Patriarch Sako beklagt politische Sackgasse im Irak

Aufruf zur Pluralität

Der Irak steckt nach Worten des chaldäischen Patriarchen Kardinal Louis Raphael I. Sako in einer politischen Sackgasse. Das Land habe "seit dem Sturz des früheren Regimes im April 2003 kein normales politisches Leben erlebt".

Kardinal Louis Raphael I Sako / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Louis Raphael I Sako / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das sagte er laut dem arabisch-christlichen Portal "Abouna" (Donnerstag) in einem jüngst veröffentlichten Artikel.

Die seit dem Sturz Saddam Husseins aufeinanderfolgenden Regierungen haben es nach Meinung des Kardinals nicht geschafft, Frieden und Stabilität zu schaffen, wichtige Reformen durchzuführen sowie eine echte Demokratie, Gerechtigkeit, Gleichheit und Wohlstand zu errichten, die die Bürger erhofft hatten.

Christen als Bürger zweiter Klasse

Stattdessen habe sich die Situation durch Korruption und Krisen weiter verschlechtert. Kritisch äußerte sich Sako gegenüber dem "Sekten- und Quotensystem, das der Gesellschaft seine Realität aufgezwungen" habe.

Erneut verwies das Oberhaupt der katholischen Ostkirche auf die Rolle der Christen, die integraler Bestandteil des sozialen Gefüges im Irak seien und ihren Patriotismus durch ihre Beiträge in kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht unter Beweis gestellt hätten.

Irak: Straßenszene in Karakosch (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Irak: Straßenszene in Karakosch (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Gleichzeitig würden die irakischen Christen als Bürger zweiter Klasse betrachtet, deren Gefühle wiederholt durch die Bezeichnung als Ungläubige und Polytheisten verletzt würden. Bereits jetzt habe sich die Zahl der Christen im Irak von 1,5 Millionen auf unter eine halbe Million verringert.

Forderung nach neuen Gesetzen

Sako rief dazu auf, die Pluralität im Irak und damit das gemeinsame Erbe zu bewahren. Die muslimische Mehrheit im Land trage die Verantwortung für die Präsenz der Christen und die Verteidigung ihrer Rechte. "Die Christen im Irak und im Osten sind das Salz der Erde und der Spiegel ihrer Länder", so Sako wörtlich.

Irak: Erstkommunionkinder in Karakosch (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Irak: Erstkommunionkinder in Karakosch (Archiv) / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Das Dilemma müsse angegangen werden, indem neue Gesetze erlassen werden, die "die gleiche Staatsbürgerschaft für alle und den Respekt für alle Religionen betonen sowie Reden, die zu Diskriminierung und Hass aufrufen, unter Strafe stellen".

Christen im Irak

Der Irak zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten des Christentums. Dessen Ursprünge im Zweistromland werden bis auf den heiligen Apostel Thomas zurückgeführt. Im irakischen Kernland, dem früheren Mesopotamien, stellten Christen vor der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert die Bevölkerungsmehrheit. Ihr Anteil nahm danach immer weiter ab.

Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw (dpa)
Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw ( dpa )
Quelle:
KNA
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