Domdechant Kleine fordert Verbindung von Himmel und Erde im Alltag

"Geht Schritt für Schritt eure Himmelsleiter hinauf"

Monsignore Robert Kleine, Stadt- und Domdechant von Köln, predigte über die biblischen Bilder vom Ende der Zeiten und darüber, wie Christinnen und Christen bereits heute anhand der "Himmelsleiter" Himmel und Erde verbinden können.

Stadt- und Domdechant Monsignore Robert Kleine richtet in seiner Predigt den Blick auf die letzten Sonntage im Kirchenjahr. Die Lesungen sprechen vom Tag des Gerichts und stellen unheilvolle Bilder vor Augen: Erdbeben, Verfolgung, Hass und Tod. Doch diesen Szenen stellt Kleine die Zusagen des Heils gegenüber. Im Evangelium heißt es: "Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen." Der Prophet Maleachi spricht von der "Sonne der Gerechtigkeit", deren Aufgang Heil bringt.

Das Thema der Entscheidung durchzieht für Kleine alle Lesungen: Wie ein Mensch seinen Weg hier auf Erden geht, habe eine Konsequenz für das, was am Ende auf ihn wartet. Um diese Verbindung zwischen Erde und Himmel anschaulich zu machen, nimmt Kleine das biblische Bild der Jakobsleiter auf. Im Buch Genesis sieht Jakob im Traum eine Leiter, die von der Erde bis in den Himmel reicht und auf der Engel auf- und absteigen. Dieses Motiv habe viele Kunstschaffende inspiriert. Kleine verweist auf die Himmelsleiter der Künstlerin Billi Thanner in Wien und Münster sowie auf die goldene Himmelsleiter am Kölner Domforum, die an das Dreikönigsfest anknüpft.

Blick auf Weihnachten

Diese Bilder seien für Christinnen und Christen mehr als Symbolik, so Kleine. Denn in Jesus Christus habe Gott selbst Himmel und Erde verbunden. Mit Blick auf Weihnachten erinnert er daran, dass in der Menschwerdung Gottes ein Kind zum König, Mensch und Gott zugleich wurde. Am Dreikönigenschrein zeige sich diese Deutung: Gold steht für den König, Myrrhe für den Menschen, Weihrauch für Gott. Das Konzil von Nicäa habe dies in das Bekenntnis gefasst, das die Gemeinde im Gottesdienst singt.

Ein weiteres Bild des Himmels sei das himmlische Jerusalem. Die gotische Architektur wolle dieses Bild auf die Erde holen – auch der Kölner Dom sei als sichtbarer Vorgeschmack auf das himmlische Ziel gebaut. Für seine Bewahrung dankte Kleine der Dombauhütte und dem Zentraldombauverein.

Verbindung von Himmel und Erde

Kleine führt das Thema zurück auf den Alltag der Gläubigen. Durch Reden und Handeln könne jeder Mensch Himmel und Erde verbinden. Die Lesungen nennen konkrete Haltungen: Gottesfurcht bei Maleachi, ordentliches Leben bei Paulus, Zeugnis und Standhaftigkeit bei Jesus.

Im Anschluss deutet Kleine die Himmelsleiter im Licht der Kirchenväter. Hieronymus sah in ihr ein Bild für den Lebensweg, auf dem der Mensch Stufe für Stufe voranschreitet – mit Gottes Hilfe und ausgestreckter Hand für die Ermatteten. Caesarius von Arles las die Leiter als Hinweis auf das Kreuz: wie die Leiter verbinde auch das Kreuz Himmel und Erde. Am Kreuz öffne der Auferstandene den Weg zum ewigen Leben.

Tugenden als Ermutigung

Am Beispiel der Kölner Himmelsleiter zeigt Kleine, welche Haltungen diesen Weg prägen können. Im Domforum werden Begriffe wie Treue, Respekt, Vergebung, Ehrlichkeit, Rücksichtsnahme, Weisheit, Gerechtigkeit, Mitgefühl oder Dankbarkeit auf den Boden projiziert – als Stufen, auf denen der Mensch zu Gott und zum Nächsten geht.

Kleine ruft die Gemeinde dazu auf, die Lesungen und diese Tugenden als Ermutigung zu verstehen: jeden Tag eine Stufe weiterzugehen, im Vertrauen auf Gott, im Einsatz für den Nächsten und im Blick auf das Ziel, an dem Himmel und Erde endgültig verbunden sind.



