Kardinal Woelki zeigt sich froh über den neuen Papst

"Den richtigen Kandidaten gefunden"

Der Papstwähler Rainer Maria Kardinal Woelki kann sich nach getaner Arbeit auf den Rückweg nach Köln machen. Zuvor brachte er aber noch seine Freude über den neuen Papst zum Ausdruck und machte sich Gedanken über den Papstnamen.

Kardinal Rainer Maria Woelki (r.) im Vatikan / © Pablo Esparza (KNA)
Kardinal Rainer Maria Woelki (r.) im Vatikan / © Pablo Esparza ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das war eine bewegende Zeit für uns draußen in der Welt, der Jubel auf dem Petersplatz. Sie waren die letzten Tage komplett abgeschnitten von der Außenwelt im Konklave. Wie geht es Ihnen heute? 

Rainer Maria Kardinal Woelki (Erzbischof von Köln und Papstwähler): Sehr gut. Ich freue mich wirklich über diese Wahl, die wir als Kardinäle getroffen haben. Ich glaube, dass wir den richtigen Kandidaten gefunden haben. Es ist ein Mann mit einer großen seelsorglichen Erfahrung, der als Ordenspriester lange Jahre in den Vereinigten Staaten gearbeitet hat, aber vor allen Dingen auch in Peru. Er ist einer, der unterschiedliche Welten kennt und der, glaube ich, unterschiedliche Welten gut miteinander verbinden kann – und das sein kann, was er eben als Papst auch ist, ein Brückenbauer. 

DOMRADIO.DE: Brückenbauer ist das richtige Stichwort. Der Papst kann auch über die Kirche hinaus eine wichtige Stimme in der ganzen Welt werden. Wir befinden uns gerade in einer sehr polarisierten, krisenhaften Zeit. Was könnte das für eine Rolle spielen? 

Woelki: Zunächst einmal habe ich mich wahnsinnig gefreut, dass er gestern mit dem Gruß des Auferstandenen begonnen hat: "Der Friede sei mit euch". Das ist eine der wichtigen und entscheidenden Botschaften, die wir als Christen zu verkünden haben. Nicht irgendeinen Frieden, sondern den Frieden Christi. In dem wurzelt alles andere. 

Dort, wo Menschen anfangen, sich an Gott zu orientieren und auszurichten, sind sie nicht mehr des Menschen Wolf. Dann haben Kriege keine Basis und kein Fundament mehr. Dann wird miteinander gesprochen. Dann entscheiden der Dialog und das Miteinander. Dann entscheiden der Bruder und die Schwester, die Ebenbild Gottes sind. 

Und dann werden Völker nicht mehr ausgebeutet. Es werden keine Deals mehr gemacht. Es wird nicht mehr auf Kosten anderer gelebt, sondern wir leben in der einen großen Menschheitsfamilie miteinander. "Der Friede sei mit euch": das ist die Botschaft, für die wir als Christen stehen. 

Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Papst diese Botschaft in die Welt hinaustragen wird. 

DOMRADIO.DE: Die Welt hat die letzten Tage gespannt auf diesen Schornstein geschaut. Jeder hat sich gefragt, was geht da drin vor? Sie wissen es. Sie können natürlich nicht drüber reden, aber was können Sie uns denn über die Zeit im Konklave sagen? 

Woelki: Zunächst einmal, dass nur vier Wahlgänge notwendig waren. Das zeigt – und das finde ich, ist ein sehr gutes Kriterium – dass sich die Kardinale sehr einig waren und dass es gar nicht diese großen Spaltungen und Unterschiedlichkeiten gibt, von denen man im Vorfeld gesprochen hat oder die man vermutet hat, weil sich viele nicht kannten, weil sie aus so unterschiedlichen Teilen der Welt kamen. 

Man wird sicherlich auch sagen können, dass er mit einer großen, großen Mehrheit gewählt worden ist. Nach der Wahl haben wir alle herzlich geklatscht, wir haben uns mit ihm gefreut. Der Papst hat die Wahl angenommen, er ist dann in ein Nachbarzimmer gegangen, hat sich die päpstliche Kleidung angelegt und ist dann zu uns zurückgekommen. 

