Papst bezeichnet Ökumene als vorrangiges Anliegen seines Pontifikats

Christliche Einheit ist Kernanliegen

Papst Benedikt XVI. hat die Ökumene als vorrangiges Anliegen seines Pontifikats bezeichnet. Trotz aller gesellschaftlichen Entwicklungen und Umbrüche bleibe das bereits vom Zweiten Vatikanischen Konzil formulierte Ziel der "sichtbaren Einheit der Kirche" unverändert, betonte er am Freitag bei der Vollversammlung des Päpstlichen Einheitsrats im Vatikan.

 (DR)


Für diese Aufgabe werde er sich energisch einsetzen, darin sehe er seinen Ehrgeiz und seine Pflicht. Als nächsten Höhepunkt im Dialog mit den christlich-orthodoxen Kirchen bezeichnete der Papst sein Treffen mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios Ende November in Istanbul. Der Papst zeigte sich erfreut, dass es seit dem Konzil, wo nichtkatholische Besucher noch stumm zuhörten, inzwischen zu Gesprächen mit den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften des Ostens wie des Westens gekommen sei. Es sei eine Brüderlichkeit entstanden, die Dialog und Zusammenarbeit ermögliche.

Trotz Dialog bleiben Unterschiede
Benedikt XVI. begrüßte zudem, dass der für längere Zeit ausgesetzte katholisch-orthodoxe Theologen-Dialog wieder aufgenommen wurde. Aber auch mit den Kirchen des Westens gebe es offene und freundschaftliche Dialoge. Dabei seien Vorurteile abgebaut worden, zugleich aber auch einige Meinungsunterschiede aufgetaucht. So blieben etwa weiterhin Unterschiede im Verständnis vom Verhältnis zwischen Evangelium und Kirche. Neue Schwierigkeiten seien auch im ethischen Bereich entstanden, führte der Papst aus. Unterschiedliche Positionen der christlichen Konfessionen zu aktuellen Problemen hätten eine klarere Einflussnahme der Christen auf die öffentliche Meinung erschwert, so der Papst.

Kasper: Ökumene zentraler Zweck der Türkei-Reise des Papstes
Der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper bedauert, dass bei der bevorstehenden Türkei-Reise des Papstes die ökumenische Spitzenbegegnung immer mehr in den Hintergrund zu geraten scheint. Statt des Treffens Benedikt XVI. mit dem Patriarch Bartholomaios I. stünden nun interreligiöse Probleme und Europa-Fragen im Vordergrund, sagte Kasper am Freitag vor Journalisten in Rom. Dennoch hoffe er, dass das erste Treffen der beiden Kirchenoberhäupter neuen Elan, neue Ermunterung und Hoffnungen in die ökumenischen Beziehungen bringe.

Zwar seien sich Katholiken und Orthodoxie in vielen Punkten nahe, so Kasper. Es gebe aber weiter gravierende Probleme, etwa die Rolle des Papst-Primates. Spektakuläre ökumenische Gesten und theologische Überraschungen seien von dem Besuch in Istanbul nicht zu erwarten. Vielmehr gehe es um ein persönliches Treffen und eine weitere atmosphärische Verbesserung in den kirchlichen Beziehungen. Benedikt XVI. reist vom 28. November bis 1. Dezember in die Türkei. Dabei sind mehrere Begegnungen der beiden Kirchenführer sowie die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung vorgesehen.