Marienritter von Tschenstochau begehen Wallfahrt in Köln

Aus der Kupfergasse eine Brücke nach Jasna Góra geschlagen

Sie tun Gutes, verstehen sich im Dienst an Papst und Kirche, leisten einen Beitrag zur deutsch-polnischen Verständigung und verehren die Gottesmutter Maria. Mit Kardinal Woelki beteten die Marienritter jetzt vor der Schwarzen Madonna.

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Beatrice Tomasetti
Pater Sebastian Matecki überreicht Kardinal Woelki ein Marienbild aus Tschenstochau. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Pater Sebastian Matecki überreicht Kardinal Woelki ein Marienbild aus Tschenstochau. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, heilige Gottesgebärerin…", zitiert Peter C. Düren und fügt hinzu: "Wenn ich meinen Ordensmantel anlege, weiß ich mich immer von der Mutter Gottes geborgen. Davon geht eine geistliche Kraft aus." Er zeigt auf das marianisch blaue Kreuz, das auf seinen weißen Umhang appliziert ist, und das Marienbild, das der Madonna von Tschenstochau nachempfunden ist. Typisch dafür sind die beiden Schnitte auf der rechten Wange Mariens, die daran erinnern, dass dieses Bildnis, das sich seit sechs Jahrhunderten im Kloster Jasna Góra befindet, einst bei einem Überfall beschädigt wurde und dennoch durch die Zeiten gerettet werden konnte.

Gewissermaßen organisch gewachsen sei bei ihm diese Marienfrömmigkeit, erläutert der promovierte Theologe. "Ich war immer schon ein Marienverehrer. Als Kind hatte ich bereits einen Maialtar", lacht er. Der Vater stammte aus Oberschlesien, heute Polen. Auch das hat für ein religiöses Fundament gesorgt, das ganz wesentlich auf der Verehrung der Gottesmutter fußt. Seit 2001 findet der 61-Jährige seine geistliche Heimat im Marienritterorden von Tschenstochau, der Anfang der 1990er Jahre – mit der Überwindung des Kommunismus und der allgemeinen Öffnung nach Westen hin – eine Neugründung erfahren hat. Nicht zuletzt mit wesentlicher Unterstützung von Papst Johannes Paul II., der 1991 beim Weltjugendtag in Tschenstochau Gast der in Jasna Góra – auf Deutsch: heller Berg – ansässigen Paulinermönche war.

 © Beatrice Tomasetti (DR)
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"Einmal im Jahr unternehmen wir eine Wallfahrt nach Tschenstochau, wo traditionell auch die Investitur stattfindet, und einmal im Jahr gibt es eine Sommertagung mit Gottesdiensten und Vorträgen, die der geistlichen Erneuerung dienen und uns jeweils dorthin führen, wo unsere in ganz Europa verstreuten Mitglieder leben", berichtet Düren. Die Liste der mit diesen Treffen verknüpften inhaltlichen Anliegen ist lang: Pflege der Marienverehrung, Zeugnis des eigenen Glaubens, gegenseitige Stärkung, zwischenmenschlicher Austausch – und das immer auch im Sinne einer Völkerverständigung, die gleichzeitig der Friedensförderung diene, wie das langjährige Ordensmitglied ausdrücklich betont.

Richard Gosk

"Damals wie heute brauchen wir Menschen, die den Mut haben, für ihren Glauben einzustehen, ihn überzeugend zu leben und zu verbreiten."
 

 © Beatrice Tomasetti (DR)
© Beatrice Tomasetti ( DR )

Auch Richard Gosk, Apotheker in Köln und mit Martin Lohmann, katholischer Publizist aus Bonn, Organisator der Kölner Wallfahrt, ist mit Maria groß geworden. Gebürtig aus Beuthen, ist der 75-Jährige, der seit 1985 Pfarrangehöriger der Wallfahrtskirche St. Maria in der Kupfergasse ist und hier der Marianischen Männerkongregation angehört, heute ein ganz wichtiges Bindeglied zwischen den deutschen und polnischen Ordensangehörigen, allein schon was die sprachliche Verständigung angeht. Auch Gosk streicht das karitative Engagement der Marienritter für sein Heimatland heraus und betont darüber hinaus: "Damals wie heute brauchen wir Menschen, die den Mut haben, für ihren Glauben einzustehen, ihn überzeugend zu leben und zu verbreiten. Wir müssen unser Bekenntnis in die Gesellschaft tragen und damit unseren Beitrag zu einer Evangelisierung leisten."

