Marx sieht wenig arabischen Widerspruch gegen Hamas-Terror

"Höre zu wenig aus der arabischen Welt"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx fordert mehr Kritik aus arabischen Ländern am Hamas-Terror in Israel. Zudem betont er, dass die biblische Botschaft "Grundlage unserer Zivilisation" ist. Demokratie, so Marx, setzt Religion voraus.

Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Wenn bei den aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen in Nahost Menschen zu Menschen erster und zweiter Klasse deklariert würden, sei das "das Ende der Zivilisation", sagte Marx nach Angaben seiner Pressestelle vom Sonntag.

Zu wenig Widerspruch aus der arabischen Welt gegen Hamas-Terror

Religion sei dabei mitunter Teil des Problems, "denn man kann sie benutzen". Es sei "blasphemisch, wenn Frauen und Kinder massakriert werden und man dabei ruft: Gott ist groß".

Marx sagte weiter: "Ich höre zu wenig aus der arabischen Welt, dass dem widersprochen wird – und das kann man erwarten."

Pro-palästinensische Demonstration in Berlin / © Paul Zinken (dpa)
Pro-palästinensische Demonstration in Berlin / © Paul Zinken ( dpa )

Der Erzbischof von München und Freising äußerte sich am Samstagabend bei einem Bühnengespräch im Rahmen des 60. Andechser Europatages der Paneuropa-Union Deutschland.

Biblische Botschaft ist "die Grundlage unserer Zivilisation"

Er warnte dabei auch vor dem Bedeutungsverlust von Religion in der Gesellschaft. "Das Verschwinden von Religion und biblischem Glauben ist gefährlich für die Demokratie."

Der Kardinal ergänzte: "Demokratie setzt Religion voraus. Denn die Grundlage unserer Zivilisation ist die biblische Botschaft, dass alle Menschen gleich an Würde sind."

Marx würdigte die "befreiende, universalistische Kraft des Evangeliums". In diesem Sinne sei "das Christentum die Religion der Zukunft".

Hochwertige Medienlandschaft

Der Präsident der Paneuropa-Union, Bernd Posselt, würdigte den Qualitätsjournalismus und in diesem Zusammenhang namentlich denöffentlich-rechtlichen Rundfunk. Es sei "brandgefährlich, dass immer mehr Menschen unsere hochwertige Medienlandschaft in Frage stellen, aber jeden Unsinn glauben, den sie irgendwo im Netz finden".#

Bischof Franjo Komarica, Bischof von Banja Luka (KNA)
Bischof Franjo Komarica, Bischof von Banja Luka / ( KNA )

Gleichwohl brauche der öffentlich-rechtliche Rundfunk Reformen, so Posselt: Wasserköpfe seien ab-, Länderanstalten hingegen in gesundem Wettbewerb zueinander auszubauen. Die demokratischen Parteien müssten die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dafür schaffen, inmitten einer immer hektischeren Nachrichtenflut klassischen Medien, die grundsätzliche Orientierung gäben, eine tragfähige Zukunft zu sichern.

Im Dienst der Wahrheit und Gerechtigkeit 

Bischof Franjo Komarica von Banja Luka, Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz von Bosnien-Herzegowina, mahnte, Medien sollten sich objektiv in den Dienst an der Wahrheit und der Gerechtigkeit stellen. Im kommunistischen Jugoslawien habe er einst erlebt, "was Medien anrichten können, wenn sie in den Händen skrupelloser Machthaber sind".

Besonders im Krieg habe man sie "wie Waffenausprobiert, wie weit sie schießen und welche Zerstörung sie bewirken können". Man habe Stimmungen erzeugt, die "für uns zu Fragen von Leben oder Tod oder Vertreibung" geworden seien, so der Bischof.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 15.10.2023 um 17:50 Uhr aktualisiert. 

Neues Buch von Kardinal Marx über Freiheit

"Freiheit" lautet der Titel eines neuen Buches von Kardinal Reinhard Marx, das nun im Handel ist. Auf 175 Seiten umkreist der Münchner Erzbischof einen Begriff, der ihm zum Lebensthema geworden ist. Das spiegelt sich auch in seinem Wahlspruch als Bischof wider: "Wo der Geist des Herrn wirkt, ist Freiheit."

Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA