DOMRADIO.DE: Sie waren viele Jahre für den Heilig Land Verein in Israel. Mit welchen Gefühlen blicken Sie jetzt von Deutschland aus dorthin?
Röwekamp (Langjähriger Repräsentant des Deutschen Vereins vom Heiligen Lande in Jerusalem): Man ist natürlich mit dem Herzen immer vor Ort. Sowohl in Israel, in Palästina als auch in Gaza. Seit meinem Besuch dort habe ich eine besondere Beziehung, vor allem zur katholischen Kirchengemeinde. Man verfolgt die Entwicklungen höchst angespannt, weil man einfach hofft, dass endlich die Waffen schweigen.
DOMRADIO.DE: Sie sind diesen Dienstag zu Gast bei einem politischen Friedensgebet in der Körner Kirche St. Mechtern. Das Gebet steht unter dem Motto "Auf der Suche nach Frieden". Sehen Sie eine Chance auf Frieden vielleicht schon bald?
Röwekamp: Sagen wir mal so: Die Chance auf Frieden ist zumindest größer als in den letzten zwei Jahren. Trotzdem habe ich noch große Sorge, ob es wirklich dazu kommt, weil es leider auf verschiedenen Seiten Menschen gibt, die das nicht wollen. Deshalb ist das Gebet im Moment besonders dringend nötig, damit die Schritte unternommen werden, die möglich erscheinen.
DOMRADIO.DE: Sie haben ein Buch über die Geschichte und Gegenwart der Christen in Gaza geschrieben, um, wie Sie sagen, das Leid der Christen dort nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Sie haben den Gazastreifen zur Recherche noch kurz vor dem 7. Oktober 2023 besucht. Wie war Ihr Eindruck damals?
Röwekamp: Das war damals schon eine sehr schwierige Situation. Das Ziel war vor allem, die beiden christlichen Gemeinden in Gaza kennenzulernen, die unter extrem schwierigen Bedingungen bestehen, die orthodoxe und die katholische Kirche. Man fühlte sich damals schon im Grunde unter einer doppelten Besatzung. Wenn man diese Menschen persönlich kennt, entsteht eine besondere Verbundenheit. Eines der Ergebnisse war zu merken, dass diese reiche Geschichte zu Ende zu gehen droht. Die Existenz dieser christlichen Gemeinden zeigt auch, dass dort nicht nur Terroristen leben, sondern unschuldige Menschen Opfer der Situation sind. Für diese Menschen schlägt seitdem mein Herz.
DOMRADIO.DE: Wie ist Ihr Kontakt aktuell zur katholischen Gemeinde in Gaza?
Röwekamp: Wenn es Internet gibt, postet der dortige Pfarrer, der beim Angriff auf die katholische Gemeinde am 17. Juli leicht verletzt wurde und bei dem drei Menschen starben, Bilder aus der Gemeinde. Besonders berührend war am 2. Oktober, wie er mit dem Kinderchor der Gemeinde "Dona Nobis Pacem" probte. Es ist tief bewegend zu sehen, wie die Menschen vor Ort dennoch auf Frieden hoffen.
DOMRADIO.DE: Was berichten Ihnen die Menschen vor Ort konkret über die aktuelle Lage und was hoffen Sie für die Zukunft?
Röwekamp: Wie gesagt, die Hoffnung auf Frieden und auf ein Ende der Waffen übertönt alles. Auch wenn die Menschen noch nicht wirklich daran glauben können, weil die Kämpfe weiterhin andauern.
Das Interview führt Carsten Döpp.