Italienischer Kardinal Bassetti verlässt das Krankenhaus

Zurück ins Leben - für einen neuen Lebensstil nach Corona

​Nach einer schweren Covid-19-Erkrankung hat der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz die Klinik verlassen. Wie der Papst streitet auch Gualtiero Bassetti für eine erneuerte Zivilisation nach der Pandemie.

Autor/in:
Burkhard Jürgens und Roland Juchem
Kardinal Gualtiero Bassetti (l.) mit Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Gualtiero Bassetti (l.) mit Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Erzbischof von Perugia zu sein, ist kein Posten für Karrieristen. Wer der katholischen Ortskirche auf den Hügeln und in den Niederungen Umbriens vorsteht, zählt nicht unbedingt zu den traditionellen Anwärtern auf die Kardinalswürde. Gualtiero Bassetti schien sich nichts daraus zu machen. Bistumsleiter, ja; aber nicht so sehr, dass es ihn davon abhalten würde, persönlich Bettlern die Tür zu öffnen, wenn sie am Bischofshaus läuteten.

Es wird eine Weile dauern, bis Bassetti dies wieder tun kann. Zunächst einmal öffnete sich für ihn am Donnerstag die Tür des Krankenhauses in Perugia. Dass er es lebend verlassen hat, ist nicht selbstverständlich. Die ärztlichen Bulletins aus dem Krankenhaus "Santa Maria della Misericordia" seiner Bischofsstadt klangen ernst.

Kardinal Bassetti muss in Reha

Der Zustand des Vorgesetzten der Italienischen Bischofskonferenz hatte sich vergangene Woche verschlechtert, der 78-Jährige musste tagelang auf der Intensivstation beatmet werden. Ende Oktober war er mit Covid-Symptomen eingeliefert worden. Bassetti hätte einer der 550 bis 770 Italiener sein können, die in der vergangenen Woche täglich dem Virus erlagen. Doch er schaffte es. Vollständig genesen ist er noch nicht; zunächst geht es für Reha-Maßnahmen in die Gemelli-Klinik nach Rom.

In einem kurzen Schreiben, dass Bassetti am Donnerstag verbreiten ließ, bedankte er sich beim Klinikpersonal für die Behandlung und Betreuung. Am eigenen Leibe habe er "die Menschlichkeit, Kompetenz und Sorgfalt" erfahren, die alle Mitarbeiter "mit unermüdlicher Fürsorge" täglich gezeigt hätten. Angesichts derzeit teils erschreckender Episoden aus Hospitälern und Ambulanzen des Landes sicherlich keine Selbstverständlichkeit.

Dank an Klinikpersonal und für das Gebet

Ebenso ausführlich hatte sich Bassetti schon vorher bei den Menschen bedankt, die für ihn gebetet hätten. Darunter Papst Franziskus, der sich zwei Mal bei Perugias Weihbischof eigens nach dem Befinden des Kardinals erkundigte. Seinen Dank beschloss Bassetti mit den Worten: "Ich vertraue alle Maria, der Muttergottes, an, dass sie für ihre Kinder Fürsprache halte." Für den Mann aus einer einfachen, frommen Familie ist dies keine bloße Floskel.

Gualtiero Bassetti stammt aus einer gläubigen Familie in den Bergen, die die Toskana mit ihrer Metropole Florenz von der Ebene der Emilia-Romagna trennen. Dort wurde er am 7. April 1942 als erstes von drei Kindern geboren. Bassetti wuchs in das Kirchenleben hinein. Mit 14 kam er ins Knabenseminar in Florenz, zehn Jahre später, nach Schulabschluss und Studium, wurde er dort im Dom von Kardinal Ermenegildo Florit zum Priester geweiht.

Nach Stationen in Seelsorge und Priesterausbildung berief Johannes Paul II. Bassetti 1994 zum Bischof von Massa-Marittima-Piombino an der Küste südwestlich von Florenz. Im Februar 1999 trat Bassetti als Bischof in Arezzo an. Benedikt XVI. ernannte ihn 2009 zum Erzbischof von Perugia. Im selben Jahr wurde Bassetti zum Vizepräsidenten der Italienischen Bischofskonferenz gewählt.

Bassetti: Ein Bischof, wie Franziskus sich ihn wünscht

Papst Franziksus ernannte ihn im Mai 2017 als Nachfolger von Kardinal Angelo Bagnasco zum Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz; unter den drei Kandidaten, die dem Papst genannt worden waren, hatte Bassetti die meisten Stimmen der Bischöfe. Abgesehen von Reise- und Beratungstätigkeiten, die sein Mandat in der Bischofskonferenz erforderte, verbrachte Bassetti bisher viel Zeit mit der Begleitung seiner Gläubigen und Priester.

Ein Filmporträt des Senders TV2000 zeigte ihn, wie er mit seinem Kleinwagen hier bei einem Sozialzentrum vorbeischaut, dort ein Jugendtreffen besucht. Ein Bischof, wie Franziskus sich ihn wünscht, weswegen er ihn 2013 zum Mitglied der Bischofskongregation ernannte und 2014 zum Kardinal.

In der Corona-Pandemie sieht Bassetti wie der Papst einen Ruf zum Wandel des Lebensstils. Entweder man schaffe eine gerechtere Welt - "oder wir werden als bedeutungslose Statisten den Niedergang unserer Zivilisation miterleben", sagte er im Juli. Damit er an dem Wandel weiter mitwirken kann, muss der Geistliche zunächst einmal selbst wieder richtig auf die Beine kommen. Sicherlich ist das Virus an ihm nicht spurlos vorbeigegangen - weder körperlich noch seelisch.


Quelle:
KNA