Vatikansprecher räumt Kommunikationsschwächen ein

"Hastig zusammengeschrieben"

Vatikansprecher Federico Lombardi spricht im Streit um die Traditionalisten-Bischöfe von einer Kommunikationsschwäche der Kurie. Das Dekret zur Wiederaufnahme der umstrittenen Bischöfe sei hastig zusammengeschrieben worden, und keiner aus der Pressestelle habe darüberschauen können, sagte Lombardi der französischen katholischen Tageszeitung "La Croix". Stattdessen sei es schon an die Medien und an einige Ortsbischöfe weitergereicht worden, bevor es in der Kurie publik wurde. "Wir hatten nicht mehr Oberhoheit über die Kommunikation", so Lombardi.

 (DR)

Der Vatikansprecher räumte ein, im «höchst schädlichen» Fall des Traditionalisten-Bischofs Richard Williamson sei es ein «heikler Punkt», wer dessen Ansichten zum Holocaust vorher gekannt habe. Sicherlich habe Papst Benedikt XVI. davon nichts gewusst. Der Leiter der zuständigen Päpstlichen Kommission, Kardinal Dario Castrillon Hoyos, hätte es aber wissen müssen, so Lombardi.

In der laufenden Debatte sieht der Sprecher keine mediale Verschwörung. Die Medien seien so gut und so schlecht wie immer. Natürlich gebe es auch Gegnerschaft zur Kirche. Das hänge aber damit zusammen, dass die Kirche nun mal nicht immer die Mehrheitsmeinung in der Gesellschaft vertrete. Gerade die Papstreisen nach Frankreich und in die USA hätten jedoch gezeigt, wie freundlich Benedikt XVI.
bislang immer wieder von den Medien aufgenommen worden sei.

Auf dem Weg zu einer «Kultur der Kommunikation» im Vatikan wünschte sich der Pressesprecher künftig mehr erklärende Darstellungen für die meist recht speziellen theologischen Texte. Die Handlungen der Kurie müssten enger mit der Pressestelle abgestimmt werden, so Lombardi. Besonders bei «heißen Themen» müssten Erklärungen gut vorbereitet sein. Allerdings sei es unmöglich, jede Panne zu vermeiden.

Der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan, Eberhard von Gemmingen, beklagte «schwere Fehler» in der Vatikan-Bürokratie. «Ich hoffe, dass Papst Benedikt Konsequenzen zieht, dass er vielleicht einmal ein Kabinett einrichtet», sagte der Jesuitenpater in einem am Freitag in mehreren deutschen Zeitungen verbreiteten Interview. Wöchentlich sollten sich die Spitzen aus Kongregationen und Räten mit dem Papst treffen, um sich auszutauschen und eine gemeinsame Linie zu vertreten. «Das gibt es nicht, aber das ist dringend notwendig», so von Gemmingen. Zugleich warb der Journalist um Verständnis für die Vorgänge innerhalb der
Kurie: «Der Vatikan funktioniert einfach anders als eine normale Regierung, als ein Unternehmen.»