Kardinal Woelki feiert Dankmesse für neuen Papst im Kölner Dom

"Wir freuen uns über Papst Leo XIV."

Die Wahl des neuen Papstes hat in allen Teilen der Welt große Freude ausgelöst. Auch in Köln. Zum Dank für das Pontifikat von Leo XIV. zelebrierte Kardinal Woelki am Dienstag einen Gottesdienst, an dem hunderte Gläubige teilnahmen.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Eindrücke vom Pontifikalamt zum Dank zur Wahl von Papst Leo XIV. am 20. Mai 2025 aus dem Kölner Dom mit Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Eindrücke vom Pontifikalamt zum Dank zur Wahl von Papst Leo XIV. am 20. Mai 2025 aus dem Kölner Dom mit Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Nico Hanitsch hat es in die erste Reihe geschafft. Lange vor Gottesdienstbeginn ist der 23-Jährige aus Troisdorf in den Dom gekommen. "Wenn ich schon nicht in Rom mit dabei sein konnte, will ich wenigstens hier mitfeiern." 

Er sei froh, dass es auch in Köln die Gelegenheit gebe, die eigene Anteilnahme an der Wahl dieses katholischen Kirchenoberhauptes zu zeigen, für den neuen Papst zu beten und vor Ort auch etwas von der Stimmung mitzunehmen, wenn mit großem Chor und Orgelbrausen für die Wahl von Papst Leo XIV. gedankt werde. Mit Spannung habe er das Konklave mitverfolgt, erzählt er. Auch dass der Heilige Vater bei seiner Einführung auf dem Petersplatz am vergangenen Sonntag selbst so emotional bewegt gewesen sei, habe ihn persönlich gerührt. 

Eindrücke vom Pontifikalamt zum Dank zur Wahl von Papst Leo XIV. am 20. Mai 2025 aus dem Kölner Dom mit Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Eindrücke vom Pontifikalamt zum Dank zur Wahl von Papst Leo XIV. am 20. Mai 2025 aus dem Kölner Dom mit Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Das ist ein Papst, der bei den Menschen ist, sich nicht über sie stellt, sondern an ihre Seite", erklärt der junge Mann. Nun sei er gespannt, in welche Richtung er sein Pontifikat lenke. "Wichtig ist", meint Hanitsch, "dass er wie sein Vorgänger Franziskus die Bedürftigen nicht aus dem Blick verliert, sondern für sie sein Herz öffnet und mit offenen Armen auf sie zugeht." Für ihn persönlich stehe im Heiligen Jahr auf jeden Fall noch eine Pilgerreise nach Rom an. "Den Papst dabei leibhaftig zu erleben, wäre natürlich das absolute Highlight!"

Christoph Smarzoch

"Er macht den Eindruck, als könne er gut zwischen einzelnen Positionen vermitteln, und nimmt sich selbst stark zurück."

Ein paar Reihen dahinter ist Leandro Mangione ins Rosenkranzgebet vertieft. Mit geschlossenen Augen bewegt er seine Lippen. Der 14-Jährige gehört zu einer Carlo Acutis-Gebetsgruppe aus Dormagen, die Ende April eigentlich zur Heiligsprechung des "Influencer Gottes" nach Rom gereist war, dann aber stattdessen an der Trauerfeier für Franziskus teilgenommen hatte, weil die Heiligsprechung abgesagt werden musste. Auch Leandro hat Erwartungen an den neuen Papst: dass er traditionelle Elemente – dazu gehört für den Teenager die alte tridentinische Messe – mit modernen verbindet und "den wahren katholischen Glauben" lehrt, wie der Jugendliche aus St. Michael betont. Auf Christoph Smarzoch, ebenfalls Mitglied der Dormagener Gebetsgruppe, wirkt Leo XIV. sehr intelligent und demütig. "Er macht den Eindruck, als könne er gut zwischen einzelnen Positionen vermitteln, und nimmt sich selbst stark zurück. Dieser Papst lässt sich ganz auf den Dienst an Gott und den Menschen ein", so die Beobachtung des 59-jährigen IT-Fachmanns. Er freue sich jedenfalls sehr auf diesen Papst.

Der erste Eindruck? "Sehr sympathisch!" Auch dass der neue Papst Amerikaner sei, findet Lydia Rosenthal gut. "Das kann bei der jetzigen Weltlage nur von Vorteil sein." Sie hoffe, dass er sich wirklich auch für den Frieden einsetze, vor allem in der Ukraine. Die 77-Jährige aus Erftstadt ist an diesem Abend eher zufällig in das feierliche Pontifikalamt im Kölner Dom geraten, wusste nichts von diesem besonderen Anlass, entscheidet aber spontan, während die über 200 jungen Sängerinnen und Sänger der Domchöre auf dem Podest im südlichen Langhaus unter der Leitung von Domkantor Oliver Sperling noch einen Probelauf durch ihr musikalisches Programm absolvieren, zu bleiben. Der Dom sei für sie schon seit Kindheitstagen ein Ort der Geborgenheit gewesen – trotz seiner Größe – und eine Einladung zum Innehalten. Und nun – aus gegebenem Anlass – erst recht an diesem Abend.

