Jerusalemer Kardinal Pizzaballa besucht Papst im Vatikan

"Neues Narrativ" nötig

Pierbattista Kardinal Pizzaballa ist als "Lateinischer Patriarch von Jerusalem" einer der wichtigsten Kirchenführer im Heiligen Land. Nicht nur dort werden seine Einlassungen viel beachtet. Nun war er beim Papst.

Kardinal Pierbattista Pizzaballa / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Pierbattista Pizzaballa / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Papst Franziskus hat den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, am Donnerstag in Audienz empfangen. Das teilte das vatikanische Presseamt mit, ohne weitere Angaben zu machen.

Ein Graffito zeigt ein imaginäres Loch in der israelischen Sperrmauer und einen idealisierten Blick auf das nahe gelegene Jerusalem / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Ein Graffito zeigt ein imaginäres Loch in der israelischen Sperrmauer und einen idealisierten Blick auf das nahe gelegene Jerusalem / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Pizzaballa hatte am Montag mit Äußerungen in einem Zeitungsinterview in Kirchenkreisen und darüber hinaus für Aufsehen gesorgt. Der Zeitung "Repubblica" sagte er, der gesamte Nahe Osten stehe an einem Wendepunkt. 

Die Staaten und Religionsgemeinschaften dort bräuchten eine neue Führungselite und neue Sichtweisen, ein "neues Narrativ". Weiter erklärte der aus Italien stammende Kardinal, es brauche neue Gesichter in der politischen Führung und eine andere Sprache, der Status quo werde nicht mehr lange existieren.

Pizzaballa spricht von einer neuen Ära

Eine Zeitenwende beschwor Pizzaballa in dem Interview auch für den Dialog zwischen der katholischen Kirche und dem Judentum. "Die Ära nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und von dem, was das Dokument 'Nostra aetate' im interreligiösen Dialog aufgebaut hat, ist zu Ende. Das muss weiterwirken, aber es müssen neue Modelle und Perspektiven entwickelt werden." 

Der Dialog müsse "theologischer und weniger politisch" werden. "Wir müssen anfangen, das anzusprechen, was wir stets vermieden haben: Die Punkte, zu denen wir unterschiedlich denken, wie etwa die Auslegung der Bibel."

Solide Grundlage 

Weiter erklärte Pizzaballa: "Du kannst ein neues Narrativ nicht aus dem Nichts entwickeln, du musst es auf einer soliden Grundlage aufbauen. In diesem Sinn kann der Dialog der Religionen nützlich sein, aber er muss, mit Respekt und Offenheit, auch unsere unterschiedlichen Interpretationen ansprechen."

Das Konzilsdokument "Nostra aetate" von 1965 hatte den Dialog der katholischen Kirche mit anderen Religionen, insbesondere mit Judentum und Islam, auf eine neue Grundlage gestellt. Es betonte vor allem die Gemeinsamkeiten unter den Religionen.

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
KNA