch in der Ausübung seines Amtes trage, wie der Passauer Bischof Stefan Oster als Wegbegleiter in einem Gastbeitrag für die Kölner Kirchenzeitung schreibt: "Er hat den Impuls der letzten Pontifikate von Johannes Paul II. bis hin zu Franziskus beherzt aufgegriffen und ist immer wieder neu auf der Suche nach Antworten auf die Frage, wie heute in neuer Weise Evangelisierung gelingen kann – als ein Hineinführen der Menschen in eine qualitätsvolle Christusbeziehung – einzeln und in Gemeinschaft."
Für seinen Glauben spiele aber auch die Marienfrömmigkeit eine Rolle, wie der Kölner Erzbischof selbst am Freitagabend bei einer Predigt in der Kölner Kirche "St. Maria in der Kupfergasse" verdeutlichte. In seiner Predigt betonte Woelki die Einladung, eine marianische Haltung einzunehmen. Er sprach davon, dass Maria den Hirtenkindern von Fatima neben den drei berühmten Geheimnissen auch drei ganz praktische Botschaften für die Kirche anvertraut habe: das tägliche Gebet des Rosenkranzes, die Weihe der Welt an das unbefleckte Herz Mariens und die Andacht zum unbefleckten Herzen Mariens am ersten Samstag eines jeden Monats. An allen Orten – nicht nur in Fatima – lade sie dazu ein, sich durch sie ihrem Sohn zu nähern. Sie selbst dagegen, erklärte der Kölner Erzbischof, habe sich in den Dienst nehmen lassen, sei immer die "ganz Dienende; die, die mit ihrer ganzen Person vollständig zurücktritt hinter die Berufung, die Gott ihr zugedacht hat". Wörtlich sagte Woelki: "Gott wollte mit seiner ganzen Gottheit ihr Sohn und durch sie Mensch werden."
Die Spiritualität des Kölner Erzbischofs ist reich an Facetten: zwischen der Kirche von Köln als deren Erzbischof und der Weltkirche als deren Kardinal, zwischen dem ganz praktischen Einsatz für das Evangelium im Alltag, und der marianischen Spiritualität. In einem Satz von Bischof Stefan Oster zusammengefasst: "Der Glaube hat ihn getragen und trägt ihn."