Es wurde dann ein kleiner Gottesdienst gefeiert. Es gibt verschiedene Gebete. Einer der Kardinäle liest das Evangelium: "Du bist Petrus", also "tu es Petrus". "Und auf diesen Felsen habe ich meine Kirche gebaut." Damit das dem neuen Papst noch einmal zugesprochen wird. Wir haben mit ihm den Friedensgruß ausgetauscht und anschließend das Te deum gesungen, als Ausdruck unserer Freude und unseres Dankes an Gott für den neuen Papst. 

Das erklärt sicherlich auch, dass so viele so lange auf dem Petersplatz haben warten müssen, bis der Papst sich dann endlich nach erfolgter Wahl zeigen konnte. 

DOMRADIO.DE: Jetzt geht es für Sie zurück nach Hause, nach Köln. Was nehmen Sie für Gedanken ins Erzbistum mit? 

Woelki: Zunächst einmal die Freude, dass wir einen neuen Papst haben. Und die Freude darüber, dass ich glaube, dass wir mit diesem Papst jemanden haben, der das, was Papst Franziskus unter Synodalität verstanden hat, weiter fortführen und entwickeln wird. Es wird ihm sicherlich auch gelingen, eine theologische Klärung dessen tiefer vorzunehmen, was Synodalität ist, als es bis dato gelungen ist. 

Der deutsche Kardinal Rainer Maria Woelki (M) nimmt an der Messe vor Beginn des Konklave teil. / © Stefano Carofei/IPA via ZUMA Press (dpa)
Der deutsche Kardinal Rainer Maria Woelki (M) nimmt an der Messe vor Beginn des Konklave teil. / © Stefano Carofei/IPA via ZUMA Press ( dpa )

Und ich glaube, dass der Name Leo XIV. sich auch an Leo XIII. anschließt. Leo XIII. war der große Sozialpapst der katholischen Kirche, auf dem wahrscheinlich im Letzten auch die gesamte katholische Soziallehre zurückgeht. Er war dem Augustiner-Orden sehr verbunden. Leo XIV. sieht sich da in einer Tradition. 

Ich denke, dass er mit Blick auf die Armut, die Herausforderung von Migration und natürlich auch mit Blick auf die zahlreichen Kriege hier einen wichtigen Schwerpunkt legen wird, nicht zuletzt auch aufgrund seiner Tätigkeit in Peru. Und ich denke, dass wir in Köln mit unserer "Aktion Neue Nachbarn", mit unserem Engagement in den sozialen karitativen Bereichen unseres Caritas-Verbandes und in unseren Gemeinden und nicht zuletzt auch mit unserem universal-kirchlichen Engagement hier sehr gut aufgestellt sind und mit ihm gemeinsam gerade auch diese Fragen angehen können.

DOMRADIO.DE: Die zwei wichtigsten kurzen Fragen zum Schluss. Haben Sie schon Ihre Mutter angerufen? 

Woelki: Ja, habe ich getan. 

DOMRADIO.DE: Was hat sie gesagt? 

Woelki: Sie war eigentlich ganz froh und glücklich, dass ich jetzt bald wieder nach Hause kommen werde. 

DOMRADIO.DE: Und das kommt zur letzten Frage. Der 1. FC Köln kann heute Abend aufsteigen. Sind Sie froh, dass Sie rechtzeitig rausgekommen sind aus dem Konklave? 

Woelki: Auch das, ich habe schon geschaut: Ich hoffe, dass ich heute Abend beim Auspacken des Koffers nebenbei ein wenig das Spiel verfolgen kann.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.

Rainer Maria Kardinal Woelki

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki steht seit dem 20. September 2014 an der Spitze des Erzbistums Köln. Zuvor war er von 2003 bis 2011 Weihbischof in Köln und dann drei Jahre Erzbischof von Berlin. Im Februar 2012 erhob ihn der damalige Papst Benedikt XVI. in den Kardinalsrang.

Rainer Maria Woelki / © Oliver Berg (dpa)
Rainer Maria Woelki / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
DR

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