Niedersachsens Finanzminister verteidigt die Kirchensteuer

"Planungssicherheit durch verlässliche Einnahmen"

Der niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers und weitere Personen haben sich für die Beibehaltung der Kirchensteuer in Deutschland ausgesprochen. Kritik am Finanzierungsmodell kommt hingegen vom BKU-Vorsitzenden Ulrich Hemel.

Symbolbild Geld und Kirche / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Geld und Kirche / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Institutionen wie die Kirchen brauchen wie der Staat verlässliche Einnahmen zur Erfüllung ihrer Ziele und Aufgaben", schreibt der CDU-Politiker Hilbers in einem Gastbeitrag in den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. "Ohne verlässliche Einnahmen würde die notwendige Planungssicherheit fehlen", so der Katholik.

Die Kirchen leisten laut Hilbers über ihre originären Bereiche hinaus "wertvolle Arbeit". Sie seien Träger von Krankenhäusern, sozialen Einrichtungen, Altenheimen, Schulen und Kitas und stünden Menschen auch unabhängig von ihrer Kirchenzugehörigkeit offen.

Heranziehen im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten

Kritiker verkennen laut dem Finanzminister, "dass das System der Kirchensteuer ein durchaus solidarisches und gerechtes ist". Jedes Kirchenmitglied werde im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten herangezogen.

Hilbers widerspricht dem Vorwurf, die Erhebung der Kirchensteuer durch die Finanzverwaltung der Länder verstoße gegen die Trennung von Staat und Kirche. "Durch die verfassungsrechtlich garantierte Möglichkeit zur Steuererhebung ist die Kirche unabhängig von der Finanzierung des Staates." Ein Spenden- oder Kollektensystem, wie es sich manche Kritiker wünschten, hänge dagegen letztlich von Zufälligkeiten ab und berge gerade die Gefahr von Abhängigkeiten.

Hemel: Nähe von Kirche und Staat längst nicht mehr da

Kirchensteuer

In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder an ihre Religionsgemeinschaft. In der Regel beträgt sie neun Prozent der Lohn- oder Einkommensteuer, in Baden-Württemberg und Bayern acht Prozent. Sie wird auch auf Kapitalerträge erhoben. Rentner und Pensionäre zahlen Kirchensteuer nur, wenn sie Einkommensteuer zahlen.

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Auch Caritaspräsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa und die Amtschefin im Erzbischöflichen Ordinariat München, Stephanie Herrmann, verteidigen in weiteren Gastbeiträgen die Kirchensteuer. Der Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU), Ulrich Hemel, macht sich dagegen für ihre Abschaffung stark. "Die Einhebung von Kirchensteuer durch den Staat ist ein Ärgernis", schreibt der Theologe und Unternehmensberater. "Denn das Verfahren spiegelt eine Nähe von Kirche und Staat vor, die längst nicht mehr da ist." Auch sei es theologisch fragwürdig, dass derjenige, der die Abgabe nicht mehr zahle, automatisch kein Kirchenmitglied mehr sei.

In Deutschland ist die Kirchensteuer eine gesetzlich festgelegte Abgabe der Kirchenmitglieder. Sie wird über das staatliche Finanzamt eingezogen und an die Kirchen weitergegeben. Der Staat erhält dafür etwa drei Prozent des Steuereinkommens. Die katholische Kirche hat 2021 bundesweit insgesamt 6,73 Milliarden Euro aus Kirchensteuern eingenommen, die evangelische Kirche rund 6 Milliarden Euro. Bei einer repräsentativen Umfrage des Insa-Instituts im Auftrag der "Bild"-Zeitung hatten sich kürzlich 67 Prozent der befragten Bundesbürger für eine Abschaffung der Kirchensteuer ausgesprochen.

Quelle:
KNA
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