Katholiken aus dem Amazonas fordern mehr Klimaschutz

Sorge um "gemeinsames Haus"

An der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém beteiligen sich auch Katholiken und Kirchenvertreter aus dem Amazonas. Sie wollen zeigen, dass dort seit Jahrzehnten Völker im Einklang mit der Natur leben und den Amazonas bewahren.

Autor/in:
Ina Rottscheidt
Kirche am Amazonas / © bumihills (shutterstock)

Dom Júlio Endi Akamine SAC ist Erzbischof von Belém, wo die Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (COP30) stattfinden wird. Er hofft, dass die integrale Ökologie, wie sie Papst Franziskus in seiner Enzyklika laudato si‘ formuliert hatte, auch bei der COP30 hinreichend Beachtung findet.

Der Erzbischof von Belém wünscht sich Aufmerksamkeit für die Realitäten vor Ort. Denn der Amazonas, der die grüne Lunge des Planeten und Lebensraum vieler indigener Völker ist, schrumpft unaufhörlich. "Die Verwüstung, die Zerstörung und die Verschmutzung, die wir heute erleben, haben diese Völker nicht verursacht."

Erzbischof Júlio Endi Akamine SAC (dpa)
Erzbischof Júlio Endi Akamine SAC / ( dpa )

Erzbistum Belém organisiert Begleitprogramm zur COP30

Das Erzbistum Belém hat ein Programm organisiert, das die Weltklimakonferenz begleitet. An unterschiedlichen Orten in der Stadt wird es Foren, Diskussionen und Präsentationen geben, die sich an die Bevölkerung und die Gläubigen richten; Gottesdienstangebote in der Basilika der Stadt auf Englisch, Spanisch und Französisch für die Besucher aus aller Welt, von denen mehrere Zehntausend bei der Konferenz erwartet werden.

Es wird einen feierlichen Gottesdienst zur Eröffnung geben und auch eine Prozession in Gedenken an alle, die bei ihrem Einsatz für den Amazonas ums Leben kamen. "Als katholische Kirche und vor allem als Erzdiözese Belém ist es uns ein Anliegen, dass sich alle Menschen guten Willens an der COP30 beteiligen können", so der Erzbischof. 

Vatikan-Vertreter reisen auch an

Papst Leo IVX. wird nicht zur Weltklimakonferenz reisen, weil er Verpflichtungen im Rahmen des Heiligen Jahres in Rom hat. Vertreten wird er jedoch durch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und eine Delegation des Heiligen Stuhls, die im Namen des Papstes spricht und sowohl ihn als auch das päpstliche Lehramt repräsentiert.

Regenwald am Amazonas / © Nowaczyk (shutterstock)

Die Vatikan-Delegation wird Zugang zur sogenannten "Blauen Zone" haben, wo die offiziellen Verhandlungen zwischen Vertretern der Teilnehmerstaaten stattfinden. Die "Grüne Zone" ist für die zivilgesellschaftlichen Aktivitäten vorgesehen, an denen sich auch das kirchliche Amazonas-Netzwerk Repam ("Red Eclesial Panamazónica") beteiligen wird. Deren Sprecher für die COP 30 in Belem, Eduardo Soares, ist überzeugt: "Die prophetische Stimme der Kirche muss auf dieser Konferenz gehört werden." Für ihn ist Vernetzung ein wichtiger Hebel: "Wir sehen diesen Prozess der globalen Mobilisierung als Zeichen der Hoffnung, denn nur so können wir auf die Verhandlungen Einfluss nehmen. Eine organisierte Gesellschaft, ein organisiertes Volk wird eher gehört." 

Amazonas-Bischöfe äußern sich

Auch andere Amazonas-Bischöfe und Vertreter der brasilianischen Bischofskonferenz CNBB werden zur Weltklimakonferenz reisen, unter ihnen der Erzbischof von Manaus, Kardinal Leonardo Steiner, mit einem klaren Appell: "Wir äußern uns nicht zu Wirtschaftsfragen, aber wir kritisieren, dass der Amazonas allein unter wirtschaftlichen Interessen betrachtet wird!" Dieses Denken müsse überwunden werden, forderte er gegenüber dem Sender BNC Amazonas. 

Kardinal Leonardo Ulrich Steiner, Bischof von Manaus / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Leonardo Ulrich Steiner, Bischof von Manaus / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Bereits im August hatten die Amazonas-Bischöfe in einer gemeinsamen Erklärung deutlich gemacht, dass die Region kein Territorium zur Ausbeutung sei, sondern „bewohntes Land, das seit Generationen bewahrt wurde" und "ein Ort, in dem sich die Gegenwart Gottes offenbart." Der Klimawandel verpflichte zur integralen Ökologie: "Dieser unverantwortliche und respektlose Umgang mit der Erde hat zur Klimakrise geführt. Als Reaktion darauf erneuern wir unser Engagement für eine ganzheitliche Ökologie und die Sorge um unser gemeinsames Haus", hieß es in der Erklärung.

Deutsche Katholiken schauen auf Belem

Und auch von Deutschland schauen Katholiken mit großer Aufmerksamkeit auf die anstehende Konferenz: Man erwarte von dem Treffen verbindliche CO2-Reduktionsziele und einen verbindlichen Ausstieg aus den fossilen Energien, so der Jesuit Martin Maier, Hauptgeschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerkes Adveniat. Außerdem müssten die beschlossenen Finanzzusagen endlich umgesetzt werden: In Baku hatten die reicheren Länder den Ärmeren zugesagt, ihre jährlich 100 Milliarden US-Dollar für Klimaanpassung und ökologische Transformation aufzustocken.

Die Lösungen lägen auf dem Tisch, so der Erzbischof der Gastgeberstadt Belém: "In seinem apostolischen Schreiben "Laudate Deum" hat Papst Franziskus sehr konkrete Forderungen formuliert, die nicht gehört, vielleicht sogar ignoriert wurden", so Dom Júlio, der sich mutige Entscheidungen bei der Konferenz wünscht: "Papst Franziskus benannte da sehr konkrete Schritte zur Bekämpfung der Klimakrise, das ist in der Tat ehrgeizig. Wenn die Akteure mehr auf "Laudate Deum" hören würden, dann würden die Dinge meiner Meinung nach in die richtige Richtung laufen."

In Belém, der Stadt am Amazonas-Delta im Nordosten Brasiliens, tagt vom 10. bis zum 21. November 2025 die "Conference of the Parties" - kurz COP 30.

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

 

Quelle:
DR

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