Bistum Hildesheim diskutiert Frauenfrage bei "Synodalem Tag"

"Es ist eines der drängendsten Themen"

Wie kann Leitung in Gemeinden neu beschrieben werden, sodass auch Frauen künftig einen wichtigen Anteil daran haben können? Im Bistum Hildesheim wurde beim Synodalen Tag genau über diese Frage diskutiert. Emotional, aber auch mit viel Energie.

Eine Frau mit einem Kreuz / © MiniStocker (shutterstock)
Eine Frau mit einem Kreuz / © MiniStocker ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Über Frauen in der Kirche wird immer wieder diskutiert, nicht nur beim Synodalen Weg. Warum haben Sie das Thema gleich am ersten synodalen Tag ins Zentrum gestellt?

Christian Hennecke (Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bistum Hildesheim): Na ja, eben gerade, wie Sie es gesagt haben. Es ist vielleicht eines der drängendsten Themen, die wir in unserer Kirche haben: Die Rolle der Frau und die Situation in unserer Kirche neu zu konfigurieren und neu zu beschreiben. Da gibt es viele Emotionen, da gibt es viel Schmerz aus der Vergangenheit, viel Wut und viel Zorn. An der Stelle wollte Bischof Wilmer gleich am Anfang dieses Thema setzen.

DOMRADIO.DE: Viele Frauen sind an diesem Tag dann auch zu Wort gekommen, aus ganz verschiedenen Bereichen des Bistums. Welche Themen haben die Frauen denn mitgebracht?

Hennecke: Wir haben ja den Nachteil gehabt, dass wir nicht alle miteinander die ganze Zeit reden konnten, weil es ein digitales Format war. Also haben wir uns vorgestellt, dass wir Frauen einladen, die Leitungspositionen in unserem Bistum innehaben und die schon seit Jahren Initiativen auf den Weg bringen. Und die wollten wir zu Wort kommen lassen. Denn eine unserer Absichten war auch, genau hinzuschauen, das es nicht so binär ist - es gibt gar nichts oder es gibt alles - sondern was gibt es schon und was können wir aus dem, was es schon gibt, noch weiter lernen. Also zum Beispiel Leitung einer KHG, Leitung eines Frauenkirchortes, die Finanzdirektorin unseres Bistums, und so weiter, das sind ja Personen mit großer Aufgabe und mit großer Verantwortung. Die konnten ein wenig erzählen, wie sie ihre Rolle, ihren Dienst, ihr Tun in unserem Bistum sehen.

DOMRADIO.DE: Bischof Wilmer war ja auch dabei bei der digitalen Veranstaltung. Wie hat er dann die Rolle der Frauen in der Kirche bewertet?

Hennecke: Das, finde ich, kann keine Frage sein, wenn man da fragen würde, wie bewertet ein Bischof die Rolle der Frau in der Kirche. Zunächst mal sind wir ja alle gleich würdig durch die Taufe, das hat er auch immer wieder unterstrichen. Und vor allem hat er Mut gemacht, sich zu engagieren und Leitungsposition in Angriff zu nehmen. Ich glaube, eine der wichtigsten Fragen, die sich hinterher stellen wird, wird die Frage sein, wie werden wir Leitung in Gemeinden und in Kirchengemeinden so neu beschreiben können, dass auch Frauen einen wichtigen Anteil oder wichtige Leitungspositionen dort haben können.

DOMRADIO.DE: Die Veranstaltung sollte ja eigentlich im vergangenen Jahr schon stattfinden. Dann kam die Pandemie. Hatte das Einfluss auf diese Verschiebung?

Hennecke: Klar hatte das Einfluss und wir waren ganz schön geknickt, denn wir hatten es ja eigentlich gut vorbereitet, wir wollten das im Dom machen, auch als ein Ort, an dem Synodalität vielleicht auch noch mal symbolisch stark erfahrbar wird. Das wollten wir dieses Jahr dann auch tun, bis sich herausgestellt hat, dass das gar nicht geht. Also haben wir das versucht, digital zu machen. Das hindert natürlich ein wenig den Dialog. Man kann mit 300 Leuten ganz schlecht alle miteinander reden. Wir haben das natürlich irgendwie hingekriegt mit Breakout-Sessions, aber es bleibt letztlich unbefriedigend. Trotzdem war es ein toller Tag, weil viel Energie im Raum war, viel Emotion im Raum war und viel Wunsch im Raum war, weiterzumachen.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Christian Hennecke / © Angela Krumpen (ak)
Christian Hennecke / © Angela Krumpen ( ak )
Quelle:
DR
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