Kölner Dom feiert 777 Jahre Grundsteinlegung

Ein Bau für alle, ein Gefühl für immer

Seit 777 Jahren wird gebaut und ein Ende ist nicht in Sicht. Der Kölner Dom ist das Herz der Stadt, ein Stück Identität und die wohl bekannteste "ewige Baustelle" Deutschlands. Alles hat mit einem geheimnisvollen Grundstein begonnen.

Autor/in:
Annika Weiler
Blick auf den Kölner Dom / © Zack Frank (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Zack Frank ( shutterstock )

Köln liebt Schnapszahlen, nicht nur den 11.11. um 11:11 Uhr. Auch das Jahr 2025 ist für die Domstadt ein ganz besonderes. 777 Jahre ist es her, dass der Grundstein für den Kölner Dom gelegt wurde. Das Bauwerk ist weit mehr als nur ein Wahrzeichen. Für viele ist er nicht nur ein Stück Heimat, sondern auch der älteste Dauerauftrag der Stadt.

Wie aber genau die Grundsteinlegung damals ablief, ist wenig bekannt. Die einzige Quelle ist ein Eintrag in den Annalen von St. Pantaleon: "Es wird berichtet, dass der Erzbischof Konrad von Hochstaden bei einer großen Messe an Maria Himmelfahrt, also am 15. August 1248, dann wohl den Grundstein legte“, erzählt Dr. Albert Distelrath, Stellvertretender Dombaumeister der Kölner Dombauhütte. Wie das dann tatsächlich vonstatten ging, weiß man allerdings nicht. "Wir wissen nur, dass der Grundstein höchstwahrscheinlich in eine Fundamentgrube gesetzt worden ist“, erklärt Distelrath. Er sei bis heute aber nicht gefunden worden. Auch die archäologischen Untersuchungen seit 1946 könnten darüber keinen Aufschluss geben.

Albert Distelrath, stellvertretender Kölner Dombaumeister / © Tobias Fricke (DR)
Albert Distelrath, stellvertretender Kölner Dombaumeister / © Tobias Fricke ( DR )

Ein Bauwerk zwischen Zeiten

Im Spätmittelalter gab es viele Herausforderungen wie zum Beispiel die Pest im Jahr 1348. Trotzdem wurde am Dom weitergebaut, und zwar bis etwa 1520. Dann jedoch stoppte der Bau. "Das war ein erster großer Einschnitt", so Distelrath. Einerseits wegen der Reformation, die das religiöse Leben in Europa stark verändert habe. Andererseits verlor Köln damals etwas an Bedeutung. Außerdem war der Dom in seiner Grundfläche bereits weitgehend fertig und konnte genutzt werden, auch wenn er noch nicht komplett vollendet war.

Albert Distelrath

"Es gab damals eine rege Reisetätigkeit der Baumeister untereinander. Man wusste, wo was gebaut wird und die Innovationen wurden von einer Baustelle auf die nächste direkt übertragen".


Mode aus Frankreich

"Da ist man da doch pragmatisch. Dieses Gebäude war fertig und man konnte es nutzen in einem Stil der Gotik, die zu diesem Zeitpunkt vollkommen unmodern war“, erklärt der Stellvertretende Dombaumeister. Die Gotik war Mode, die von Frankreich "übergeschwappt", sei.  Sie habe sich in Frankreich schon um die 100 Jahre vorher durchgesetzt. Im zwölften Jahrhundert begann man dann in Frankreich die großen gotischen Kathedralen in diesem neuen Stil zu bauen. "Es gab damals eine rege Reisetätigkeit der Baumeister untereinander. Man wusste, wo was gebaut wird und die Innovationen wurden von einer Baustelle auf die nächste direkt übertragen", so Distelrath. 

In Köln könne man davon ausgehen, dass Meister Gerhard, der erste Architekt am Kölner Dom, sicherlich in Frankreich in der Kathedrale von Amiens oder auch an der Saint-Chapelle in Paris diese Erfahrung gesammelt habe. "Diese Architekturdetails sieht man dann auch schon in Köln", erklärt der Stellvertretende Dombaumeister.

Erst im 19. Jahrhundert nahm der Dombau wieder Fahrt auf. Im Zeitalter der Romantik entfachte eine breite Bürgerbewegung neue Begeisterung für das gotische Bauwerk. 1842 wurde der Weiterbau offiziell aufgenommen, fast 300 Jahre nach dem Stillstand. 1880 war es dann soweit: Nach 632 Jahren galt der Kölner Dom als vollendet.

