Netzwerk fordert Frauendiakonat am Tag der Diakonin

Raus aus der "Schmuddelecke"

Sollten Frauen zu Diakoninnen geweiht werden dürfen? Dafür setzt sich das Netzwerk Diakonat der Frau seit Jahren ein, vor allem am Gedenktag der Heiligen Katharina von Siena. Die Vorsitzende Irmentraud Kobusch sieht erste Erfolge.

Eine Diakonstola / © Harald Oppitz (KNA)
Eine Diakonstola / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Diakoninnen gibt es im Moment in der katholischen Kirche nicht. Aber es ist trotzdem keine Fantasie, sagen Sie. 

Irmentraud Kobusch / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Irmentraud Kobusch / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Irmentraud Kobusch (Vorsitzende des Netzwerks Diakonat der Frau)Nein, denn es hat in der frühen Kirche Diakoninnen gegeben. Darüber sind sich die allermeisten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen inzwischen einig. Es hat sie gegeben. Sie haben der Kirche gedient und sie haben ein kirchliches Amt gehabt.

Wir kennen Weihe-Formulare, die für Männer und Frauen gleich sind, in denen Frauen mit Handauflegung und der Anrufung des Heiligen Geistes in den Dienst genommen worden sind.

Und die in der Bibel begründete Phoebe wird Diakonos genannt. Das ist der Amtsbegriff für dieses Amt, das es in der frühen Kirche gegeben hat. Also keine Vision.

DOMRADIO.DE: Was sind denn Ihre Forderungen und Vorstellungen an ein Diakonat der Frau? 

Kobusch: Wir fordern das Diakonat der Frau nicht als Sonderamt für Frauen, das ist uns ganz wichtig. Sondern wir fordern die Weihe von Frauen in das gleiche Amt wie das der Männer. Wir erhoffen uns, dass Männer und Frauen in diesem Amt eine geschlechtergerechte Kirche abbilden und den diakonischen Auftrag der Kirche in klarer, besonderer und deutlicher Weise in die Welt hinein repräsentieren können.

Irmentraud Kobusch, Vorsitzende des Netzwerks Diakonat der Frau

"eine Kirche, die sich die Hände schmutzig macht, eine verbeulte Kirche, wie es Papst Franziskus so wunderbar gesagt hat"

Das Diakonat ist für uns das Amt, in dem sich der Grundvollzug der Kirche, die Diakonia, in besonderer Weise abbildet - das heißt, der Dienst an den Menschen, die Zuwendung insbesondere zu den Armen. Im Grunde eine Kirche, die sich die Hände schmutzig macht, eine "verbeulte Kirche", wie es Papst Franziskus so wunderbar gesagt hat. 

Hintergrund: Tag der Diakonin

Der "Tag der Diakonin" entstand in der Folge eines Internationalen Theologischen Fachkongresses zum Thema "Diakonat. Ein Amt für Frauen in der Kirche - Ein frauengerechtes Amt?" 1997 in Stuttgart-Hohenheim.

Er wurde 1998 vom KDFB ins Leben gerufen. Seit 2013 wird er am Gedenktag der heiligen Katharina von Siena vom KDFB, von der kfd, dem Netzwerk Diakonat der Frau und dem ZdK gemeinsam begangen. (kna)

 

Forderung nach Frauendiakonat (auf dem Katholikentag in Leipzig) / © Harald Oppitz (KNA)
Forderung nach Frauendiakonat (auf dem Katholikentag in Leipzig) / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Als Vorstufe zur Priesterin?

Kobusch: Dazu war das Amt des Diakonats auch für die Männer jahrhundertelang verkommen. Wir fordern mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Zulassung von Frauen in das Amt des Diakonats als eigenständiges Amt. Das heißt, wir sind überzeugt, die Kirche braucht das Priesteramt und sie braucht das Diakonat.

Die Kirche braucht Priesterinnen, und sie braucht aber auch Diakoninnen als eigenständiges Amt. Wir sind überzeugt, dass das Diakonat ein wichtiges und gerade in unserer Zeit dringend notwendiges Amt in der Kirche ist. 

DOMRADIO.DE: Diakoninnen und Priesterinnen ist also das, was sie fordern?

Kobusch: Am Tag der Diakonin fordern wir in besonderer Weise die Diakoninnen. Das Netzwerk Diakonat, für das ich hier stehe, hat sich zur Aufgabe gemacht, die Berufung von Frauen, die sich zur Diakonin berufen fühlen, insbesondere zu fördern.

Wir sind überzeugt, es sind unterschiedliche Berufungen. Der eine, die andere ist zur Priesterin berufen. Der eine, die andere, ist zur Diakonin berufen. 

DOMRADIO.DE: Jetzt gibt es dieses Engagement seit über 20 Jahren. Haben Sie bislang das Gefühl, etwas erreicht zu haben? 

Irmentraud Kobusch, Vorsitzende des Netzwerks Diakonat der Frau

"Die Frage nach dem Diakonat der Frau ist in der Mitte der deutschen Kirche angekommen. "

Kobusch: Unbedingt. Wenn man auf die Diskussionen bei der dritten Synodalversammlung in Frankfurt schaut, wo auch eine erste Vorlage zum Diakonat der Frau vorgelegt worden ist, dann hat sich ganz viel getan. Als wir mit dem Tag der Diakonin in diesem breiten Bündnis vor knapp zehn Jahren begonnen haben, war es in der Schmuddelecke, wurde es argwöhnisch beobachtet.

Jetzt feiern wir heute Nachmittag einen Gottesdienst im Dom von Osnabrück im Beisein von Bischof Bode. Er wird auch bei der Veranstaltung anschließend dabei sein. Ich bin überzeugt: Die Frage nach dem Diakonat der Frau ist in der Mitte der deutschen Kirche angekommen. 

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR