NRW-Minister Liminski berichtet von seinem Besuch in Israel

Eine andere Welt

Die jüngsten Gewaltaktionen in Israel zeigen, wie fragil der Frieden dort ist. In den vergangenen Tagen war der NRW-Minister Nathanael Liminski zu Besuch. Nach den Attentaten der Hamas habe er eine andere Welt erlebt, sagt Liminski.

Autor/in:
Johannes Schröer
Nathanael Liminski / © Bernd Thissen (dpa)
Nathanael Liminski / © Bernd Thissen ( dpa )

DOMRADIO.DE: Es war Ihr erster Besuch in Israel nach dem Hamas-Attentat vom 7. Oktober 2023. "Es ist eine andere Welt, in die ich gekommen bin", haben Sie danach gesagt. Wie haben sie das gemeint?

Nathanael Liminski (Minister für Bundes- und Europa-Angelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei): Vor dem 7. Oktober hat man in Israel sehr stark über die innenpolitische Lage, über Justizreform und solche Dinge diskutiert. Jetzt habe ich dort eine Gesellschaft erlebt, die einerseits im Glück schwebt, dass die Geiseln freigelassen worden sind und andererseits immer noch unter den Verwundungen leidet, die der 7. Oktober hinterlassen hat. 

Natürlich ist die Gesellschaft auch mit der Unsicherheit der Situation nach wie vor sehr schwer belastet. Das prägt die Stimmung im ganzen Land. Insofern müssen wir manchmal aufpassen, von außen ein Urteil zu fällen. Wir sollten nicht so schnell Lösungen ausrufen, sondern anerkennen, wie komplex die Situation in Israel ist.

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt denn die Religion in dem Konflikt? Wir wissen, dass Religion sehr stark emotionalisieren kann und dass das mit Ratio, mit dem Verstand, mit vernünftigen Lösungen oft nicht viel zu tun hat.

Liminski: Natürlich geht es dort unten um politische Konflikte, um ethnische Konflikte, aber die Religion spielt mit Blick auf ihre starke Identitätswirkung eine große Rolle. Insofern muss man auch über die Religion Lösungen finden und versuchen, das Gemeinsame, die gute Kraft, die das Religiöse auch hat, zu entdecken und anzusprechen, um gewisse Hindernisse zu überwinden.

Nathanael Liminski

"Wir müssen uns erst einmal mit großer Demut dieser Situation nähern und fragen, ob nicht eine besondere Verantwortung auf uns lastet, zu einer Lösung beizutragen."

Wenn Sie an die Geschichte dort denken, an die können Sie nicht appellieren. Wenn Sie an die Zukunft denken, dann können sich viele gar nicht vorstellen, dass es etwas Gemeinsames zwischen den verfeindeten Fronten gibt. Das heißt, dass man sich am Ende auf das fokussieren muss, was den Menschen ausmacht. Darin können auch Gemeinsamkeiten liegen, aber ich weiß, dass die Realität auf der Straße dort davon oft weit entfernt ist.

DOMRADIO.DE: Was nehmen Sie von Ihrer Israelreise mit?

Liminski: Ich nehme mit, dass wir als Deutsche aufpassen müssen, nicht einen Fetisch zu entwickeln, uns mit diesem Problem zu befassen, ohne es wirklich lösen zu können. Wir müssen uns erst einmal mit großer Demut dieser Situation nähern und fragen, ob nicht zuletzt aus der besonderen Verbundenheit zu Israel auch eine besondere Verantwortung auf uns lastet, zu einer Lösung beizutragen.

Das kann, nachdem das in den letzten Jahren nicht wirklich der Fall war, in den kommenden Monaten und Jahren wieder der Fall sein, wenn es um den Wiederaufbau geht, wenn es um einen länger anhaltenden Frieden geht, wenn es um den Aufbau von Verwaltungsstrukturen geht. Ich glaube, dass wir da als Deutsche durchaus Knowhow einbringen können und segensreich wirken können.

Das Interview führte Johannes Schröer.

Quelle:
DR

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