Piusbrüder planen verbotene Weihen - Bischofskonferenz will Gespräch mit Zentralrat der Juden

Denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk 23,34)

Die Piusbruderschaft hält trotz der Versöhnungsgesten des Vatikans anscheinend an ihrer Konfrontation mit der katholischen Kirche fest. Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet, ist für Ende Juni der nächste Termin von Priesterweihen angesetzt, die den vier Bischöfen der Piusbruderschaft verboten sind. Derweil hat die Bischofskonferenz dem Zentralrat der Juden klärende Gespräche angeboten.

 (DR)

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz will den Schaden mindern, der wegen der Papst-Debatte im Verhältnis zum Zentralrat der Juden entstanden ist. Der Vorsitzende Erzbischof Robert Zollitsch hat den Zentralrat zu einem klärenden Gespräch eingeladen. Der Generalsekretär des Zentralrats, Stefan Kramer forderte den Papst derweil erneut auf, sich eindeutig von der Piusbruderschaft und dem Holocaust-Leugner Richard Williamson zu distanzieren.

In einem Brief der Bischofskonferenz an Kramer heißt es: «Die Diskussion der zurückliegenden Tage beweist, dass man sich der Gemeinsamkeiten und der Verbundenheit versichern sollte, statt von einer Unfähigkeit zum Dialog auszugehen.»

Auch Kramer betonte die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Religionen, die aber durch die Piusbruderschaft gestört werde. Der Papst sollte diesen «Feldversuch» mit der Piusbruderschaft beenden, «denn er riskiert eine Spaltung der Kirche und den Verlust von vielleicht Hunderttausenden von in die Zukunft gewandten katholischen Mitgliedern», sagte Kramer.

Jaschke: Entscheidung revidieren
Der Weihbischof im römisch-katholischen Erzbistum Hamburg, Hans Jochen Jaschke, schloss sich der Forderung Kramers an. Zugleich gab Jaschke dem Vatikan die Schuld an der Papst-Kritik in Deutschland. Den Anlass dazu habe der Vatikan «durch eine schlampige Entscheidung, die nicht richtig vorbereitetet wurde», selbst gegeben. Er sei sicher, dass die Leugnung des Holocausts nicht bis zum Papst vorgedrungen sei. Jaschke kritisierte die Entscheidung des Papstes. Er gehe aber davon aus, dass dieser den Schaden beheben könne, indem er seinen Fehler eingestehe und die Entscheidung schnell revidiere.

Bischof Müller weist Kritik des Zentralrats der Juden am Papst zurück
Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller verwahrt sich in der Debatte über den Umgang mit der Piusbruderschaft gegen Kritik aus dem Zentralrat der Juden an Papst Benedikt XVI. Die «gerechte Empörung» über den Holocaust-Leugner und Traditionalistenbischof Richard Williamson berechtige niemanden «zu Unterstellungen abwegiger Motive des Papstes oder gar zu Forderungen, die nicht von der Lehre und dem Recht der Kirche gedeckt sind», sagte Müller der Nachrichtenagentur ddp in Regensburg.

Er teile mit dem Zentralrat der Juden «und allen Menschen guten Willens» die Empörung «über die wahnsinnigen Thesen» Williamsons. «Die Interpretation aber, dass der Papst einen Holocaust-Leugner rehabilitiert habe, ist grundfalsch», betonte Müller.

Mit Blick auf die Zentralrats-Forderung nach einer vollständigen Abkehr von der Piusbruderschaft sagte Müller, der Papst und die Bischöfe würden mit der Piusbruderschaft nun «so umgehen, wie es ihrer pastoralen Aufgabe und ihrem Amt» entspreche. «Niemand kann von uns etwas anderes verlangen.»

Es sei klar, dass Williamson sich der Ausübung des Bischofsamtes als unwürdig gezeigt habe, sagte der Regensburger Bischof weiter und betonte: «Nur wenn er seine skandalösen Äußerungen zurücknimmt, kann er mit einer gewandelten inneren und äußeren Einstellung zur katholischen Kirche zurückkehren, muss aber aus dem Klerikerstand ausscheiden.»

Eine Zukunft für die Piusbruderschaft in der Kirche sieht Müller nicht: «Auch ich bin der Meinung, dass sich die Piusbruderschaft, wenn sie zur Kirche zurückkehrt, auflösen muss und ihre Priester und Anhänger sich in das Leben der Diözesen und Pfarreien wieder eingliedern müssen.»

Niedere Weihen schon vergangenen Sonntag
Wie der «Kölner Stadt-Anzeiger» berichtet, ist für Ende Juni der nächste Termin von Priesterweihen angesetzt, die den vier Bischöfen der Piusbruderschaft verboten sind. Am vergangenen Sonntag habe der Obere der Bruderschaft, der Schweizer Bischof Bernherd Fellay, angehenden Geistlichen im Priesterseminar der Piusbruderschaft in Zaitzkofen bei Regensburg sogenannte niedere Weihen gespendet. Fellay sei wie die anderen drei rehabilitierten Bischöfe der Bruderschaft weiterhin suspendiert.

Der Trierer Kirchenrechtler Peter Krämer wertete die Weihehandlung als Zeichen dafür, dass die abtrünnigen Bischöfe nicht gewillt seien, sich der Disziplin der katholischen Kirche zu unterwerfen. Der Münsteraner Kirchenrechtler Klaus Lüdicke bezweifelte, dass es den Traditionalisten überhaupt um die Wiedereingliederung in die Kirche gehe. Mit der Rücknahme der Exkommunikation hätten sie vielmehr den Wegfall eines Hemmnisses erreicht, der ihnen den Zulauf ultrakonservativer Katholiken bisher erschwert habe.

Der Münsteraner Kirchenrechtler Klaus Lüdicke bezweifelte, dass es den Traditionalisten tatsächlich um eine Wiedereingliederung in die katholische Kirche gehe. Mit der Rücknahme der Exkommunikation hätten sie vielmehr den Wegfall eines Hemmnisses erreicht, das ihnen den Zulauf ultrakonservativer Katholiken bisher erschwert habe.

Unterdessen nahm der deutsche Distriktobere der Priesterbruderschaft Pius X., Franz Schmidberger, den Ausdruck «Kinderschänder» für den Propheten Mohammed «mit großem Bedauern» zurück. Zur Begründung betont Schmidberger in einer am Donnerstagabend in Stuttgart veröffentlichten Erklärung, diese Wortwahl sei geeignet, «Muslime in ihren religiösen Gefühlen zu verletzen».

In einem am selben Abend ausgestrahlten SWR-Interview, sagt der Distriktobere, Mohammed habe mit einem acht- oder neunjährigen Mädchen geschlechtlichen Umgang gepflegt. Das bezeichne man «nach der heutigen Terminologie tatsächlich als Kinderschänder». Er wolle sich darauf aber nicht festlegen, weil er den Islam «nicht speziell studiert» habe.