Ethiker fordert von Kirchen Einsatz für gerechtere Gesellschaft

Gerechtere Gesellschaft schaffen

Der Gesellschaftsethiker Bernhard Emunds sieht angesichts wachsender wirtschaftlicher Ungleichheit in der Corona-Krise die Kirchen in der Pflicht. Es sei Aufgabe der Kirche, sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen.

Schere zwischen Armen und Reichen größer / © eldar nurkovic (shutterstock)
Schere zwischen Armen und Reichen größer / © eldar nurkovic ( shutterstock )

"In der katholischen Sozialethik hat die Forderung nach einer anderen Vermögensverteilung Tradition. Zudem wird betont, dass diejenigen, die Eigentum haben, damit auch Verantwortung übernehmen und dass der Staat Gesetze einführen soll, damit die Eigentümer ihr Vermögen so einsetzen, dass es für alle Betroffenen von Vorteil ist", sagte Emunds dem Portal katholisch.de am Dienstag im Interview. Vor diesem Hintergrund sei es Aufgabe der Kirchen, sich für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen.

Verantwortung der Vermögenden

"Wir sind in einer Krisenzeit und da zeigt sich das hässliche Gesicht des Kapitalismus besonders deutlich", so der Leiter des Nell-Breuning-Instituts der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Seit Jahren gebe es eine Entwicklung zur Vermögenskonzentration. "Wer über ein großes Vermögen verfügt, kann sich Spezialisten leisten, um das Geld besonders gut anzulegen und Steuern zu umgehen. So wachsen besonders große Vermögen besonders schnell." Einen möglichen Ausweg aus dieser Entwicklung sieht Emunds in einer "ausreichend hohen Besteuerung von Vermögen", etwa in Form einer neuen Erbschaftssteuerregelung.

Schere zwischen Arm und Reich größer

Angesichts der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich erwarteten die Menschen von den Kirchen auch politischen Einsatz. "Die Menschen haben schon den Anspruch, dass die Kirchen über Caritas und Diakonie an der Seite der Betroffenen, der Armen, Schwachen und Kranken stehen - und dass sie sich darüber hinaus auch politisch für sie einsetzen", betonte Emunds. Allerdings habe er den Eindruck, dass die Kirchen derzeit "hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt sind, vor allem die katholische Kirche".


Professor Bernhard Emunds / © Harald Oppitz (KNA)
Professor Bernhard Emunds / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA