Ein wenig traurig sieht die Marienorgel am Tag nach dem Beginn des Abbaus schon aus – am Mittwoch wurden viele Pfeifen abgebaut, noch steht der größte Teil des Prospekts, aber spielbar ist die Orgel nicht mehr. "Jetzt wird es ernst", schrieb Domorganist Winfried Bönig auf Instagram, der jahrelang zusammen mit seinen Kollegen am Kölner Dom auf der recht kleinen Orgel die Werktagsmessen unter der Woche gespielt hat.
Die große Klais-Orgel-Anlage im Nordquerhaus und im Langhaus wird aufgrund der Distanz nicht für die Gottesdienste in der Marienkapelle genutzt. Dort wurde über Jahre mehrfach täglich die jetzt demontierte Marienorgel genutzt. Der tägliche Einsatz blieb aber nicht ohne Folgen, irgendwann wurde das Instrument so marode, dass sich eine Renovierung nicht mehr lohnt.
Aber warum wird die Orgel jetzt schon abgebaut, wenn das neue Instrument erst im Sommer 2026 kommt? Die Dombauhütte will die Zeit für Renovierungen nutzen, denn das bisherige Instrument steht im ältesten Teil des Domes und der Bereich um sie herum kann nun für eine Restaurierung viel leichter erreicht werden. Genauer gesagt geht es vor allem um die jahrhunderetalten Malereien auf den Chorschranken, die dort nun restauriert werden sollen.
Den Gottesdienstbesuchern und Zuschauern auf DOMRADIO.DE fiel an diesem Donnerstag auf, dass die Marienorgel nicht mehr spielte und stattdessen die große Domorgel erklang. Am Ende der Messe erklärte Domkapitular Dominik Meiering das weitere Vorgehen: "Wir bekommen eine neue Orgel, hoffentlich ganz bald. Es wird eine Zwischenlösung geben, mit einer kleineren elektronischen Orgel. Aber wir dürfen uns freuen auf ein wunderbares neues Instrument. Und sie wird nicht nur der Liturgie hier in der Marienkapelle dienen, sondern auch der vielfältigen Musik, von der Liturgie bis zum Konzert im Hochchor unseres Domes."
Damit spielte Meiering auf den Umstand an, dass die neue Orgel für eine optimale Klangabstrahlung bei Konzerten im Hochchor über die Chorwand hinaus nach oben ausgefahren werden kann. Außerdem ist der Spieltisch fahrbar. Die neue Orgel der Firma Klais wird also auf dem neuesten Stand der Technik sein und soll für perfekten Klang sorgen – für die Gottesdienste in der Marienkapelle und im Binnenchor mit dem Dreikönigenschrein.
Auch wenn an diesem Donnerstag die große Domorgel für die Messe genutzt wurde, wird demnächst eine kleine digitale Orgel direkt in der Kapelle zum Einsatz kommen, die die Monate bis zum neuen Instrument überbrücken soll.
Die neue Marienorgel wird aus insgesamt 18 Registern bestehen, für die eine Gesamtspendensumme von 220.000 Euro benötigt wird, wie Dompropst Guido Assmann Mitte Juni mitteilte. Auf einer speziellen Internetseite können Orgelliebhaber entscheiden, für welches Register sie spenden möchten. Sie können einen Betrag für ein ganzes Register oder einen freien Betrag nach Wahl spenden. Im Juni 2026 soll die Marienorgel das erste Mal erklingen.