Vertreter aus Politik und Kirche würdigen Verfassungsrichter Böckenförde

"Gerade für die heutige Zeit ein Vorbild"

Der Freiburger Erzbischof würdigt den verstorbenen früheren Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde als einen Gestalter einer gerechten Gesellschaft. Besonders bei Fragen des Lebensschutz und der Bioethik habe Böckenförde mitgeprägt.

Ernst-Wolfgang Böckenförde  / © Reiner Just (KNA)
Ernst-Wolfgang Böckenförde / © Reiner Just ( KNA )

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die katholische Kirche haben den verstorbenen früheren Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde gewürdigt. Steinmeier bezeichnete Böckenförde am Dienstag in Berlin als eine "hochgeachtete Persönlichkeit, die Demokratie, Rechtsstaat und Kultur in unserem Land zum Guten geprägt hat".

Bischof Burger: Gestalter einer gerechten Gesellschaft

Er habe wie nur wenige andere Staatsrechtler den öffentlichen Diskurs mit Grundsätzlichem befruchtet. "Ob es um das Verhältnis von Politik und Religion oder Staat und Kirche ging, die Freiheit des Individuums, die Begrenzung staatlicher Macht, die Ausgestaltung von Rechts- und Sozialstaat: Immer waren seine Beiträge für die öffentliche Diskussion wertvoll und maßgeblich."

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger würdigte Böckenförde als Gestalter einer gerechten Gesellschaft. Er sei eine wichtige Stimme bei zentralen Fragen gewesen, beispielsweise zum Lebensschutz oder in der Bioethik, betonte Burger in seinem Kondolenzschreiben. Als Wissenschaftler und Richter habe der Jurist die Entwicklung des Rechts- und auch des Sozialstaats in Deutschland mitgeprägt.

Offene und faire Auseinandersetzungen

Böckenförde sei es immer um den gesellschaftlichen Zusammenhalt gegangen, schrieb Burger. In Debatten habe er mit guten Argumenten für eine offene und faire Auseinandersetzung gestanden. "Damit war und ist er, gerade für unsere heutige Zeit, ein Vorbild", so der Erzbischof. Auch die Kirche in Deutschland und Freiburg habe Böckenförde viel zu verdanken.

Mit Böckenförde "verliert unser Land einen seiner profiliertesten Staatsrechtler und einen bedeutenden Intellektuellen", hieß es in einer Mitteilung von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble. "Er prägte in demokratietheoretischen, rechtsgeschichtlichen und rechtsphilosophischen Fragen gesellschaftliche und kirchliche Debatten." Seine Rechtsauslegung sei "fester Bestand unserer Rechtsordnung".

Diakoniepräsident Lilie: Großer Jurist und Gelehrter

Der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, würdigte Böckenförde als großen Juristen und Gelehrten. "Er hat in dem nach ihm benannten Diktum 'Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann' unvergleichlich präzise das Wesen unseres Gesellschaftssystems beschrieben", erklärte Lilie. Als konfessioneller Wohlfahrtsverband arbeite die Diakonie jeden Tag an der Umsetzung und Erfüllung dieses Diktums.

"Wir stellen unsere Werte und Überzeugungen in den Dienst des Ganzen, zugunsten aller Menschen", sagte der ehemalige Düsseldorfer Superintendent. "Und wir arbeiten mit an der Frage, welcher verbindende Gemeinsinn unsere Gesellschaft auch zukünftig zusammenhält." Es sei klug, sich auch in Zukunft an den Überlegungen Böckenfördes zu orientieren.


Quelle:
KNA , epd , dpa