Das Gewand der Ordensritter ziert ein blaues Kreuz und das Marienbild aus Tschenstochau / © Beatrice Tomasetti (DR)
Das Gewand der Ordensritter ziert ein blaues Kreuz und das Marienbild aus Tschenstochau / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Vor etwa 35 Jahren war die eigentliche Idee zu dieser Initiative von engagierten Katholiken aus Deutschland und Polen ausgegangen, die sich zuvor karitativ in der "Polenhilfe" engagiert hatten. Eine maßgebliche Rolle spielte dabei der damalige Pater Generalis des Paulinerordens, Pater Jan A. Nalaskowski OSPPE, der diesem bis heute – und das im Alter von 100 Jahren – als Dekan vorsteht. Nachdem dann ein paar Jahre später – 1998 – die neue Satzung ausgearbeitet und kirchenrechtlich bestätigt worden war, übernahm Papst Johannes Paul II. die Schirmherrschaft über den Orden, "in der Hoffnung, dass durch die Gottesmutter von Tschenstochau über den Ritterorden die Neuevangelisation Europas Unterstützung erhalten würde" – entsprechend dem Ordensmotto "Instaurare omnia in Christo cum Maria matre eius – Alles in Christus erneuern mit Maria, Seiner Mutter".

Marienikone ist größter Schatz von Jasna Góra

Unsere Liebe Frau von Tschenstochau, auch bekannt als die "Schwarze Madonna" und "Königin Polens", gilt als eines der berühmtesten Marienbilder der Welt und als nationales Symbol. Der Überlieferung nach soll der Evangelist Lukas Autor der Ikone sein, die der größte Schatz von Jasna Góra ist, das bereits im 15. Jahrhundert zu einem der größten Marienheiligtümer in Polen wurde. Doch gesicherte Informationen dazu gibt es nicht. Historiker glauben, dass die Geschichte des Gemäldes bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht und sein Autor ein unbekannter italienischer Maler ist.

Marien-Ikone der "Schwarzen Madonna" in Tschenstochau / © Osservatore Romano (KNA)
Marien-Ikone der "Schwarzen Madonna" in Tschenstochau / © Osservatore Romano ( KNA )

Im Jahr 1382 schenkte Fürst Ladislaus von Oppeln die Ikone den Paulinermönchen von Jasna Góra, um sie vor der Schändung durch Heiden zu schützen. Das Werk stellt Maria mit dem Jesuskind dar und zeigt sie als Mutter Gottes, aber auch eines jeden Menschen. Die durch die Verdunkelung der Lackschicht entstandenen Farben führen dazu, dass "Unsere Liebe Frau von Tschenstochau" als Schwarze Madonna bezeichnet wird.

Solidarnosc-Führer Lech Walesa erstes Ordensmitglied

Die Ziele dieses Ordens, dem heute 77 Mitglieder aus Polen, Deutschland, Italien, der Schweiz, Ungarn und Frankreich angehören, sind der Dienst an Papst und Kirche, Aussöhnung und Verbrüderung zwischen Polen und Deutschen, die Neuevangelisierung Europas, der Schutz des Lebens und – eben – die Verehrung der Mutter Jesu. Dabei bemühte sich der Orden von Anfang an, namhafte Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens, aus Kirche und Politik, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft zu gewinnen. Sein erstes Mitglied war Lech Walesa, der Führer der Gewerkschaft Solidarnosc, die, unterstützt durch Johannes Paul II., so maßgeblich zum Zusammenbruch des kommunistischen Regimes beigetragen hat, und der 1990 Polens erster demokratisch gewählter Präsident wurde. Eine andere prominente Persönlichkeit – auf deutscher Seite – war der CDU-Politiker Norbert Blüm. 