Monika Schwarte

"Großartig, dass er gleich mit einer Friedensbotschaft aufgetreten ist."

"Rundum begeistert vom neuen Papst" zeigt sich Monika Schwarte. "Ich habe bislang alles mitverfolgt und finde ihn ganz phantastisch", schwärmt die 78-Jährige, die sich im Apostolatskreis und bei "Omnia Christo" in der Kupfergasse engagiert. Er mache einen nahbaren Eindruck. "Großartig, dass er gleich mit einer Friedensbotschaft aufgetreten ist."

Unterdessen stimmen die Chöre "Zadok the Priest" an, eine bekannte Krönungshymne von Händel, und liefern bereits eine halbe Stunde vor Messbeginn einen Vorgeschmack auf das, was später tatsächlich für Gänsehautmomente sorgen wird. Die von den Dombläsern begleitete Motette gehört zu den sogenannten "Coronation Anthemes" die der englische König George II. zu seiner Krönung 1727 in Westminster Abbey bei dem Barockkomponisten in Auftrag gegeben hat und die zuletzt auch bei der Krönung von König Charles gesungen wurden. Aber auch die Missa "Fidem cantemus" von Christian Matthias Heiß und die Antiphon "Tu es Petrus" für Männerstimmen unterstreichen die Feiertagsstimmung an diesem Frühlingsabend in Kölns Kathedrale, in der das abendliche Licht die Architektur mit buntem Farbenspiel wieder einmal besonders zum Leuchten bringt. 

Hoffnung, dass Papst Leo XIV. Gehör findet

Viele hundert Menschen füllen die Bankreihen: junge und alte, papstbewegte und selbst kirchendistanzierte. Sie alle lassen die Geschehnisse der letzten Wochen in Rom nicht unbeteiligt. Selten hat ein Kirchenereignis die Menschen so geeint in ihrer Hoffnung, dass dieser Sympathieträger auf dem Stuhl Petri, dem die Herzen nur so zuzufliegen scheinen, mit seinem bescheidenen Auftreten und den sanften Gesichtszügen in einer Welt der Krisen, Konflikte und Kriege mit seiner Stimme Brücken bauen kann und Gehör findet – auch wenn sich das Mosaik, wer eigentlich Leo XIV. ist und was von ihm zu erwarten ist, gerade noch aus ersten Ansprachen, Gesten und versteckten politischen Fingerzeigen zusammensetzt. Welche Weichen mag wohl jemand stellen, der bei seiner Amtseinführung sagt: "Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu Euch." 

Eindrücke vom Pontifikalamt zum Dank zur Wahl von Papst Leo XIV. am 20. Mai 2025 aus dem Kölner Dom mit Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Eindrücke vom Pontifikalamt zum Dank zur Wahl von Papst Leo XIV. am 20. Mai 2025 aus dem Kölner Dom mit Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Freudige Erwartung ist auch das Motiv, das Kardinal Woelki leitet. In seiner Predigt zieht er eine Parallele zwischen der Freude der Hirten, denen in der Weihnachtsnacht die Geburt Jesu und damit die Menschwerdung Gottes angekündigt wird, und der Freude des Gottesvolkes auf der ganzen Welt, dem mit Papst Leo XIV. am 8. Mai ein neuer Papst geschenkt wurde. Zumal beide Ankündigungen mit denselben Worten – lateinisch: annuntio vobis gaudium magnum – eingeleitet würden. Wenn vom Balkon des Petersdom in Rom die große Freude verkündet werde, dass ein neuer Papst gewählt sei, so Woelki, werde damit gleichzeitig gesagt, dass dieser dazu berufen ist, "der ganzen Welt als universeller Hirte und Lehrer unermüdlich zu verkündigen: Christus lebt!" Außerdem sei mit der Ankündigung eines neuen Papstes untrennbar die Botschaft verbunden: Der Herr lässt uns nicht allein. Bis heute berufe er Nachfolger der Apostel, die den Dienst des Hirten, des Lehrers, den Dienst der Bewahrung der Einheit der Kirche und den des Zeugen Gottes in der Welt weiterführten.

Kardinal Woelki

"Als Ordensmann, Missionar und Bischof in Peru liegt ihm die Evangelisierung besonders am Herzen."

Wörtlich betont der Kardinal, der auch einräumt, dass dieser Dienst eigentlich über das Menschenmögliche hinausgehe: "Die Verkündigung Gottes und seiner Nähe ist der Kern, ist das Wesen des Petrusdienstes, der jetzt Papst Leo anvertraut ist. Der Herr hat seine Apostel und deren Nachfolger mit dem Papst an ihrer Spitze zu Menschenfischern berufen. Sie sollen hinausgehen in alle Welt und das Evangelium zu allen Menschen tragen. Durch sie sollen alle Menschen überall auf der Welt Jesus kennenlernen." 

