Bonifatiuswerk eröffnet diesjährige Diaspora-Aktion in Köln

"Ansteckende Freude am Glauben"

Unter dem Leitwort "Stärke, was dich trägt" lenkt das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken in diesem Jahr wieder den Blick auf die Diaspora. Bei einem Festakt in Köln wurde die Aktion eröffnet und der Bonifatiuspreis verliehen.

Autor/in:
Roland Müller
 © Beatrice Tomasetti (DR)
© Beatrice Tomasetti ( DR )

"Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!" Diesen Auftrag schrieb Jesus Christus laut dem Markusevangelium nach seiner Auferstehung den Christen ins Stammbuch. Es ist also eine grundlegende Aufgabe der Kirche, für den Glauben zu werben und Evangelisierung zu betreiben. Doch wie kann die Weitergabe des Glaubens heutzutage gelingen? Das Bonifatiuswerk hat am Sonntag in Köln vier Projekte und Initiativen geehrt, die als "Best Practice"-Beispiele für evangelisierende Seelsorge gelten können. Das in Paderborn ansässige kirchliche Hilfswerk vergab bei einem Festakt den "Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln in Deutschland" im Rahmen der Eröffnung der diesjährigen Diaspora-Aktion.

Der erste Preis ging an das "Himmelszelt" aus Wolfsburg im Bistum Hildesheim. Vor zehn Jahren entstand bei einem Abendessen die Idee für das pastorale Experiment von vier Pfarreien. Sie wollten als Kirche nicht hinter den Mauern der Gotteshäuser und Pfarrheime bleiben, sondern auf die Menschen zugehen. Was eignet sich da besser als ein mobiles Zelt als ungewohnter Raum für Glauben und Begegnung? Seit 2015 lädt deshalb jedes Jahr ein neuntägiges Programm aus Gottesdiensten, Konzerten, Kabarett und Zirkus-Shows alle Interessierten in diese ungewöhnliche Kirche ein. Als "ansteckende Freude am Glauben" lobte der Präsident des Bonifatiuswerks, Manfred Müller, das Himmelszelt in seiner Laudatio. 

Ingo Imenkämper

"Die Seelsorger zeigen, was Kirche sein kann, wenn sie sich traut."

Den zweiten Preis erhielt die Initiative "Lenkpause für Körper und Seele" aus dem Erzbistum Freiburg. Die Betriebs- und Fernfahrerseelsorge Bodensee-Hohenzollern will mit diesem Angebot den LKW-Fahrern, die oft tagelang auf den Autobahnen unterwegs sind, ihre Dankbarkeit ausdrücken. Viele der Fernfahrer würden sich sehr über die Gespräche auf den Raststätten und die kleinen Geschenke – etwa zu Nikolaus – der Seelsorger freuen, so Bonifatiuswerk-Geschäftsführer Ingo Imenkämper in seiner Würdigung der vor sieben Jahren ins Leben gerufenen Aktion. "Die Seelsorger zeigen, was Kirche sein kann, wenn sie sich traut."

Die Preisträger des diesjährigen Bonifatiuspreises. / © Roland Müller (DR)
Die Preisträger des diesjährigen Bonifatiuspreises. / © Roland Müller ( DR )

Der "Trostweg" auf dem Friedhof Ostinghausen im Erzbistum Paderborn erhielt den dritten der Bonifatiuspreise. Während der 72-Stunden-Aktion im vergangenen Jahr legten Firmlinge und weitere junge Helferinnen und Helfer den Gedenkweg an, der Trauer einen Ort geben will. Das Besondere an der Initiative ist, dass sie nicht nur Verlust und Tod, sondern auch den Glauben und die kirchliche Gemeinschaft thematisiert. 

In diesem Jahr gab es zudem einen Sonderpreis: Die sechsköpfige Jury ehrte die ungewöhnliche Glaubensverkündigung des bekannten Instagram-Kanals "Frengels & Chef". Die beiden Influencer, Gemeindereferentin Michelle Engel und Pfarrer David Grüntjens, teilen auf ihrem Account auf humorvolle Weise das Leben der Pfarrei St. Dionysius aus Krefeld. Ihr Kanal hat bei Instagram mehr als 81.000 Follower.

Nathanael Liminski

"Für mich persönlich ist der Glaube eine Kraftquelle."