DOMRADIO.DE hat am dreiunddreißigsten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domdechant Robert Kleine. Der Kölner Domchor sang unter der Leitung von Alexander Niehues und Simon Schuttemeier. Der Gottesdienst wurde als Hochamt für die lebenden und verstorbenen Mitglieder des Zentral-Dombau-Vereins Köln gefeiert. Der Knabenchor der Hohen Domkirche sang unter anderem die Messe in G von Josef Gabriel Rheinberger. An der Domorgel ist Winfried Bönig.

Seit 1. September 2025 neuer Domkapellmeister: Alexander Niehues / © Beatrice Tomasetti (DR)
Seit 1. September 2025 neuer Domkapellmeister: Alexander Niehues / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Im Evangelium an diesem Sonntag geht es um falsche Propheten und Menschen, die behaupten, in Jesu Namen zu sprechen: 

Sonntagsevangelium aus dem Lukasevangelium

"In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schön bearbeiteten Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleibt, der nicht niedergerissen wird. Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen und was ist das Zeichen, dass dies geschehen soll? Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach! Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen: Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen. Aber bevor das alles geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen. Man wird euch den Synagogen und den Gefängnissen ausliefern, vor Könige und Statthalter bringen um meines Namens willen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch also zu Herzen, nicht schon im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen." (Lk 21,5-19)

Auslegung zum Sonntagsevangelium von Alois Stöger

Viele werden kommen, die den Messiasnamen für sich in An[1]spruch nehmen und das Wort seiner Selbstoffenbarung von sich aussagen: Ich bin es. Damit wollen sie sagen, dass sie der von Gott gesandte endgültige Heilbringer seien, der die Weltvollendung einleitet. Unter dem römischen Prokurator [Cuspius Fadus] (44–46 n. Chr.) trat Theudas auf und "gab sich für etwas Besonderes aus" (Apg 5,36). Nach ihm stand Judas der Galiliäer auf und brachte einen Haufen Volkes hinter sich her (Apg 5,37). Jesu Wort enthüllt diese "Heilbringer" als Verführer. 

Andere verkünden: Die Endzeit ist schon gekommen. Auch sie tarnen ihre Botschaft mit dem Wort Jesu (Mk 1,15). Allzu glühende Naherwartung der Ankunft Christi und des Endes dieses Äons muss gedämpft werden: "Der Herr verzieht sich" (12,45). Der Thronanwärter reist in ein fernes Land, um sich die Königswürde zu holen (19,11). Es ist nicht leicht, diese erregenden Botschaften zu durchschauen. Ihre Verkünder sind zahlreich; die Menge wirkt ansteckend und suggestiv. Sie tarnen sich durch das Wort Jesu, ihre Botschaft klingt wie die seine: "Ich bin es" – "die Zeit ist nahe". Sie sam[1]meln wie er Jünger um sich, die ihnen nachfolgen. In dieses verwirrende Spiel des Betruges leuchtet das Wort des Herrn mit seiner Warnung hinein. Diese Leute sind Betrüger und enden in Abfall und Verderben. Der Spruch Jesu beginnt und endet mit warnendem Ernst: Lasst euch nicht verführen, lauft ihnen nicht nach. 

Alois Stöger (österr. Neutestamentler, Weihbischof in St. Pölten, 1904–1999), aus: ders., Das Evangelium nach Lukas, 2. Teil (Geistliche Schriftlesung 3,2), Düsseldorf 1966, 192, © Schulschwestern Amstetten (Rechtsnachfolge)

Zentral-Dombau-Verein zu Köln von 1842

Seit Generationen tragen die Mitarbeiter des Zentral-Dombau-Vereins dafür Sorge, dass Geld für den Kölner Dom eingesammelt und im Sinne des Vereinsziels verwendet wird. Mehr als 60 Prozent der jährlichen Baukosten zur Erhaltung des Domes bringt der überkonfessionell und unabhängig organisierte ZDV jährlich auf. Das Geld der Mitglieder investiert der Verein dabei ausschließlich in die Renovierungs- und Erhaltungskosten des Kölner Wahrzeichens.

Ein alter, verwitterter Baldachin in der Werkstatt der Kölner Dombauhütte / © Harald Oppitz (KNA)
Ein alter, verwitterter Baldachin in der Werkstatt der Kölner Dombauhütte / © Harald Oppitz ( KNA )
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