Albert Distelrath

"Köln wurde schwer zerstört und auch der Dom blieb nicht verschont".


Fertig, aber nicht vorbei

Doch "fertig" sei der Dom eigentlich nie, sagt Distelrath. Mit der symbolischen Vollendung begann nahtlos die nächste Phase: die ständige Erhaltung. Die Dombauhütte, die über Jahrhunderte hinweg das handwerkliche Herzstück des Baus bildete, blieb bestehen und sorgt bis heute für die Pflege und Restaurierung des gewaltigen Bauwerks.

Ein weiterer tiefer Einschnitt folgte im 20. Jahrhundert mit dem Zweiten Weltkrieg. "Köln wurde schwer zerstört und auch der Dom blieb nicht verschont", sagt Distelrath. In den Jahren nach dem Krieg widmete sich die Dombauhütte vor allem der Beseitigung der Kriegsschäden. Viele dieser Schäden sind bis heute sichtbar und manche davon beschäftigen die Restauratorinnen und Restauratoren noch immer.

Albert Distelrath

"Ich kenne keine Stadt, in der die Bürger eine so starke Identifikationen mit dem Bauwerk haben wie in Köln. Das kann das Brandenburger Tor in Berlin nicht erreichen und andere Gebäude auch nicht"


157 Meter Sehnsucht

Die großen Kirchenbauten waren immer auch Prestigebauten. "Besonders in Köln wollte man da ein Zeichen setzen, gerade auch wegen der politischen Bedeutung der Heiligen Drei Könige", erzählt Distelrath. "Das war sicherlich eine sehr, sehr große Prestigeaufgabe", fügt er hinzu. 

Das zeige sich auch in dem Fassadeplan von 1280, der bis heute im Dom hängt. Man wollte das höchste Gebäude der Welt bauen und 1880, hunderte Jahre später, habe man das Ziel erreicht. "Das geschafft zu haben, vielleicht ist auch genau das, was uns heute so fasziniert", stellt Distelrath fest. Man müsse es nicht nur materiell betrachten, sondern vielmehr sein da "was Höheres, was die Leute bewegt hat, dieses Wahnsinnsgebäude so errichten zu können", fügt der Stellvertretende Dombaumeister an. 

Mittlerweile hat der Kölner Dom eine Höhe von 157 Metern erreicht. "Ich kenne keine Stadt, in der die Bürger eine so starke Identifikation mit dem Bauwerk haben wie in Köln. Das kann das Brandenburger Tor in Berlin nicht erreichen und andere Gebäude auch nicht", so Distelrath weiter. Dieses Heimatgefühl auch über die Konfession hinweg habe nichts mit Religionszugehörigkeit zu tun. "Ich glaube, wenn der Kölner nach Hause kommt und er sieht die Domspitzen, dann hat er dieses Gefühl der Heimat, das es sonst nirgendwo gibt", fügt er an. 

Albert Distelrath

"Wenn der Dom fertig ist, geht die Welt unter".


Auf ewig unvollendet

2070 soll das Ende der aktuellen Maßnahmen im Strebebogensystem, dem Strebewerk und auf der Südseite des Domes erreicht sein. Danach gehe es aber auf die Nordseite. "Das sind dann Zeiträume, die man gar nicht überblicken kann", so Distelrath. Dass der Kölner Dom irgendwann fertig sein wird, bezweifelt der Stellvertretende Dombaumeister stark. Kontinuierliche Bauunterhaltung sei notwendig für den Dom. Er erwähnt ein altes Sprichwort: "Wenn der Dom fertig ist, geht die Welt unter. Wir werden weiter Gerüste bauen und Sie werden weiter Gerüste am Dom sehen. Das ist auch gut so.“

Stationen der Kölner Domgeschichte

1248 Grundsteinlegung für den gotischen Neubau unter Erzbischof Konrad von Hochstaden.

1322 Chorweihe; allmählich entstehen die unteren Teile von Mittelschiff, Querhäusern und Seitenschiffen sowie der Südturm bis zu einer Höhe von 59 Metern.

1560 Einstellung des Baubetriebs.

1794 Nach dem französischen Einmarsch dient der Torso des Doms als Futtermagazin und Gefangenenlager.

1815 Nach den napoleonischen Befreiungskriegen wird der Kölner Dom für die Romantiker zu einem Symbol der deutschen Nationalbewegung.

Blick auf den Kölner Dom / © Wondervisuals (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © Wondervisuals ( shutterstock )
Quelle:
DR

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