Hemel wird nicht Präsident der Katholischen Universität

Dunkle Wolken über Eichstätt

Der Theologe und Manager Ulrich Hemel wird nicht Präsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU). Dies hat nun auch das Bistum offiziell bestätigt. Vorrausgegangen waren wochenlange Irritationen.

 (DR)

Die Irritationen hatten mit seiner Ernennung durch Bischof Hanke und seine Unbedenklichkeitserklärung durch den Vatikan zu tun. Vom Hochschulrat war Hemel im Januar mit großer Mehrheit gewählt worden. Der Vorgang sorgt für Aufsehen, da die Hochschule größtenteils aus Landesgeldern finanziert wird. Das Bistum wirft dem Theologen nun Vertrauensbruch vor - den er bestreitet.

Hemel hatte am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) berichtet, der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hätte ihm am Mittwochabend bei einem persönlichen Gespräch in Eichstätt mitgeteilt, er könne nicht Präsident werden. Über die Gründe der kirchlichen Ablehnung seiner Wahl habe er nichts erfahren. Bereits vor dem Gespräch war am Mittwochmorgen nach Äußerungen des bayerischen Wissenschaftsministers Thomas Goppel (CSU) diese Entscheidung durchgesickert.

In der offiziellen Stellungnahme des Bistums wird als Grund für die Ablehnung Hemels angegeben, es habe sich "nicht das notwendige und für eine Stiftungsuniversität erforderliche wechselseitige Vertrauen entwickeln können, das die gewünschte Weichenstellung und Ausrichtung der Hochschule auf zukunftsweisende Perspektiven hin gewährleistet." Die Gründe hingen "weder mit einem nicht erteilten nihil obstat aus Rom zusammen, noch haben sie mit der Lebensführung von Professor Hemel zu tun", so die Erklärung.

Bereits Mitte April war bekannt geworden, dass der vatikanischen Bildungskongregation Bedenken gegen Hemels Ernennung vorliegen. Diese hatte Hanke um eine Unbedenklichkeitserklärung für den gewählten Präsidenten gebeten. Seither spekulieren die Medien über Inhalt und Urheber der nicht näher genannten Bedenken. Vermutet wird, dass Hemel seine mitunter papstkritische Haltung und zwei gescheiterte Ehen zum Verhängnis wurden.

Dass Hemel der Öffentlichkeit über das Gespräch mit Bischof Hanke Auskunft gab, wird ihm vom Bistum als "Vertrauensverstoß" vorgeworfen, der den Bischof in seiner Entscheidung "nochmalig bestätigt" hätte, so die Erklärung.

Hemel widerspricht dieser Darstellung. Für den Inhalt des Gesprächs sei kein Stillschweigen vereinbart worden. «Ich halte mich an Vereinbarungen», betonte er. Ausgemacht worden sei allerdings, nach einer gemeinsamen Erklärung für die Öffentlichkeit zu suchen. Hemel besteht darauf, die genauen Gründe für seine Ablehnung zu erfahren. Außerdem erwartet er eine Ehrenerklärung, dass er nicht als Kirchenfeind betrachtet werde. Hemel kritisierte auch die Darstellung des Bischofs, wonach dieser seine Entscheidung «nach gründlicher und sorgfältiger Prüfung» getroffen habe. Dazu hätte es vorher ein Gespräch mit ihm als Betroffenem geben müssen, meinte er.

Der habilitierte Religionspädagoge war am 30. Januar vom KU-Hochschulrat mit zwölf zu vier Stimmen zum neuen Hochschulpräsidenten gewählt worden. Um sein Amt antreten zu können, hätte er vom Eichstätter Bischof als Großkanzler der einzigen katholischen Universität im deutschen Sprachraum bestätigt werden müssen.

Nun wird erneut gesucht
Für die Bestellung eines Präsidenten wird nun ein neues Verfahren eröffnet, das mit allen zuständigen Gremien abgestimmt, einen "gründlichen, sorgfältigen und transparenten Auswahlprozess" ermöglichen soll. Für die Zukunft der Universität sei "diese Personalentscheidung so richtungweisend, dass sie zügig, aber nicht unter Zeitdruck gefällt werden darf", so das Bistum. Dazu werde sich Bischof Hanke kurzfristig mit dem Hochschulrat und Vertretern der Hochschulleitung beraten. KU-Vizepräsident Stefan Schieren sagte, es bedürfe derzeit großer Überredungskünste, Kandidaten zu gewinnen.

Die KU wurde 1980 durch ein vatikanisches Dekret errichtet. Bei wichtigen Entscheidungen in Hochschulangelegenheiten ist Einvernehmen zwischen den Gremien der Universität, der bayerischen Staatsregierung und der katholischen Kirche erforderlich. 

Ulrich Hemel

Professor Dr. Dr. Ulrich Hemel ist seit 2018 Direktor des Weltethos-Instituts in Tübingen und seit 2004 Direktor des von ihm begründeten Instituts für Sozialstrategie. 2017 übernahm er den Vorsitz des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU).

Hemel studierte Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Katholische Theologie, Philosophie und Sprachwissenschaften in Mainz und Rom. Es folgten verschiedene Lehrtätigkeiten und bald auch Aufgaben in der Wirtschaft, etwa als Projektleiter, Manager und Vorsitzender von Geschäftsleitungen.

Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel / © Daniel Hemel (KNA)
Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel / © Daniel Hemel ( KNA )
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