Verschwörungsglaube

Der "Aluhut" als Symbol für Verschwörungsglaube  / © Suzanne Tucker (shutterstock)
Der "Aluhut" als Symbol für Verschwörungsglaube / © Suzanne Tucker ( shutterstock )

"Alle möglichen Verschwörungsideologien, die vorher schon herumgeisterten, bekommen in der Corona-Pandemie einen neuen Anstrich", sagt der Politikwissenschaftler Josef Holnburger von der Uni Hamburg. Hinter vielen der aktuellen Verschwörungsmythen steckt die "QAnon"-Bewegung aus den USA, die in den dunklen Ecken des Netzes mit anonymer Stimmungsmache ihr Gift verteilt.

Als sich Angela Merkel wegen der Gefahr einer Sars-CoV-2-Ansteckung in Isolation begab, hieß es, in Wahrheit sei die Kanzlerin verhaftet worden - wegen ihrer Beteiligung am "Pizzagate". Donald Trump hingegen, von der "QAnon"-Bewegung zum Helden erklärt, nutzte angeblich die Quarantäne, um die Kinder aus den Fängen der Schänder zu befreien. Das alles ist unbelegt, falsch, schlichtweg: gelogen.

"Man kann einzelne Aussagen widerlegen", analysiert sagt Kommunikationswissenschaftler Tim Schatto-Eckrodt, "das ganze Konstrukt aber bleibt bestehen". Es gehe bei Verschwörungsmythen nicht um einzelne Behauptungen, sondern darum, dass etwas Geheimes passiere. Gesät wird damit Misstrauen in Wissenschaft, Behörden, Politik und Presse.

"Die "QAnon"-Erzählung ist eine der gefährlicheren Verschwörungsideologien», sagt Holnburger. Wegen der bizarren Überzeichnung eines übermächtig-bösen Gegners werde Gewalt als legitimes Mittel gerechtfertigt.

Nach Twitter geht auch Facebook gegen das amerikanische Verschwörungs-Netzwerk QAnon vor. Man habe 790 Gruppen, 100 Seiten und 1.500 Anzeigen mit Verbindung zu "QAnon" entfernt, teilte das weltgrößte Online-Netzwerk am 19. August mit. Zudem seien bei 1.950 Facebook-Gruppen und 10.000 Accounts der Foto-Plattform Instagram Einschränkungen verhängt worden.

Die zentrale Behauptung der "QAnon"-Anhänger ist, dass es eine Verschwörung gegen US-Präsident Donald Trump in den tieferen Schichten des US-Regierungsapparats gebe. Außerdem behaupten sie oft, prominente Politiker der Demokratischen Partei in den USA ließen sich mit Hormonen behandeln, die aus dem Blut von Kindern gewonnen würden. Twitter hatte bereits vor knapp einem Monat mehr als 7.000 Accounts, die "QAnon"-Unterstützern zugerechnet wurden, dauerhaft gesperrt.

Facebook sehe Bewegungen, "die Gewaltakte befürworten, die zeigen, dass sie Waffen haben und andeuten, dass sie diese auch einsetzen würden", erklärte das Online-Netzwerk. (Quelle: dpa, 23.04.20 und 19.08.20)