Papst Franziskus hat den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, am Donnerstag in Audienz empfangen. Das teilte das vatikanische Presseamt mit, ohne weitere Angaben zu machen.

Pizzaballa hatte am Montag mit Äußerungen in einem Zeitungsinterview in Kirchenkreisen und darüber hinaus für Aufsehen gesorgt. Der Zeitung "Repubblica" sagte er, der gesamte Nahe Osten stehe an einem Wendepunkt.
Die Staaten und Religionsgemeinschaften dort bräuchten eine neue Führungselite und neue Sichtweisen, ein "neues Narrativ". Weiter erklärte der aus Italien stammende Kardinal, es brauche neue Gesichter in der politischen Führung und eine andere Sprache, der Status quo werde nicht mehr lange existieren.
Pizzaballa spricht von einer neuen Ära
Eine Zeitenwende beschwor Pizzaballa in dem Interview auch für den Dialog zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum. "Die Ära nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und von dem, was das Dokument 'Nostra aetate' im interreligiösen Dialog aufgebaut hat, ist zu Ende. Das muss weiterwirken, aber es müssen neue Modelle und Perspektiven entwickelt werden."
Der Dialog müsse "theologischer und weniger politisch" werden. "Wir müssen anfangen, das anzusprechen, was wir stets vermieden haben: Die Punkte, zu denen wir unterschiedlich denken, wie etwa die Auslegung der Bibel."
Solide Grundlage
Weiter erklärte Pizzaballa: "Du kannst ein neues Narrativ nicht aus dem Nichts entwickeln, du musst es auf einer soliden Grundlage aufbauen. In diesem Sinn kann der Dialog der Religionen nützlich sein, aber er muss, mit Respekt und Offenheit, auch unsere unterschiedlichen Interpretationen ansprechen."
Das Konzilsdokument "Nostra aetate" von 1965 hatte den Dialog der katholischen Kirche mit anderen Religionen, insbesondere mit Judentum und Islam, auf eine neue Grundlage gestellt. Es betonte vor allem die Gemeinsamkeiten unter den Religionen.