Kardinal Bo kritisiert Lage in Myanmar nach Militärputsch

"Überall explodiert der Hunger"

Kardinal Charles Bo, Erzbischof von Yangon, hat die Lage in Myanmar angesichts der Gewalt durch die Militärjunta und der Corona-Pandemie angeprangert. Auch durch Corona hat sich die Situation massiv verschlechtert.

Katholische Kirche in Myanmar unter Druck / © Paul Haring (KNA)
Katholische Kirche in Myanmar unter Druck / © Paul Haring ( KNA )

"Überall explodiert der Hunger. Tausende sind zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden, kämpfen im Dschungel um ihr Überleben. Jetzt infizieren sich jeden Tag Tausende mit dem tödlichen Virus", sagte Bo am Sonntag in einem Gottesdienst im früheren Rangun.

"Unser Volk ringt mit dieser Dunkelheit", fügte er laut Manuskript hinzu. Über die Zeit seit dem Militärputsch vom 1. Februar sagte der Kardinal: "In den vergangenen fünf Monaten wurde unser Glaube auf die Probe gestellt. Wie können wir an einen Gott glauben, wenn in der Realität alles Gottes Liebe widerspricht?"

Infektionen im Land steigen massiv

Bo beklagte eine schlechte medizinische Versorgung im Land, in dem die Zahl der Covid-19-Infektionen seit einigen Wochen massiv steigt. Mehr als 200.000 Menschen sind vor der Gewalt der Armee geflohen und leben unter schwierigen Bedingungen in Lagern in den Wäldern.

In den besonders vom Krieg der Armee gegen ethnische Minderheiten betroffenen Unionsstaaten Kayah, Shan und Chin versorgen vor allem Einrichtungen der katholischen Kirche die Flüchtlinge mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern.

In Kayah im Osten des mehrheitlich buddhistischen Myanmars und Chin im Westen sind zwischen 45 und 80 Prozent der Bevölkerung Christen.

Religiöses Leben in Myanmar

Myanmar ist vom Buddhismus geprägt. Ihm hat das lange von der Außenwelt isolierte Land seine größten kulturellen Reichtümer zu verdanken. Geschätzt rund 90 Prozent der Bevölkerung Myanmars sind gläubige Buddhisten. Geht es um Positionen in Verwaltung und Militär, werden buddhistische Bewerber bevorzugt. Im einfachen Volk tief verwurzelt sind zudem Geisterglaube und Sterndeuterei. Dem Christentum gehören nur rund 5 Prozent der Bürger an. Muslime sind zu etwa 4 Prozent vertreten, die meisten von ihnen zählen zur verfolgten ethnischen Minderheit der Rohingya.

Katholische Kirche in Myanmar unter Druck / © Paul Haring (KNA)
Katholische Kirche in Myanmar unter Druck / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA