Bischof Gregor Maria Hanke verabschiedet sich emotional aus Eichstätt

Hanke lässt sich herzen

Glücklich und gelöst wirkt er, immer wieder fallen ihm Leute um den Hals: Der Abschied des emeritierten Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke gerät zu einem Fest der Frohmut. Wie geht's mit ihm und dem Bistum weiter?

Autor/in:
Christopher Beschnitt
Gregor Maria Hanke / © Christopher Beschnitt (KNA)
Gregor Maria Hanke / © Christopher Beschnitt ( KNA )

So was sieht man selten: Nach der Messe schafft der Bischof den Auszug aus dem Dom sozusagen erst im zweiten Anlauf. Er wird nämlich nach wenigen Metern aufgehalten, entdeckt im Vorbeigehen jemanden, stoppt, umarmt ihn und strahlt übers ganze Gesicht. Es wird geherzt und gescherzt. Und dann muss sich der Bischof sputen, um die anderen geistlichen Herren auf dem Weg nach draußen wieder einzuholen.

Der Weg nach draußen führt Gregor Maria Hanke diesmal nicht nur aus dem Dom hinaus, sondern absehbar auch aus dem Bistum. Nach 19 Jahren hat der Benediktiner die Leitung des Bistums Eichstätt im Herzen Bayerns abgegeben. Hanke hat sich am Sonntag offiziell als Eichstätter Bischof verabschiedet, im Rahmen eines Festgottesdienstes zur Willibaldswoche zu Ehren des Eichstätter Bistumspatrons.

Gregor Maria Hanke, ehemaliger Bischof von Eichstätt, beim Einzug zu einem Festgottesdienst zu seiner Verabschiedung im Eichstätter Dom in Eichstätt. / © Christopher Beschnitt (KNA)
Gregor Maria Hanke, ehemaliger Bischof von Eichstätt, beim Einzug zu einem Festgottesdienst zu seiner Verabschiedung im Eichstätter Dom in Eichstätt. / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Der gerade 71 Jahre alt gewordene ehemalige Abt des Klosters Plankstetten in der Oberpfalz hatte das im Herzen Bayerns Bistum Eichstätt seit Dezember 2006 geleitet. Zum 8. Juni ließ er sich auf eigenen Wunsch vom Bischofsamt entbinden - er war der dienstälteste Ortsbischof in Bayern. In der Regel bieten Bischöfe ihren Rücktritt dem Papst erst mit ihrem 75. Geburtstag an. Als Grund nannte Hanke unter anderem eine "innere Ermüdung". Kurz vor Weihnachten hatte es bei ihm nach einer Routineoperation "ernste Komplikationen" gegeben. Rund sechs Wochen Auszeit waren die Folge.

Wunsch nach schlichtem Abschied

Der emeritierte Bischof hatte im Vorfeld explizit keine große Zeremonie gewünscht. "Angesichts der gegenwärtigen Lage der Kirche erachte ich einen schlichten Abschied als angemessene Form", so Hanke in einem Brief an die Mitarbeitenden der Diözese.

Schlicht heißt in diesem Fall nicht etwa einsam: Im Dom drängen sich um die 500 Menschen, das Gotteshaus ist voll besetzt. Neben all den Gläubigen, von denen einige Fotos und Videos mit dem Handy machen, wenn der Bischof spricht oder an ihnen vorbeigeht, sind auch weitere Bischöfe zugegen: Hankes Vorgänger Walter Mixa, Stanislav Pribyl, Bischof des Eichstätter Partnerbistums Leitmeritz in Tschechien, sowie der aus dem Bistum Eichstätt stammende Weihbischof von Sucre in Bolivien, Adolfo Bittschi.

Kraftvolle Predigt voller Energie

Sie alle mahnt Hanke in seiner Predigt, offen zu sein "für die Klopfzeichen Gottes im Leben". Die Kraft der Liebe zu Gott "erkennt im Mitmenschen, im Fremden die Gegenwart Christi. Besonders in den Notleidenden und Kranken begegnet man dem Herrn." Hanke spricht kraftvoll, unterstreicht seine Worte mit energischen Gesten und strahlt dabei fast ununterbrochen - strahlt Freude und Gelöstheit aus.

Kirchliches Leben solle Jesu Weg präsent machen und seinem Weg zum Menschen dienen, ergänzte Hanke. Das Leitmotiv könne nicht die Frage sein, wie man als Priester, als pastoraler Mitarbeiter oder pastorale Mitarbeiterin und als Kirche insgesamt ankomme. "Es sollte lauten: wie kann der Herr durch mich ankommen in der Welt, beim Menschen, wie wird seine Liebe, sein Heil erfahrbar, wie wird der Mensch zu Gott erhoben. Das verlangt, uns selbst in den Weg Jesu vom Vater zum Menschen zu vertiefen, zu erfahren, um ihn für die Gegenwart ansichtig zu machen. Jede Zeit mit ihren Herausforderungen braucht einen für die Zeit passenden Zugang zum Weg Jesu."

Schwierige Jahre im Bischofsamt

Dass ein Bischofsamt eine Bürde sein kann, spricht der aktuelle Übergangsleiter des Bistums Eichstätt an. Alfred Rottler würdigt Hanke mit den Worten, er habe mit seiner weiten und tiefen Spiritualität viele Menschen bereichert. Auch habe Hanke sich als "Brückenbauer zwischen Kirche und Gesellschaft" verdient gemacht, indem er immer wieder einen christlichen Wertekompass angemahnt habe, etwa in Bezug auf den Schutz des ungeborenen Lebens. Es gab im Bistum aber auch einen Finanzskandal und Missbrauchsfälle, wie Rottler erinnert; damit umzugehen, habe den Bischof Kraft gekostet.

Die Bischofszeit habe ihn "in vielem nüchterner gemacht", so Hanke kürzlich im Gespräch mit "kreuzplus", dem bistumseigenen Fernsehmagazin (externen Medien mochte er keine Abschiedsinterviews geben). Weiter sagte Hanke, sein Rücktritt bringe ihm neue Freiheiten: etwa für das Klettern. Auch mit dem Motorrad ist er dem Vernehmen nach wieder unterwegs.

"Er ist so nahbar"

Bahn frei also für das Leben nach dem Bischofsamt? Nicht so schnell, nun nach dem Gottesdienst steht Hanke quasi erst mal im Stau. Draußen vorm Dom wollen sich Dutzende Gläubige persönlich von ihrem alten Bischof verabschieden. Wollen ihm die Hand schütteln, auf die Schulter klopfen, ihn in den Arm nehmen und Danke und gute Wünsche sagen. In der sengenden Sommersonne ist es eh schon heiß, aber angesichts der großen Zugewandtheit noch mal zusätzlich ganz warm ums Herz.

"Er ist so nahbar, er ist immer bei den Leuten gewesen", sagt eine Gläubige in der Schlange, die sich vor Hanke gebildet hat. Der neue Bischof solle eigentlich genauso werden wie der alte. "Nur bitte etwas moderner, was die Beteiligung von Frauen und Laien allgemein angeht."

Ab Herbst will Hanke nach Angaben seiner Pressestelle ins Allgäu ins Bistum Augsburg ziehen und dort als einfacher Pater seelsorgerisch tätig sein. Wann mit einem neuen Bischof in Eichstätt zu rechnen ist, ist unklar. Im Bistum rechnet man mit mehreren Monaten Wartezeit. Bis es so weit ist, wird Gregor Maria Hanke längst über alle Berge sein. Oder besser gesagt: in den Bergen.

So werden Bischöfe in Bayern ernannt

Nach dem überraschenden Rücktritt des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke an Pfingsten braucht das Bistum einen neuen Oberhirten. So läuft der Prozess ab.

Gregor Maria Hanke hat seine bischöflichen Insignien abgelegt: Pektorale (Brustkreuz), Pileolus (Scheitelkäppchen), Rationale (Schulterschmuck des Eichstätter Bischofs) und Mitra / © Konrad Fleckenstein (Bistum Eichstätt)
Gregor Maria Hanke hat seine bischöflichen Insignien abgelegt: Pektorale (Brustkreuz), Pileolus (Scheitelkäppchen), Rationale (Schulterschmuck des Eichstätter Bischofs) und Mitra / © Konrad Fleckenstein ( Bistum Eichstätt )
Quelle:
KNA