Vatikan bemüht sich um Transparenz in Affäre Williamson

Das Staatssekretariat schaltet sich ein

Es war nicht der Papst persönlich, der eine weitere Klarstellung zum Fall der Traditionalisten und zur Affäre Williamson vorlegt. Aber immerhin meldete sich das Staatssekretariat und damit die zentrale vatikanische Verwaltungsbehörde zu Wort, um die Wogen zu glätten. Das war bislang weder dem Vatikansprecher noch dem Papst persönlich durch eine bewegte Stellungnahme vor einer Woche gelungen.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Richard Williamson: Umstrittener Bischof der Priesterbruderschaft St. Pius X. (KNA)
Richard Williamson: Umstrittener Bischof der Priesterbruderschaft St. Pius X. / ( KNA )

Die Note stellt klar, dass der Papst bei der Auflösung der Exkommunikation nichts von Williamsons umstrittenen Äußerungen gewusst habe. Und sie widerspricht der Behauptung, Benedikt XVI. habe einen Holocaust-Leugner als katholischen Bischof rehabilitiert.

Williamson, so heißt es dort, werde erst dann den Bischofsrang oder überhaupt eine Funktion in der katholischen Kirche erhalten, wenn er öffentlich und unmissverständlich seine aussagen zum Holocaust widerrufen hat. Im Übrigen bleiben er und die drei übrigen Traditionalisten-Bischöfe so lange suspendiert, bis sie das gesamte Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und die Lehre aller nachfolgenden Päpste anerkannt haben. Dazu zählten ausdrücklich auch die von Traditionalisten oft geschmähten Konzilspäpste Johannes XXIII. und Paul VI.

Nicht viel Neues, aber trotzdem nötig
Die Note des Staatssekretariates enthält in der Sache wenig Neues - aber sie präzisiert und antwortet auf Missverständnisse. Im Prinzip waren die Bedingungen für eine Rückkehr der Traditionalisten klar. Jedoch legten die Betroffenen die geforderte Annahme des Konzils auf höchst eigenwillige Art aus, bis hin zum Ausspruch eines der vier Bischöfe, der Vatikan müsse sich nun zu ihnen bekehren. Williamson selbst hat sich zwar beim Papst entschuldigt, aber mit keinem Wort seine Leugnung des Holocaust erwähnt.

Neben inhaltlicher Präzisierung demonstriert die Note vor allem Klarheit gegenüber dem Verdacht eines vatikanischen Kompetenzen-Wirrwarrs. Bislang vermuteten manche einen Alleingang des kolumbianischen Kurienkardinals Dario Castrillon Hoyos, vorbei an vatikanischen Dienstwegen und Kontrollmechanismen. Nun hat sich das Staatssekretariat als zentrale vatikanische Verwaltungsbehörde eingeschaltet.

Merkels Verdienst?
Der Schritt signalisiert, dass die weitere Abwicklung und Umsetzung des Dekrets in geordneten und zuverlässigen Behörden-Bahnen erfolgt; mit dem Ziel der vom Papst ersehnten katholischen Kircheneinheit. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die Vatikan-Note auf die Intervention der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel zurückgeht.

Vatikanprälaten äußerten sich verwundert und überrascht über deren Aufforderung an den Papst, er möge Dinge klarstellen, die er bereits klargestellt habe. Im Übrigen vermuteten Beobachter schon seit Tagen, dass sich das Staatssekretariat, dessen Chef Kardinal Tarcisio Bertone sich derzeit in Spanien aufhält, über kurz oder lang einschalten würde.

Erste Reaktionen, etwa des Jüdischen Weltkongresses, lassen vermuten, dass dem Vatikan jetzt eine Klärung gelungen ist. Jedoch gab es schon zuvor von jüdischer Seite Signale, dass der Dialog weitergehen würde - wie auch die Planungen für eine Papstreise nach Israel. Schwieriger dürfte der Dialog mit den Traditionalisten sein. "Der Ball liegt jetzt im Feld der Lefebvrianer", meinte ein Kurien-Monsignore. Nach dem Entgegenkommen des Papstes müsse der Generalobere der Pius-Priesterbruderschaft, Bernard Fellay, den nächsten Schritt tun. Erst müsse man die "Lehrfragen" klären, dann können man auch über Struktur- und Rechtsfragen und alles weitere reden.

Panne mit Folgen?
Auf einem ganz anderen Blatt steht freilich, welche Konsequenzen der Vatikan aus dieser Panne zieht. Theoretisch kann der Papst jederzeit Personalveränderungen vornehmen - was jedoch allenfalls mittelfristig denkbar scheint. Spannend ist auch, welche Präventionsmaßnahmen Rom nun ergreift; ob er für die Zukunft eine bessere Kommunikation zwischen den Vatikan-Ämtern anstrebt, wie sie der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper anmahnt. Denn daran haperte es im Umgang mit dem Gnadenakt für die Traditionalisten.

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