Pfarrerin bietet Seelsorge-Spaziergänge mit Hund an

Tierisch gute Corona-Marktlücke

Spaziergänge mit Hund als Türöffner für Seelsorgespräche? Das ist die Idee von Pfarrerin Christina von Bennigsen. Zumal ihr Tier sich auch gerne von den Menschen streicheln lässt, scheint dies eine Marktlücke in der Pandemie zu sein.

Seelsorge-Team: Christina von Bennigsen mit Hündin Ferra / © Christina von Bennigsen (privat)
Seelsorge-Team: Christina von Bennigsen mit Hündin Ferra / © Christina von Bennigsen ( privat )

DOMRADIO.DE: Ein Seelsorge-Spaziergang gemeinsam mit Ihnen als Pfarrerin und Ihrem Hund – warum haben Sie sich das einfallen lassen?

Christina von Bennigsen (Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Gerresheim): Aus verschiedenen Gründen. Einmal bin ich ganz neu in der Gemeinde in Gerresheim und habe jetzt gerade mitten in dieser Corona-Zeit meine Pfarrstelle angetreten. Das heißt, die meisten Menschen kennen mich noch gar nicht. Ich fand es auch schwierig, Gemeindemitglieder kennenzulernen, wenn ja alles zu ist.

Wir feiern jetzt auch schon seit vielen Wochen keine präsenten Gottesdienste mehr. Dazu habe ich in den vergangenen Wochen und Monaten ein zunehmendes Bedürfnis nach Seelsorge wahrgenommen, habe vermehrt Anrufe bekommen. Je länger wir alle in dieser Pandemie feststecken, desto größer wird für alle die seelische Belastung.

Da ist mir die Idee mit den Seelsorge-Spaziergängen mit Hund gekommen. Ich hatte das früher immer schon gelegentlich mal gemacht, weil ich den Hund immer schon mit zur Arbeit gebracht habe. Da hat sich das manchmal einfach automatisch ergeben. Es war immer schön und da hab ich gedacht, warum nicht ein festes Angebot draus machen.

Denn Spazierengehen ist halt das, was momentan geht, zu zweit oder zu dritt mit Hund. Das ist coronakonform, und es ist ein Stück Kontakt für Menschen, die jetzt gerade einsam sind.

DOMRADIO.DE: Ferra ist Ihr Familienhund. Was ist das für eine Rasse?

Bennigsen: Das ist ein Border-Collie-Mischling, vermuten wir zumindest. Genau wissen wir das nicht, weil es einen Tierschutz-Hund ist. Wir haben ihn mit einem halben Jahr aus dem Tierheim geholt. Deswegen kann man das nicht so genau sagen. Aber vom Äußeren und auch vom Verhalten spricht vieles für den Border-Collie.

DOMRADIO.DE: Ferra ist bei diesen Seelsorge-Spaziergängen dann immer mit dabei. Wie wird die Hündin denn eingebunden?

Bennigsen: Natürlich wird sie erst einmal begrüßt und auch ein bisschen bespielt und gestreichelt. Dann gehen wir einfach ganz normal spazieren und der Hund sorgt dafür, dass so eine gewisse Niederschwelligkeit in dem ganzen Angebot ist. Miteinander spazieren zu gehen, gerade mit dem Hund, das ist was anderes, als um ein Gespräch im Pfarrbüro zu bitten. Das ist einfach lockerer. Der Hund lockert die Atmosphäre wirklich auf.

Da wird dann tatsächlich auch zwischendurch mal gespielt und der Ball geworfen. Das macht es dann auch leichter, über manches Schwere zu reden.

DOMRADIO.DE: Die Menschen sind entspannter, öffnen sich auch mehr und teilen mehr von ihren Sorgen und Nöten mit?

Bennigsen: So ist meine Empfindung. Den Hund kann man anfassen, der kann gekuschelt und gestreichelt werden, was manchen gerade im Moment dieser Corona-Zeiten doch fehlt. Denn Berührungen sind so wichtig und fehlen vielen Menschen jetzt gerade so, wo es immer heißt "1,5 Meter Abstand halten, nicht anfassen". Da da tut der Hund echt gut, wenn man den auch einfach mal knuddeln kann. Sie ist ganz lieb und lässt das gut mit sich machen.

DOMRADIO.DE: Sie machen das noch nicht lange so regelmäßig. Wie wird das Angebot bislang so angenommen? Und geht das auch bei jedem Wetter?

Bennigsen: Bei Wind und Wetter und wir lassen uns auch vom Regen nicht abhalten. Das ist man ja als Hundebesitzer gewohnt. Ja, das Angebot wird super angenommen. Wir haben das vor zwei Wochen das erste Mal auf unserer Homepage online geschaltet und praktisch eine Stunde später hatte ich die ersten Anrufe. Das hat mich sehr überrascht und ich bin froh, dass das so gut angenommen wird und dass wir damit Leuten helfen können.

DOMRADIO.DE: Und es melden sich Menschen von jung bis alt?

Bennigsen: Ich hatte erwartet, dass es eher ältere Menschen sein würden, die sich jetzt eben sehr einsam fühlen. Aber es ist tatsächlich sehr gemischt. Es kommen auch junge Menschen und auch Familien mit Kindern. Mein Schwerpunkt in der Gemeinde ist die Kinder- und Jugendarbeit. Davon war ich sehr positiv überrascht, dass sich tatsächlich auch Familien und junge Menschen melden und ihnen das sehr gut tut.

DOMRADIO.DE: Wie lange sind Sie dann unterwegs?

Bennigsen: Je nach Fitness der Leute, die da so mitkommen. Manchmal nur eine halbe Stunde und dann bleiben wir irgendwo auf einer Bank sitzen oder so. Aber wir waren auch schon anderthalb Stunden unterwegs.

DOMRADIO.DE: Das alles geht nur mit Voranmeldung oder kann man auch spontan kommen?

Bennigsen: Voranmeldung ist gut, einfach damit es keine Dopplungen gibt, aber ansonsten kann man Dienstagnachmittags auch spontan dazukommen, ab 17:30 Uhr.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Christina von Bennigsen mit Hündin Ferra / © Christian von Bennigsen-Mackiewicz (privat)
Christina von Bennigsen mit Hündin Ferra / © Christian von Bennigsen-Mackiewicz ( privat )
Quelle:
DR
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