Münchner Erzbischof Reinhard Marx offiziell in sein Amt eingeführt

"Damit überreiche ich Dir den Hirtenstab"

Der neue Münchner Erzbischof Reinhard Marx ist am Samstag mit einem feierlichen Gottesdienst im Liebfrauendom offiziell in sein Amt eingeführt worden. Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, überreichte dem 54- jährigen bisherigen Trierer Bischof die päpstliche Ernennungsurkunde. Zugleich wurde sein Amtsvorgänger, Kardinal Friedrich Wetter, nach 25 Jahren verabschiedet.

 (DR)

Der 79-Jährige überreichte seinem Nachfolger den Bischofsstab mit den Worten, er möge das ihm anvertraute Volk auf den Spuren Jesu Christi führen.

In seiner ersten Predigt erklärte Marx, er freue sich, dass in der modernen Gesellschaft Religion und Glaube wieder stärker präsent seien. Allerdings sei das Suchen und Fragen der Menschen vielfältiger geworden sei. Die Kirche verstehe sich dabei als "Zeichen, Werkzeug und Instrument", damit den Menschen geholfen werde, Gott zu finden. Weil die Verkündigung des Evangeliums in die Mitte der Gesellschaft gehöre, müssten sich Bischof und Kirche "politisch und gesellschaftlich einmischen". Dieses Zeugnis könne aber auch in großer ökumenischer Verbundenheit gegeben werden, so der Erzbischof.

"Bestens gerüstet"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, sagte in seiner an Marx gerichteten Ansprache, dieser sei für die große Aufgabe im Erzbistum "bestens gerüstet". Der Westfale werde dank seiner Offenheit, Bodenhaftung und Menschlichkeit schnell Zugang zu den Menschen in Bayern gewinnen. In das Gespräch mit den politischen und gesellschaftlichen Kräften wie auch in die Aufgabe eines "geborenen Vorsitzenden der Freisinger Bischofskonferenz" werde er viele Erfahrungen einbringen können. Seine ökumenische Kompetenz sei mit Blick auf den 2010 in München geplanten 2. Ökumenischen Kirchentag wichtig.

Mehrere tausend Menschen hatten am Gottesdienst im Dom, der vom Bayerischen Fernsehen übertragen wurde, teilgenommen. Unter den Ehrengästen waren mehr als 50 Kardinäle, Bischöfe, Äbte und Ordensobere, darunter die Kardinäle Joachim Meisner (Köln) und Christoph Schönborn (Wien). Dazu kamen Repräsentanten aus Ökumene und Politik wie der evangelisch-lutherische Landesbischof in Bayern, Johannes Friedrich, Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) und Landtagspräsident Alois Glück.

Vor dem Hauptportal des Doms hatten Abordnungen der 47 bayerischen Gebirgsschützenkompanien Aufstellung bezogen. Auch Schützen aus der westfälischen Heimat von Marx, von der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft aus Geseke und vom Paderborner Bürger-Schützenverein, waren angetreten. Nach einem dreifachen Ehrensalut für den neuen Erzbischof wurde zum Abschuss der Ehrenbezeugung die Bayernhymne intoniert. Danach formierte sich der Festzug. Er führt durch die Innenstadt zur Residenz, wo der weltliche Teil der Feier stattfindet.

Der aus Westfalen stammende Marx ist der 74. Oberhirte der Erzdiözese München und Freising mit rund 1,8 Millionen Katholiken. Ihr stand von
1977 bis 1982 der heutige Papst Benedikt XVI. als Erzbischof Joseph Ratzinger vor.

Mehr zum Thema