Kardinal Koch sagt alle Deutschland-Termine ab

Hass und Gewaltandrohungen

Der nach einem Nazi-Vergleich in die Kritik geratene Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat alle seine für das Wochenende in Deutschland geplanten Termine abgesagt.

Kurienkardinal Kurt Koch / © Ettore Ferrari (dpa)
Kurienkardinal Kurt Koch / © Ettore Ferrari ( dpa )

Der nach einem Nazi-Vergleich in die Kritik geratene Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat alle seine für das Wochenende in Deutschland geplanten Termine abgesagt. Dies sagte der Ellwanger Pfarrer Sven van Meegen am Samstag unter Berufung auf einen Anruf aus Kochs römischem Büro. Das Christliche Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd bestätigte auf Anfrage diese Information. Koch begründete seine Entscheidung mit einer in der Öffentlichkeit entstandenen Stimmung.

Koch hätte am Sonntag im Schönblick einen Gottesdienst feiern und einen Vortrag halten sollen; am Montag war eine Messe in Ellwangen geplant. Die Stadt Schwäbisch Gmünd hatte von sich aus eine Veranstaltung mit Koch abgesagt, bei der sich der Kurienkardinal am Samstag ins Goldene Buch hätte eintragen sollen. Angemeldete Demonstrationen gegen Koch gab es laut der Polizei nicht.

Auf Anfrage nannte Koch es nicht sinnvoll, jetzt in Schwäbisch Gmünd zu sprechen. Der Termin für den Vortrag "Warum es sich gerade heute lohnt, Christ zu sein" solle deshalb verschoben werden. Nicht äußern wollte sich der Kardinal dazu, ob er weitere öffentliche Erklärungen zu seinem Streit mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, abgeben will. Der Limburger Bischof wisse aber "von früheren Begegnungen, dass ich jederzeit zu Gesprächen bereit bin".

Konflikt nicht beigelegt

Van Meegen nannte als Grund für Kochs Fernbleiben auch Hass und Gewaltandrohungen in Mails, die auch beim Schönblick eingegangen sein sollen. Der Kurienkardinal steht wegen eines NS-Vergleichs im Zusammenhang mit dem katholischen Reformprozess Synodaler Weg in der Kritik.

In der Wochenzeitung "Die Tagespost" hatte er über Parallelen zwischen aktuellen kirchlichen Diskussionen und solchen aus der NS-Zeit gesprochen. Es irritiere ihn, dass in einem Text des Synodalen Wegs "neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies - wieder - in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten Deutschen Christen Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben."

Bätzing forderte daraufhin eine öffentliche Entschuldigung. Koch wehrte sich danach gegen den Vorwurf, er habe das Reformprojekt mit den den Nationalsozialisten nahestehenden evangelischen "Deutschen Christen" verglichen. Bätzing entgegnete, er könne Kochs Antwort "nicht als zufriedenstellend akzeptieren". Der Kardinal habe sich "im Kern nicht für die unhaltbaren Äußerungen entschuldigt, sondern sie - im Gegenteil - noch verschlimmert", so der Limburger Bischof. Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisierte Kochs Aussagen.

 

Antisemitismusbeauftragter kritisiert Aussage von Kardinal Koch

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat den Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch für dessen Aussage zum katholischen Refromprojekt Synodaler Weg und zu den "Deutschen Christen" im Dritten Reich kritisiert. "Dass der Vergleich mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte herhalten muss, um zu einem innerkirchlichen Konflikt Stellung zu beziehen, ist irritierend", sagte Klein dem Schweizer Pressedienst kath.ch (Freitag).

Kurt Kardinal Koch / © Francesco Pistilli (KNA)
Kurt Kardinal Koch / © Francesco Pistilli ( KNA )

 

Quelle:
KNA