Den Kardinälen habe der Heilige Vater nach seiner Wahl ins Stammbuch geschrieben, berichtet Woelki, immer den Primat Christi in der Verkündigung ins Zentrum zu stellen. Der Papst selbst, unterstreicht er, bringe dafür die besten Voraussetzungen mit: "Als Ordensmann, Missionar und Bischof in Peru liegt ihm die Evangelisierung besonders am Herzen. Und er weiß auch ganz genau um die Herausforderungen, die dieser Dienst mit sich bringt. Er weiß, was es heißt, die Wirklichkeit zu erfassen. Was es bedeutet, in ganz unterschiedliche Kulturen einzutauchen. Wie es gelingen kann, die Menschen verstehen zu lernen und immer wieder neue Wege zu öffnen, auf denen der Herr zu uns kommen will."

Christus als Teil der Lebenswirklichkeit aller Menschen

Denn Evangelisierung und Mission bedeuteten nicht Missionierung. Stattdessen beginne jeder Weg, auf dem Christus in das Herz eines Menschen gelangen wolle, immer mit liebevollem Zuhören und der Frage, die Jesus dem Blinden bei Jericho stelle: Was willst du, dass ich dir tun soll? Der Dienst der Apostelnachfolger und ganz besonders der Dienst des Nachfolgers Petri, erklärt Woelki, bestehe darin, die Einheit unter den Jüngerinnen und Jünger Jesu zu fördern, sie zu stärken und zu lehren – und darin, in ihnen die Sehnsucht danach zu wecken, Jesus zu allen Schwestern und Brüdern zu bringen. Christus solle Teil der Lebenswirklichkeit aller Menschen sein. Dafür, dass die Kirche Jesus verkünde, sei Petrus, den übrigen Aposteln und deren Nachfolgern die Verantwortung übertragen.

Kardinal Woelki

"Er macht ihn zum Fundament, zum festen Grund, auf dem alle stehen, die als Zeugen Jesu in der Welt leben, seine Gegenwart täglich erfahren und sein Evangelium weitergeben."

An Petrus, der alles zurücklasse, um sein Leben mit Jesus zu teilen und ihm zu folgen, werde deutlich, wie Jesus Teil dieser unserer Wirklichkeit werde. "So lernt er den Herrn kennen, wird zu dessen vertrautem Freund und schließlich zu seinem Zeugen: zum Zeugen der Begegnungen Jesu mit den Menschen, zum Zeugen der Heilungen, die Jesus wirkt, zum Zeugen, wie Jesus von seinem Vater und vom Reich Gottes spricht." Schließlich sende er ihn hinaus in alle Welt mit den Worten: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen! "Er macht ihn zum Fundament, zum festen Grund, auf dem alle stehen, die als Zeugen Jesu in der Welt leben, seine Gegenwart täglich erfahren und sein Evangelium weitergeben." 

Der Kölner Erzbischof stellt fest, dass ausnahmslos alle dazu berufen seien, Jesus "in der Wirklichkeit, in der wir leben, frohgemut zu bezeugen". Wer Jesus kennengelernt habe, könne ihn nicht für sich behalten, sagt er. "Seine Nähe und Freundschaft wollen sich mitteilen." Papst Leo XIV. sei anvertraut, die Brüder und Schwestern zu stärken, "damit wir alle unsere Berufung als Zeuginnen und Zeugen Jesu überzeugend leben können". Abschließend fordert er die Gläubigen im Dom auf, für den Heiligen Vater zu beten, damit dieser in seinem Dienst gestärkt und ihm die Freude am Evangelium in so reichem Maße geschenkt werde, "dass er der ganzen Welt davon abzugeben vermag". 

Vor dem Schlusssegen ruft er den Menschen im Dom noch einmal zu: "Wir freuen uns über Papst Leo XIV.! Wir versprechen ihm unsere Treue und unser Gebet. Möge er uns als Hirte durch seinen Dienst, der Halt und Orientierung schenke, auf die Auen des Lebens führen."

Beatrice Tomasetti (DR) 

Robert Francis Prevost (Papst Leo XIV.)

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Robert Francis Prevost gilt als ein Kardinal der Mitte. Obwohl US-Amerikaner ist der Ordensmann in Rom, der Kurie und der Weltkirche zu Hause. Zuletzt leitete der 69-Jährige die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. In dieser Funktion war Prevost in den vergangenen zwei Jahren zuständig für einen Großteil der Bischofsernennungen weltweit.

Papst Leo XIV / ©  Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Leo XIV / © Andrew Medichini/AP ( dpa )
Quelle:
DR

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