Düsseldorfer Theologin verfasste Doktorarbeit über Humor in der Predigt

"Auch Lust und Lachen dürfen sein"

Die Düsseldorfer Theologin Gabriela Köster lacht gern und behauptet von sich, sie gehöre "nicht zu den Verächtern der Spaßgesellschaft". Ihre Doktorarbeit hat sie mit großem Ernst über das Thema Humor in der Predigt verfasst. Einen explizit evangelischen Humor gibt es nach Überzeugung der 44-Jährigen nicht. "Was es gibt, sind unterschiedliche Witze in den christlichen Traditionen."

Autor/in:
Andreas Rehnolt
 (DR)

Auch Lust und Lachen dürften in der Predigt sein, befindet Köster.
"Eine humorvolle Predigt ist eine, die keine Absolutheitsansprüche stellt, denn Humor ist perspektivisch." Eine Predigt, die die eigene Sichtweise nicht infrage stelle, sondern die Weisheit für sich gepachtet habe, sei dagegen erkennbar humorlos."

Die Frau mit dem sympathischen Lachen in den Augen glaubt, dass die Katholiken es mit ihrer hierarchisch aufgebauten Kirche, dem Zölibat, der Sexualmoral und dem Papst leichter haben als die Protestanten, wenn es um Witze geht. "Evangelische Witze handeln hauptsächlich von langen, langweiligen Predigten und wie die Leute dabei schlafen", schmunzelt Köster.

Doch sie betont, dass Humor ja sehr viel mehr sei, als Witz. Und sie legt Wert darauf, dass "Humor nicht nur seicht und zahnlos ist, er muss auch Biss haben". Das wünscht sich die Studienleiterin an der Evangelischen Stadtakademie Düsseldorf von Pfarrerinnen und Pfarrern und plädiert für ein Lachen im Gottesdienst. "Zum Beispiel bei Taufen oder Hochzeiten. Da wüsste man sonst vielleicht gar nicht wohin mit den ganzen Gefühlen."

"Luther war so herrlich drastisch"
Köster räumt ein, dass die Bibel es dem Leser manchmal schwer mache, Humor zu entdecken. Aber das Buch der Bücher enthalte viele humorvolle Anspielungen, etwa im Buch Hiob, in dem Gott mit dem Teufel eine Wette eingeht. Und da gebe es doch auch Martin Luther, der im Zusammenhang mit der Auferstehung Jesu vom "kosmischen Brechreiz des Teufels" gepredigt habe. Der nämlich hatte Jesus gefressen. Weil der aber sündlos war und damit ganz anders schmeckte, als die gewohnte Kost, hatte sich der Teufel gewaltig den Magen verdorben und musste ihn schließlich wieder ausspucken. "Luther war so herrlich drastisch", sagt Köster.

Nach Auffassung der Theologin, haben Glaube und Humor vieles miteinander gemeinsam. "Beide gehen davon aus, dass das, was ist, nicht alles ist. Dass es noch etwas gibt, das über die Tatsachen der Welt hinausgeht." Für den Glauben seien das Gott und die Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. "Für den Humor ist es die Freiheit, die Dinge auch anders sehen und mit Sinn belegen zu können."

Auch deshalb ist Humor für Köster nicht das Gegenteil von Ernst.
"Wenn man die Welt verstehen und erklären will, dann muss man Humor haben. Sonst hält man das ja gar nicht aus", sagt die 44-Jährige, die nach eigenen Worten auch ein großer Fan von Mundart-Gottesdiensten ist. "Mundart ist für viele die Sprache des Herzens, der Kindheit, der nahen Familie. Man kann sie als eine Art Qualitätstest für die Predigtvorbereitung benutzen", ist Köster überzeugt.

"Das Schwere leicht gesagt"
Die Pfarrerin kennt sowohl den katholischen als auch den protestantischen Humor. Sie wurde von ihrer Mutter zunächst katholisch erzogen. Von daher erinnert sie sich auch noch gerne an den ein oder anderen Karnevals-Gottesdienst, die bei den Katholiken weitaus häufiger seien, als bei den Protestanten. "Da, wo Karneval ein Fest der Sehnsüchte ist, da hat er wirklich etwas mit Humor zu tun, da grenzt der Karneval ans Spirituelle", schwärmt Köster.

Eine Pflicht zum Humor in der Predigt lehnt die Pfarrerin strikt ab.
Humor könne nicht verordnet werden, sagt sie. Und sie warnt auch davor, die Predigt vor allem locker und mit ein bisschen Humor auszustatten, um das Wort Gottes lebendig zu machen. "Wer so argumentiert, der tut gerade so, als ob Gottes Wort tot wäre. So was braucht kein Mensch", betont Köster.

Sie hält es dagegen eher mit dem verstorbenen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch, dem "schwarzen Schaf vom Niederrhein". Der habe auf humorvolle Art und Weise Predigt-Texte verfasst, in denen das Evangelium leicht daher kommt. "Das Schwere leicht gesagt", so habe Hüsch einmal seine kabarettistische Predigt-Arbeit überschrieben. Köster weist auch darauf hin, dass sich die Psychotherapie schon lange den Humor zu Nutze macht. "Warum sollte er nicht auch ein guter Predigthelfer sein?"