Ökumenischer Kirchentag soll stattfinden

"Treffen so nötig wie nie"

Der Ökumenische Kirchentag soll im Mai in Frankfurt stattfinden - oder auch nicht. Alles hängt wesentlich von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Der politische Wille zur Durchführung ist jedoch vorhanden.

Autor/in:
Michael Jacquemain
Bettina Limperg (z.v.l.) und Thomas Sternberg (r.) im Jahr 2019 / © Harald Oppitz (KNA)
Bettina Limperg (z.v.l.) und Thomas Sternberg (r.) im Jahr 2019 / © Harald Oppitz ( KNA )

Der große politische Wille ist sichtbar, aber der Scheck bleibt ungedeckt: Trotz der Pandemie halten die Veranstalter am Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) im Mai in Frankfurt fest. Die Präsidentin des ÖKT und Chefin des Bundesgerichtshofs (BGH), Bettina Limperg, und ihr Pendant, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, betonten am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz in Frankfurt übereinstimmend, das Christentreffen sei "so nötig wie nie".

Sternberg sagte, der ÖKT werde auf ganz Deutschland ausstrahlen. Es gebe die Chance, einen Kirchentag "ganz neu zu denken". Limperg ergänzte, der ÖKT werde "gerade jetzt gebraucht". Covid-19 frage Selbstverständliches an und werfe für die gesamte Gesellschaft viele neue Fragen auf. Der Staat und seine Organe seien auf die Menschen angewiesen, die "das Ganze im Blick behalten" wollten.

Hygienekonzept wird entwickelt

Vom 12. bis 16. Mai könnten also bis zu 30.000 Besucher in die Mainmetropole kommen. Andere Interessierte sollen mit digitalen Angeboten angelockt werden. Gerade in Krisenzeiten seien Begegnung, Dialog und Gemeinschaft wichtig; mit dem Kirchentag biete sich die Chance, "denen eine Plattform zu geben, die ernsthaft darum ringen, unsere demokratische Grundordnung, ein friedliches Miteinander und unsere ökologischen Lebensgrundlagen zu bewahren", erklärten die Verantwortlichen.

Um die persönlichen Lebensgrundlagen nicht zu gefährden soll der ÖKT aber keine Veranstaltung werden, die mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko verbunden wäre. Mit den Behörden wird offenbar seit geraumer Zeit an einem Hygienekonzept gefeilt. Mitte Oktober soll Näheres dazu bekannt werden. Klar ist schon jetzt: Die Zahl der Veranstaltungen - gedacht war an knapp 2.500 wird - grob gesagt - halbiert. Im Schnitt können nur etwa 20 Prozent der normalen Kapazität genutzt werden. Outdoor und Indoor soll es immer eine Begrenzung der Teilnehmerzahl geben.

Unterbringung der Teilnehmer in Schulen

Würde Frankfurt indes zum Corona-Risikogebiet erklärt, dann würde der ÖKT natürlich ausfallen müssen. Denn grundsätzlich ist für die Veranstalter klar, dass bei dem Christentreffen "die gleichen Vorschriften gelten wie überall in Hessen im Mai 2021". Und die kann heute niemand kennen. Trotzdem zeigten sich die Veranstalter optimistisch, dass selbst internationale Gäste kommen können - allerdings nicht aus Risikogebieten.

Die Teilnehmer sollen nach den Plänen zu einem großen Teil in Schulen untergebracht werden. Die bei Kirchen- und Katholikentagen traditionelle Vermittlung von Privatquartieren gibt es nicht.

Doch was bedeutet das alles finanziell? Der Etat des Großtreffens liegt bei rund 25 Millionen Euro, der wie üblich durch die Gelder der Teilnehmer, aber auch durch Zuschüsse von Stadt, Land und Bund sowie durch Mittel der beiden großen Kirchen gedeckt werden soll. Bei ihren Gesprächen erhielten die Veranstalter offenbar von allen beteiligten Seiten Zuspruch für ihren Plan, den ÖKT nicht abzusagen und stattdessen die Planungen fortzusetzen. Leichtfertig wurde die Botschaft von Dienstag offenbar nicht in die Welt gesetzt.

Präsidium: Vatikan-Papier hat keine Konsequenz

Unvermeidlich waren Nachfragen, wie Limperg und Sternberg die am Wochenende bekannt gewordene römische Absage an gegenseitige Einladungen zu Abendmahl und Eucharistie sähen. Die Antwort beider wirkte klar und entspannt: Das Papier habe keine Konsequenz. Zugleich betonten beide, dass Gewissensentscheidungen einzelner respektiert werden müssten. Öffentliche theologische Provokationen dürfte es deshalb in Frankfurt ebenso wenig geben wie eine Kontrolle von Taufscheinen beim Eintritt zu katholischen oder evangelischen Gottesdiensten.

Ebenfalls unaufgeregt zeigte sich parallel der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, bei seinem Statement vor Beginn der Herbstvollversammlung. Das Papier sei "keine schallende Ohrfeige". Inhaltlich sei die Kritik aus Rom "wesentlich", ihr müsse man sich stellen. In manchen Punkten treffe diese Kritik aber nicht die Intention, die ein ökumenischer Arbeitskreis entwickelt habe. Er sehe deshalb auch keinen Grund, seine Ankündigung zu revidieren, dass es beim ÖKT in dieser Frage "Öffnungen" geben werde, so Bätzing.


Thomas Sternberg / © Harald Oppitz (KNA)
Thomas Sternberg / © Harald Oppitz ( KNA )

Bettina Limperg, Präsidentin des 3. Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt / © Heike Lyding (KNA)
Bettina Limperg, Präsidentin des 3. Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt / © Heike Lyding ( KNA )
Quelle:
KNA
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