 

Den Auftakt der bundesweiten Eröffnung der Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerks bildete am Vormittag in Pontifikalamt im Kölner Dom. Neben Kardinal Rainer Maria Woelki nahmen auch der Osloer Bischof Fredrik Hansen, Erzbischof Zbignevs Stankevics aus Riga und der Görlitzer Oberhirte Wolfgang Ipolt teil. Sie repräsentierten in dem Gottesdienst ihre Ortskirchen, denn das Bonifatiuswerk unterstützt Katholikinnen und Katholiken in der Diaspora in Deutschland, Skandinavien und im Baltikum. 

In seiner Predigt bezeichnete Woelki Deutschland als "Missionsland" und rief die Kirche dazu auf, sich nicht um sich selbst zu drehen, sondern das Evangelium zu verkünden. Denn die Botschaft des Glaubens wolle den Menschen nicht die Freude nehmen, sondern ihnen ein Leben in Fülle ermöglichen. 

Festakt zur Verleihung des Bonifatiuspreises 2025. / © Roland Müller (DR)
Festakt zur Verleihung des Bonifatiuspreises 2025. / © Roland Müller ( DR )

Der anschließende Festakt war neben der Verleihung des Bonifatiuspreises auch von Wiedersehensfreude unter den Anwesenden geprägt. Denn zur am Montag anstehenden Mitgliederversammlung waren die Angehörigen des Bonifatiusrats ebenso angereist wie Vertreterinnen und Vertreter der Bonifatiuswerke in den 27 deutschen Diözesen. Auch zahlreiche ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Praktikumsprogramms in der Kirche in Nordeuropa waren für ihr Jahrestreffen nach Köln gekommen. 

Der Generalsekretär des Bonifatiuswerks, Georg Austen, dankte den jungen Freiwilligen für ihren Dienst an der Kirche in der Diaspora. Aktuell seien 23 Praktikantinnen und Praktikanten im Einsatz, das Netzwerk der Ehemaligen bestehe allerdings aus etwa 250 Personen. Einige von ihnen hatten der Heiligen Messe im Kölner Dom ein internationales Flair verliehen, indem sie die Fürbitten auf Norwegisch und Lettisch sprachen.

Tobias Haberl

"Ich werde nicht diskriminiert, aber man nimmt mich nicht ernst – das finde ich sogar noch schlimmer."

Den Festakt eröffnete nach einer Begrüßung von Bonifatiuswerk-Präsident Müller der nordrhein-westfälische Landesminister Nathanael Liminski. Der CDU-Politiker rief die grundlegende Bedeutung des christlichen Glaubens als Fundament für die gesellschaftlichen Werte in Erinnerung. Das Evangelium biete keine Vertröstung auf das Jenseits, sondern motiviere vielmehr zum Handeln im Hier und Jetzt, so Liminski. "Für mich persönlich ist der Glaube eine Kraftquelle", sagte der Minister. Dabei wandte er sich jedoch gegen ein "monstranzhaftes Vor-sich-her-Tragen" des Christ-Seins, wie es bei bestimmten Politikern zu beobachten sei. 

Minister Nathanael Liminski spricht beim Festakt zur Eröffnung der Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerks. / © Roland Müller (DR)
Minister Nathanael Liminski spricht beim Festakt zur Eröffnung der Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerks. / © Roland Müller ( DR )

Der Buch-Autor und Journalist der Süddeutschen Zeitung, Tobias Haberl, gab vor der Preisverleihung einen Impuls zu seinen Erfahrungen als katholischer Christ in der säkularen deutschen Gesellschaft. "Ich werde nicht diskriminiert, aber man nimmt mich nicht ernst – das finde ich sogar noch schlimmer", sagte Haberl. Sein Buch "Unter Heiden", in dem er diese Situation beschreibt, hat sich innerhalb eines Jahres zum Bestseller entwickelt. "Ich gehe bis heute alleine in die Messe", bekannte Haberl in seinem Impuls.

Da erscheint es passend, dass der Wahlspruch des Bonifatiuswerks "Keiner soll alleine glauben" lautet. Die diesjährige Diaspora-Aktion, die mit dem Diaspora-Sonntag in einer Woche ihren Höhepunkt erreicht, möchte dementsprechend Gemeinschaft im Glauben ermöglichen. Sie steht unter dem Leitwort "Stärke, was dich trägt" – ein Aufruf in anderen Worten zur Evangelisierung.

Quelle:
DR

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