Die katholische Hochschule Eichstätt muss weiterhin auf einen neuen Präsidenten warten

Einspruch aus dem Vatikan

Eigentlich sollte er seit Anfang April die Universität Eichstätt - die einzige katholische in Deutschland - als Präsident leiten: Ulrich Hemel, Theologe und einstiger Topmanager. Doch aus Rom kommt Widerstand gegen die Personalie. Warum, ist allerdings noch nicht bekannt.

 (DR)

Die Kongregation für das Katholische Bildungswesen im Vatikan habe "Bedenken" gegen Hemels Bestellung angemeldet, teilte die Universität am Freitag mit. Eine abschließende Entscheidung über die Bestätigung von Hemel liege aber noch nicht vor, hieß es. Zu den Gründen wurden keine Angaben gemacht.

Hemel selbst sagte: «Es ist zu Verzögerungen gekommen. Ich bin überzeugt, dass die Bestätigung noch eingehen wird.» Der Sprecher des Bistums, Martin Swientek, kündigte an, die bayerischen Bischöfe wollten sich «in nächster Zeit» mit dem Thema befassen.

Die offizielle Amtsübergabe mit dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke war für den 23. April anberaumt worden. Jetzt wird zu diesem Datum nur der bisherige Hochschulpräsident Ruprecht Wimmer verabschiedet. "Eine Übergabe des Präsidentenamtes wird nicht stattfinden", heißt es in der Mitteilung der Universität. Den Vorsitz der Hochschulleitung hat weiterhin KU-Vizepräsident Stefan Schieren inne.

Wahl im Januar
Der Theologe und frühere Top-Manager Hemel war im Januar vom zwölfköpfigen Hochschulrat mit zwölf Ja- bei vier Gegenstimmen gewählt worden. Der designierte Präsident war 2003 vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater als Vorstandschef des Medizin- und Pflegeproduktspezialisten Paul Hartmann AG zum "Manager des Jahres" gekürt worden. Zusammen mit seiner Frau, einer gebürtigen Kolumbianerin, gründete er die international tätige Stiftung "Kinder ohne Grenzen", die sich unter anderem um Kinder in den Elendsviertel der kolumbianischen Millionenstadt Medellín kümmert.

Der 1956 geborene Manager hatte in Mainz und Rom Katholische Theologie und Wirtschaftswissenschaften studiert und habilitierte sich 1988 an der Katholischen Fakultät der Universität Regenburg, wo er anschließend als Privatdozent und als außerordentlicher Professor tätig war. 1991 wechselte er zur Unternehmensberatung Boston Consulting Group, bevor er 1996 in die Hartmann AG (Heidenheim) eintrat.

Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt ist einzigartig im deutschen Sprachraum. Die Hochschule hat acht Fakultäten; derzeit werden rund 50 Fächer gelehrt. Die etwa 4600 Studenten werden von 120 Professoren und mehr als 200 wissenschaftliche Mitarbeitern betreut. Die Universität wird zu etwa drei Vierteln vom Land Bayern, zu einem Viertel von den bayerischen Bischöfen finanziert.