Kölner Domdechant ruft zu mehr Ordnung und Rücksicht vor dem Dom auf

"Bannmeile wäre wünschenswert"

Rund um den Kölner Dom herrscht täglich Trubel. Domdechant Robert Kleine empfindet den Lärm als Belastung und bemängelt fehlende Rücksicht. Wie kann das Wahrzeichen Kölns besser geschützt werden, ohne dass das Umfeld totreguliert wird?

Autor/in:
Dagmar Peters
Symbolbild Umgebung vor dem Kölner Dom / © Rolf G Wackenberg (shutterstock)
Symbolbild Umgebung vor dem Kölner Dom / © Rolf G Wackenberg ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Der Kölner Dom ist nicht nur Touristenmagnet, sondern auch ein akustisches Dauererlebnis. Wie groß ist das Lärmproblem rund um den Dom aus Ihrer Sicht?

Monsignore Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): Jeder, der am Dom arbeitet, weiß, dass es hier ein Hotspot ist – quirlig und lebendig wie auch an anderen Orten der Stadt. Anstrengend ist vor allem die Musik der Straßenkünstler, weil sie sehr durchdringend ist. Und natürlich die Lautstärke bei Aufläufen oder Demonstrationen. Dafür gibt es zwar Regelungen, aber die Belastung bleibt.

DOMRADIO.DE: Straßenmusik gehört zur Kölner Innenstadt wie der Dom selbst. Wo verläuft für Sie die Grenze zwischen künstlerischem Flair und störender Dauerbeschallung?

Kleine: Das ist schwierig. Es gibt eine Regelung der Stadt, die der Stadtrat beschlossen hat. Danach darf man nur an bestimmten Orten auftreten, jeweils höchstens eine halbe Stunde, und nur einmal am Tag – ohne Verstärker. Das ist schon eine deutliche Verbesserung, früher war das völlig frei.

Robert Kleine

"Auch vor dem Petersdom in Rom ist viel los. Aber die Frage ist, wie man das besser koordinieren kann."

Aber das Ordnungsamt müsste stärker kontrollieren, dass die Regeln eingehalten werden. Für jemanden, der dort arbeitet, ist der Lärm sehr markant. Wenn etwa ein Trommler eine halbe Stunde lang spielt, mag das für Passanten schön sein, für die Anwohner und Büromitarbeiter aber nicht unbedingt.

DOMRADIO.DE: Der Dom steht mitten in der Stadt. Sollte man dort – auch wegen seines Status als UNESCO-Weltkulturerbe – stärker auf Ruhe achten, oder gehört das einfach zur Kölner Lebendigkeit dazu?

Kleine: Ein Stück weit gehört das dazu. Auch vor dem Petersdom in Rom ist viel los. Aber die Frage ist, wie man das besser koordinieren kann. Es gibt Absprachen mit Polizei und Ordnungsamt, damit Demonstrationen mit Bühne oder Lautsprechern nicht während der Gottesdienste stattfinden.

Ich finde aber, auch außerhalb der Gottesdienstzeiten sollte man überlegen, ob jede Veranstaltung direkt vor dem Dom sein muss. Es gibt viele andere Orte in Köln, an denen man demonstrieren könnte. Ich wünsche mir, dass der Bereich um den Dom ein einladender Ort bleibt – für Touristen, aber auch für Gläubige.

Was mich stört, sind Dinge wie aggressive Bettelei oder Figuren in Kostümen, die Geld fürs Fotografieren verlangen. Ich kenne das aus anderen Städten nicht. Eine kleine Bannmeile für solche Formen der Belästigung – oder auch für Straßenmusik und Demonstrationen – wäre durchaus überlegenswert.

Robert Kleine

"Beides. Toleranz heißt für mich, respektvoll miteinander umzugehen."

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich persönlich für das Miteinander rund um den Dom – mehr Toleranz, mehr Regeln oder beides?

Kleine: Beides. Toleranz heißt für mich, respektvoll miteinander umzugehen. Dazu gehört, dass niemand andere abzockt und dass Respekt voreinander bedeutet, die Domplatte nicht jeden Morgen vermüllt zu hinterlassen.

DOMRADIO.DE: Das Ordnungsamt sagt, es könne dort nicht allzu viel machen. Was wäre aus Ihrer Sicht möglich?

Kleine: Das Ordnungsamt könnte häufiger Präsenz zeigen und auf die Einhaltung der Regeln achten. Ich will die Domplatte auf keinen Fall totregulieren. Sie soll lebendig bleiben. Aber wo jemand das ausnutzt und andere darunter leiden, sollte eingeschritten werden.

Das gilt auch für den Bereich vor dem Café Reichard, wo viele E-Scooter oder Fahrräder wild abgestellt werden, oder für Autos, die dort fahren, wo sie nicht dürfen. Solche Dinge sollte man konsequenter ahnden – damit es ein schöner Ort bleibt, vor dem schönsten Gebäude, das wir in Köln haben, und einem der größten Touristenmagnete Deutschlands.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Stationen der Kölner Domgeschichte

1248 Grundsteinlegung für den gotischen Neubau unter Erzbischof Konrad von Hochstaden.

1322 Chorweihe; allmählich entstehen die unteren Teile von Mittelschiff, Querhäusern und Seitenschiffen sowie der Südturm bis zu einer Höhe von 59 Metern.

1560 Einstellung des Baubetriebs.

1794 Nach dem französischen Einmarsch dient der Torso des Doms als Futtermagazin und Gefangenenlager.

1815 Nach den napoleonischen Befreiungskriegen wird der Kölner Dom für die Romantiker zu einem Symbol der deutschen Nationalbewegung.

Blick auf den Kölner Dom / © Wondervisuals (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Wondervisuals ( shutterstock )
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!