Myanmars Kardinal beklagt beschränkten Zugang zu Sauerstoff

Covid, Konflikte, Wirtschaftskollaps

Von Yangon aus kritisiert Myanmars Kardinal Charles Bo die Regierung auf Twitter wegen ihrer Coronapolitik scharf. Der Opposition zufolge dürfe Sauerstoff nur noch mit Genehmigung der Junta verkauft werden. 

Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Rangun / © Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Rangun / © Cristian Gennari/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Kardinal Charles Bo kritisiert Restriktionen beim Zugang zu Sauerstoff für schwerkranke Corona-Patienten in Myanmar. "Sauerstoff, der in der Luft frei verfügbar ist, wurde plötzlich zu einem kostbaren Gut, für das die Menschen in Myanmar Tag und Nacht Schlange stehen", twitterte der Erzbischof von Yangon am Samstag. "Wie vielen Problemen mussten wir uns in den letzten fünf Monaten bereits stellen? Enorm vielen! Wir sehen uns diesen Hauptherausforderungen gegenüber: Covid, Konflikten und dem Kollaps der Wirtschaft."

Die Junta hat die Hersteller von Sauerstoff nach Angaben der oppositionellen "Bewegung für zivilen Ungehorsam" (CDM) angewiesen, das lebensrettende Gas zur Beatmung von Corona-Patienten nur noch nach Genehmigung des örtlichen Militärkommandeurs zu verkaufen. Sauerstoff werde bevorzugt an Einrichtungen und Angehörige der Armee abgegeben. "Das ist keine Übertreibung", twitterte die CDM am Samstag. In einem weiteren Tweet beklagte sie die Anweisung der Junta an die Banken, den Menschen nur noch die Abhebung kleiner Summen von ihren Konten zu erlauben. "Sie wollen letztlich den Bargeldumlauf stoppen", so die CDM.

Nachrichtenportal: Corona-Welle erfasst 90 Prozent des Landes

Die neue Corona-Welle hat laut dem unabhängigen Nachrichtenportal Irrawaddy bereits 90 Prozent des Landes erfasst. Juntachef General Min Aung Hlaing habe kürzlich gesagt, der aktuelle Infektionsausbruch in Myanmar sei "ernst". Das Regime habe die Schließung aller staatlichen, privaten und buddhistischen Klosterschulen zunächst bis zum 23. Juli angeordnet, berichtete Irrawaddy. In mehr als 45 Townships seien Ausgangssperren verhängt worden.

Myanmars Gesundheitssystem sowie die Maßnahmen zur Covid-Prävention waren nach dem Putsch der Armee am 1. Februar zusammengebrochen. Ärzte und Pflegepersonal sind seitdem an vorderster Front der CDM und der Streiks, die inzwischen große Teile des Verwaltungsapparats der Behörden sowie die Wirtschaft des Landes lahmgelegt haben. Medienberichten zufolge haben die Covid-Neuinfektionen seit dem Putsch zugenommen und die Erfolge der Prävention der vom Militär gestürzten Staatsrätin Aung San Suu Kyi zunichte gemacht.


Quelle:
KNA
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