 © Beatrice Tomasetti (DR)
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In seiner Predigt betonte Kardinal Woelki die Einladung, eine marianische Haltung einzunehmen. Er sprach davon, dass Maria den Hirtenkindern von Fatima neben den drei berühmten Geheimnissen auch drei ganz praktische Botschaften für die Kirche anvertraut habe: das tägliche Gebet des Rosenkranzes, die Weihe der Welt an das unbefleckte Herz Mariens und die Andacht zum unbefleckten Herzen Mariens am ersten Samstag eines jeden Monats. An allen Orten – nicht nur in Fatima – lade sie dazu ein, sich durch sie ihrem Sohn zu nähern. Sie selbst dagegen, erklärte der Kölner Erzbischof, habe sich in den Dienst nehmen lassen, sei immer die "ganz Dienende; die, die mit ihrer ganzen Person vollständig zurücktritt hinter die Berufung, die Gott ihr zugedacht hat". Wörtlich sagte Woelki: "Gott wollte mit seiner ganzen Gottheit ihr Sohn und durch sie Mensch werden."

Rainer Maria Kardinal Woelki

"Echte marianische Spiritualität betrachtet die Muttergottes immer so, wie es ihrer Rolle in der Heilsgeschichte entspricht: Durch Maria wollte Gott in die Welt eintreten und wahrer Mensch werden."

Alle marianische Frömmigkeit – der Rosenkranz, Maiandachten, Wallfahrten zu den marianischen Gnadenorten und all die anderen Übungen, die seit Jahrhunderten auf der ganzen Welt gepflegt würden – dienten allein dazu, die Menschen durch Maria näher zu Christus zu bringen, ihn immer mehr kennen- und lieben zu lernen und dabei durch die Schule Mariens zu gehen. Doch zu keinem Zeitpunkt habe sie sich selbst in den Mittelpunkt gestellt. Niemals werde sie angebetet, nur Gott allein, stellte Woelki klar. "Echte marianische Spiritualität betrachtet die Muttergottes immer so, wie es ihrer Rolle in der Heilsgeschichte entspricht: Durch Maria wollte Gott in die Welt eintreten und wahrer Mensch werden."

Und weil Jesus bei seiner Kreuzigung Maria seinem Lieblingsjünger und damit der ganzen Welt zur Mutter gegeben habe, habe er die ganze Welt der liebevollen Sorge seiner Mutter anvertraut. "Das ist der Grund, warum wir mit allen unseren Anliegen zu ihr kommen und sie um ihre Fürsprache bei ihrem Sohn bitten dürfen. Und das ist auch der Grund, warum wir darauf vertrauen dürfen, dass Maria uns ihre mütterliche Liebe schenkt, in der sie alle unsere Bitten zu ihrem Sohn trägt und warum wir darauf vertrauen dürfen, dass dieser seiner geliebten Mutter nichts abschlägt, um was sie ihn für uns bittet."

Zum Schluss berühmtes Wallfahrtslied "Czarna Madonna"

Am Ende dieser feierlichen Wallfahrtsmesse dankte Pater Sebastian Matecki, Dekan des Paulinerordens in Jasna Góra, Kardinal Woelki für alle Ermutigung im Glauben und überreichte ihm eine kleine Tafel mit der Schwarzen Muttergottes aus Tschenstochau. "Wir schlagen heute eine Brücke von der Schwarzen Muttergottes in der Kupfergasse zur Schwarzen Madonna in Tschenstochau", sagte der Erzbischof. "Hier haben wir ihr unsere Bitten vorgetragen, wie es die polnische Nation tut, wenn sie nach Tschenstochau pilgert." Und natürlich durfte am Ende auch das berühmte Wallfahrtslied nicht fehlen, in das jeder in seiner Sprache mit einstimmte: "Czarna Madonna, schwarze Madonna, nimm liebreich uns an der Hand. Czarna Madonna, schwarze Madonna, schütze Kirche und Vaterland."

Ein ABC der Mariologie

Spätestens im 19. Jahrhundert verselbstständigte sich das Bild von Maria, der Mutter Jesu, in der katholischen Kirche. Für manche Gläubige überdeckte die Marienverehrung sogar die von Christus selbst.

Eine Marienfigur hängt an einer weißen Wand / © Lorenz Lenk (KNA)
Eine Marienfigur hängt an einer weißen Wand / © Lorenz Lenk ( KNA )
Quelle:
DR

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